China: Sexismus-Eklat um neue Mathe-Bücher
Massive Kritik am Ansatz unterschiedlicher Versionen für Jungen und Mädchen
![]() |
Blau und rot: Mathe in geschlechterspezifischen Farben (Foto: ecnupress.com.cn) |
Beijing (pte002/24.08.2020/06:05) In China hat die East China Normal University Press (ECNUP) http://ecnupress.com.cn neue Mathematik-Lernbücher für die mittleren Jahrgänge veröffentlicht, die einen Eklat auslösten. Denn der Verlag wollte unterschiedliche Fassungen für Jungen und Mädchen veröffentlichen, um den Stärken und Schwächen der Geschlechter entgegenkommen. Das kam jedoch gar nicht gut an. Die ECNUP sah sich stattdessen mit massiver Sexismus-Kritik konfrontiert und zog daraus die Konsequenzen.
Big-Data-Fehlgriff
"Blaue Version für die Jungen, rote Version für die Mädchen", so promotete ECNUP das doppelte Mathe-Buch auf WeChat. Den Autoren zufolge hätten sie mittels Big-Data-Analyse nämlich die Stärken und Schwächen der Geschlechter ausgemacht. Um auf eben diese einzugehen, unterschieden sich die beiden Buch-Versionen in einzelnen Teilen, berichtet "Global Times" unter Berufung auf chinesischsprachige Medien. So würde die Buben-Version Fragen eher in Form von Games stellen, da Jungs diese mehr mögen. Für Mädchen gäbe es dagegen eher praktische Aufgaben wie den Obst- und Gemüseeinkauf auf dem Markt.
Das kam bei vielen Nutzern in China aber nicht gut, sondern als ziemlich sexistisch an. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass ECNUP auf dem offiziellen WeChat-Account den "ironischen" Sager "Meine Tochter ist großartig in Mathe, vielleicht sollte sie die männliche Version kaufen" nutzte. Die damit vermittelte Botschaft stieß vielen sauer auf und sorgte für heftige Debatten. Die eigene Tochter könne angesichts des Buches womöglich "glauben, sie sei in Sachen Mathematik gegenüber Buben minderwertig geboren", meinte beispielsweise ein Elternteil.
Schnelles Ende
Doch nicht nur die potenziellen Auswirkungen auf Mädchen waren Gegenstand der Debatte. Auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo äußerten User auch die Befürchtung, dass die Bücher den Leistungsdruck auf männliche Schüler übersteigern könnte. Jungs, die in Mathe schwach sind, könnten Geringschätzung durch Gleichaltrige und Gesellschaft erfahren. Insgesamt war die Kritik an dem Ansatz letztlich zu groß. ECNUP hat noch in der Vorwoche bekannt gegeben, dass die Bücher nicht mehr herausgegeben werden.
(Ende)| Aussender: | pressetext.redaktion |
| Ansprechpartner: | Thomas Pichler |
| Tel.: | +43-1-81140-314 |
| E-Mail: | pichler@pressetext.com |
| Website: | www.pressetext.com |


