pte20221201015 Medizin/Wellness, Medien/Kommunikation

Neue Therapie für Pädophile reduziert Konsum

Anonyme Kognitive Verhaltenstherapie über das Web laut Karolinska Institutet vielversprechend


Missbrauch: Kinder und Jugendliche weltweit davon betroffen (Foto: pixabay.com, Alexa)
Missbrauch: Kinder und Jugendliche weltweit davon betroffen (Foto: pixabay.com, Alexa)

Stockholm (pte015/01.12.2022/10:30)

Forscher des Karolinska Institutet haben die Möglichkeiten einer über das Internet bereitgestellten anonymen Kognitiven Verhaltenstherapie für Personen analysiert, die sich Bilder oder Videos von sexuell missbrauchten Kindern ansehen. Die Studienteilnehmer wurden großteils über Foren im Darknet rekrutiert. Eigenen Angaben nach haben die betroffenen Pädophilen nach der Therapie weniger derartige Inhalte konsumiert. Details wurden in "Internet Interventions" veröffentlicht.

Forschungsleiter Christoffer Rahm: "Wir wollten herausfinden, ob ein Therapieprogramm wie 'Prevent It' Menschen dazu bringen kann, dass sie solche Inhalte nicht mehr konsumieren. Die Inhalte werden häufig übers Darknet verbreitet. Das macht es für die Polizei schwieriger, die Verantwortlichen zu identifizieren. Gleichzeitig sind User, die ihr Verhalten ändern wollen, aus einem Gefühl der Scham und Angst vor Strafverfolgung nicht bereit, sich an Betreuungseinrichtungen zu wenden."

Studie mit 160 Teilnehmern

Mittels des Angebots einer anonymen Kognitiven Verhaltenstherapie über das Internet wollten die Forscher diese Hindernisse überwinden. Zweieinhalb Jahre lang posteten die Wissenschaftler Anzeigen und Links in Darknet-Chats und Diskussionsstränge, bis sie insgesamt 160 Studienteilnehmer rekrutiert hatten. Die Teilnehmer bestanden aus 157 Männern, zwei nicht-binären Personen und einer Person ohne Angabe zur Geschlechteridentität. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer tatsächlichen Behandlung mittels Kognitiver Verhaltenstherapie oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Bei der Kognitiven Verhaltenstherapie geht es um eine aktive Veränderung des Verhaltens und der Denkmuster.

Im Verlauf der acht Wochen dauernden Therapie wurden die Teilnehmer gefragt, wie viel sie pro Woche an Material mit sexuell missbrauchten Kindern sahen. Im nächsten Schritt wurde untersucht, wie sich der Konsum bei beiden Gruppen veränderte. Beide Gruppen verringerten ihren Konsum deutlich. Bei der behandelten Gruppe zeigte sich ein geringer, aber statistisch signifikanter Vorteil. Rund die Hälfte der Teilnehmer in beiden Gruppen gaben nach acht oder zwölf Wochen an, keine Inhalte mit Kindesmissbrauch gesehen zu haben. Die Forscher merken an, dass mehr Teilnehmer aus der Prevent-It-Gruppe ausstiegen. Nur 37 lieferten nach der Behandlung Daten. In der Placebo-Gruppe waren es immerhin 50.

Riesenproblem Kinderpornografie

Die Ausbreitung von Bildern und Videos von sexuell missbrauchten Kindern gilt als ein weitverbreitetes Problem. 2021 sollen fast 85 Mio. Files, bei denen angenommen wurde, dass sie den sexuellen Missbrauch von Kindern, also Kinderpornografie zeigen, weltweit im Umlauf gewesen sein. Das ist laut dem National Center for Missing and Exploited Children ein Anstieg von rund 30 Prozent seit 2020.

(Ende)
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