pts20140507021 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

OeKB Geschäftsklima-Index: Turbulenzen um Ukraine und Russland wirken massiv

Unternehmen sehen beide Wirtschaftsstandorte kritisch


Wien (pts021/07.05.2014/10:45) Der OeKB Geschäftsklima-Index MOE rasselt im April für die Ukraine nach unten. Er verliert 13,8 Punkte im Vergleich zum Jahresbeginn und weist mit 61,3 den niedrigsten Wert unter allen beobachteten Ländern auf. Kein anderes MOE-Land zeigt einen derart starken Rückgang des Geschäftsklima-Indikators.

Die Umfrageteilnehmer bewerten zum einen die Ist-Situation ihrer Niederlassungen in der Ukraine als trist: Konkret wird für fast die Hälfte der Unternehmensbeteiligungen die Geschäftslage negativ beurteilt. Zum anderen ist der Ausblick wenig erfreulich. Die für das 2. und 3. Quartal erwartete Geschäftsentwicklung wird sich laut Frühindikator weiter verschlechtern. So nimmt der Index der Geschäftserwartungen um 17,3 Punkte ab und erreicht mit 59,5 den geringsten Wert seit dem Krisenjahr 2009. Darüber hinaus sinkt der Konjunkturindex für die Ukraine, der die makroökonomische Performance des Landes in den kommenden zwölf Monaten anzeigt, um 16,7 Punkte auf einen Wert von 54,5. Darin spiegelt sich die Einschätzung von 60 % der Marktexperten wider, die eine Verschärfung der wirtschaftlichen Entwicklung der Ukraine sehen.

Indes ist die Wirtschaftssituation bereits seit längerem sehr angespannt, mit einem nahezu Nullwachstum in den Jahren 2012 und 2013. Nun trifft die wirtschaftlich schwache Lage des Landes mit einer ernsten innen- und außenpolitischen Krise zusammen, wodurch die Ukraine Gefahr läuft, in einen Abwärtssog zu geraten.

Unternehmen ziehen sich aus der Ukraine zurück

Signalisierten die Direktinvestoren im Januar noch ein Festhalten am Wirtschaftsstandort Ukraine, so stehen die Zeichen im April auf Rückzug. Der Investitionsindex verliert gegenüber Januar um 6 Punkte und bildet damit die mangelnde Bereitschaft der Unternehmen ab, ihre Standorte weiter auszubauen: Konkret sind für nur 4 % der Niederlassungen in den kommenden zwölf Monaten Erweiterungsinvestitionen geplant. Darüber hinaus soll ein Fünftel der Unternehmen vor Ort abgebaut werden. Die aktuelle wirtschaftliche und außenpolitische Krise der Ukraine schlägt auf alle Branchen negativ durch. Es sind aber vor allem die Banken, die den Wirtschaftsstandort nachhaltig beeinträchtigt sehen. So soll die Präsenz verringert werden, indem für 36 % der Bankentöchter ein Abbau vorgesehen ist, während keine einzige Bankbeteiligung vor einer Expansion steht.

Russland wird abgestraft

Russland, das in den letzten Jahren eindeutig in der Gunst der Direktinvestoren lag, und dessen Geschäftsklima durchgängig als sehr attraktiv bewertet wurde, stürzt im April drastisch ab. Die Krim-Krise und der Konflikt um die Ost-Ukraine veranlassen die Befragungsteilnehmer das Land nunmehr sehr negativ zu bewerten. So wird sich die Konjunktur laut Umfrageteilnehmer in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern: Der entsprechende Index sinkt um 18,9 Punkte - und damit von allen MOEL am stärksten - auf einen Wert von 68,1. Der Optimismus, der noch zu Jahresbeginn hinsichtlich der russischen Wirtschaftsentwicklung für das Jahr 2014 herrschte, scheint damit gebrochen. Mit der derzeitigen Geschäftssituation zeigen sich die Unternehmen zwar noch zufrieden, sie nehmen ihre Bewertungen im Vergleich zum Januar jedoch zurück. Dennoch gehört Russland im April - was die aktuelle Geschäftslage betrifft - neben Polen und Tschechien immer noch zu den attraktivsten Märkten Mittelosteuropas. Für das kommende Halbjahr sind die Direktinvestoren allerdings wenig optimistisch: Der Index der Geschäftserwartungen verliert um 11 Punkte und zeigt damit mit einem Minus von 17,3 Punkten den zweitstärksten Rückgang nach der Ukraine. Konkret wird für rund ein Fünftel aller Niederlassungen eine schlechtere Geschäftsentwicklung prognostiziert.

Erweiterungsinvestitionen in Russland trotz negativen Ausblicks geplant

Anders als in der Ukraine, wo die Direktinvestoren ihr Engagement in Zukunft reduzieren wollen, soll in Russland die Präsenz trotz der schwierigen Lage etwas verstärkt werden. Zwar hat sich die Dynamik, mit der noch im Jänner Erweiterungsinvestitionen für bestehende Standorte angekündigt wurden, im April stark abgeschwächt, dennoch stehen 13 % der Niederlassungen vor einem Ausbau und nur 5 % vor einer Verkleinerung.

Geschäftsklima der MOE-Gesamtregion trübt sich nur geringfügig ein

Trotz des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland bleibt die Stimmung der Direktinvestoren für Mittelosteuropa insgesamt positiv, auch wenn sich die Zuversicht im Vergleich zum Jahresbeginn etwas abgekühlt hat. Der OeKB Geschäftsklima-Index MOE sinkt im April für die Gesamtregion um 1,5 Punkte auf einen Wert von 83,7. Getrieben wird diese Entwicklung in erster Linie von vorsichtigeren Geschäftserwartungen. Das beste Geschäftsklima herrscht im April in Polen und Tschechien, gefolgt von der Slowakei und Rumänien. Für die beiden krisengeschüttelten Länder Slowenien und Ungarn haben sich die Bewertungen der Direktinvestoren im April verbessert, wobei es sowohl hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage eine höhere Zufriedenheit gibt, als auch die Geschäftsperspektiven für das kommende Halbjahr positiver gesehen werden.

Gemischtes Branchenbild

Während sich das Geschäftsklima im April im Bereich der Sonstigen Dienste (z.B. Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Wäschereien) stark aufhellt, verschlechtert sich das Stimmungsbild in den meisten anderen Branchen. Allerdings ist das Ausmaß der Abwärtsbewegung des Geschäftsklima-Indikators unterschiedlich.

Banken, Immobilienwirtschaft, Energie- und Wasserversorgungssektor am wenigsten zuversichtlich

Im Bereich Banken, in der Immobilienwirtschaft und im Energie- und Wasserversorgungssektor wollen die Direktinvestoren in den kommenden zwölf Monaten ihr Beteiligungsnetz zurückfahren. Konkret sollen per Saldo zwischen 30 % (Immobilienwirtschaft) und 18 % (Banken) der jeweiligen Niederlassungen verkleinert oder geschlossen werden. Der Energie- und Wasserversorgungssektor liegt mit einem Anteil von 25 % aller Beteiligungen, bei denen ein Abbau stattfinden soll, dazwischen. Der geplante Rückzug dieser drei Branchen soll nahezu aus allen beobachteten MOE-Ländern erfolgen und ist nicht auf Länder, in denen derzeit besonders schwierige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen vorherrschen, beschränkt.

Unterschiedliche Situation in der Finanzdienstleistungsindustrie

Die Versicherungen sehen vor allem die Geschäftsperspektiven deutlich positiver als die Banken. Insgesamt liegt damit der Geschäftsklima-Index für die Versicherungen bei einem Wert von 81,7 im Vergleich zu 77,3 im Bankensektor. Anders als die Banken signalisieren die Versicherungen im April zudem ein Festhalten an der Wirtschaftsregion MOE. In den kommenden zwölf Monaten sollen 12 % der Standorte erweitert werden, nur 2 % der Beteiligungen stehen vor einem Abbau.

Link zur Grafik:

http://www.oekb.at/de/osn/DownloadCenter/research-services/OeKB-Infografik-II-2014.pdf

Quelle: OeKB Research Services

Über den OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE)

Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.900 ihrer Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden. Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren zur Aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.

Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die praxisnahe Aussagen und Prognosen unter anderem über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen Ländern Mittelosteuropas und in der Gesamtregion ermöglichen.

Rückfragehinweis:
Mag. Wolfgang Lueghammer
Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB)
Research Services
Tel. +43 1 531 27-2568
wolfgang.lueghammer@oekb.at

Mag. Verena Ebner
Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB)
Research Services
Tel. +43 1 531 27-2560
verena.ebner@oekb.at

Über die OeKB

Die Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft (OeKB) ist Österreichs zentraler Finanz- und Informationsdienstleister für Exportwirtschaft und Kapitalmarkt. Ihre speziellen Services stärken den Standort Österreich und unterstützen die Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Die vielfältigen Dienstleistungen stehen Unternehmen und Finanzinstitutionen sowie Einrichtungen der Republik Österreich zur Verfügung.

Die OeKB handelt sektorübergreifend, zentral, neutral und in Übereinstimmung mit ihrer Nachhaltigkeitspolitik. Das 1946 gegründete Spezialinstitut steht im Eigentum österreichischer Banken.
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(Ende)
Aussender: Oesterreichische Kontrollbank AG
Ansprechpartner: Peter Gumpinger
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Website: www.oekb.at
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