pte20220921010 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Neurokognitives Training hilft Depressiven

Wirksamkeit von Ketamin verlängert - Klinische Untersuchung belegt Effekt von rund einem Monat


Lächeln: Positive Bilder helfen Patienten mit Depressionen (Foto: pixabay.com, Pexels)
Lächeln: Positive Bilder helfen Patienten mit Depressionen (Foto: pixabay.com, Pexels)

Pittsburgh (pte010/21.09.2022/10:30)

Ein einfaches computergestütztes neurokognitives Training verlängert die Wirkung von Ketamin bei der Behandlung resistenter Depressionen. Bei diesem Training handelt es sich laut Forschern der University of Pittsburgh http://pitt.edu um den Einsatz positiver Wörter und Bilder, die darauf ausgerichtet sind, den Selbstwert zu fördern. Der doppelblinden radomisierten klinischen Studie zufolge helfen diese kostengünstigen automatisierten Verhaltensinterventionen in dem Zeitfenster der erhöhten Gehirnplastizität nach der Verabreichung mit Ketamin dabei, die Depressionen mindestens für einen Monat unter Kontrolle zu halten.

Wesentlich günstigere Therapie

Forscherin Rebecca Price zufolge haben die Ergebnisse die Erwartungen übertroffen. Laut dem National Institute of Mental Health http://nimh.nih.gov haben 2020 fast 21 Mio. US-Amerikaner mindestens eine schwere depressive Episode gehabt. Jährlich werden bei rund neun Mio. Menschen Depressionen diagnostiziert. Davon sprechen fast drei Mio. nicht auf die herkömmliche Behandlung mit Antidepressiva an. Wird Ketamin in einem entsprechenden medizinischen Umfeld verabreicht, sind die Infusionen sicher und führen nicht zur Abhängigkeit, heißt es. Details sind in "American Journal of Psychiatry" nachzulesen.

Diese Behandlung unterliegt jedoch Einschränkungen. Eine Milderung der Symptome kann sich bereits zwei Stunden nach der Infusion einstellen. Die Wirkung von Ketamin nimmt in den folgenden Wochen jedoch eher ab und bringt die Patienten dazu, sich erneut in Behandlung zu begeben. Ketamin-Infusionen verursachen jedoch hohe Kosten, die in den USA zumeist von den Patienten selbst bezahlt werden müssen. Zudem sind die Wartelisten oftmals lang und nicht alle Patienten, die profitieren würden, erhalten auch eine Behandlung mit Ketamin.

Automatisierte Intervention als Ziel

Price war eine der ersten Forscherinnen, die nachgewiesen hat, dass Infusionen mit Ketamin Suizidgedanken verringern. Derzeit konzentrieren sich die Forscher auf eine Verbesserung des Zugangs zur Ketamin-Therapie und die Erweiterung des klinischen Potenzials durch die Kombination mit computergestützten digitalen Therapien. "Wir sind an einer automatisierten Intervention interessiert, die auf jedem Computer oder anderen Geräten laufen kann und somit so zugänglich wie nur möglich wird", sagt Price. So soll eine Strategie entwickelt werden, die den Zeitraum zwischen den Infusionen verlängert, den Patienten hilft, Geld zu sparen und mehr Patienten eine effektive Behandlung zu ermöglichen.

Das von Price entwickelte Verfahren kombiniert eine einzelne Ketamin-Infusion mit einem automatisierten "Computer-Based Training", das positive Wörter und Bilder nutzt, um zu beeinflussen, wie eine Person sich selbst sieht. Wörter wie "sweet", "loveable" und "worthy" erscheinen gemeinsam mit einem Foto des Patienten und Bildern von lächelnden Personen auf dem Bildschirm. An der klinischen Studie haben über 150 Erwachsene mit einer behandlungsresistenten Depression teilgenommen.

Nach der Infusion absolvierte eine Gruppe der Patienten an vier Tagen acht 20-minütige Trainings. Die andere Gruppe erhielt eine nicht-therapeutische Version der Aufgabenstellungen. Eine dritte Gruppe erhielt eine Infusion mit Kochsalz und dann ein aktives Training. Im folgenden Monat berichtete die erste Gruppe über längere Zeit von weniger Symptomen. Derzeit untersuchen die Forscher, ob ein Training mittels iPad oder Smartphone die gleichen Vorteile bringt wie an einem Computer im Krankenhaus. Zusätzlich wird untersucht, ob ähnliche Verfahren helfen könnten, die Suizidalität zu verringern. Weitere Forschungsprojekte könnten sich mit Angststörungen, Essstörungen und anderen Bereichen beschäftigen.

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