pte20190225003 Medien/Kommunikation, Forschung/Entwicklung

Social Media sind Risiko für NATO-Truppen

Datensammeln und gezieltes Beeinflussen von Soldaten und ganzen Einheiten bei Übung leicht


Zielen: auf sozialen Medien oft zu leicht (Foto: Kony Xyzx, unsplash.com)
Zielen: auf sozialen Medien oft zu leicht (Foto: Kony Xyzx, unsplash.com)

Riga (pte003/25.02.2019/06:10) Soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram sind ein echtes Risiko für das Militär. Denn sie legen jede Menge Daten offen, mit denen es unter anderem möglich ist, Truppenbewegungen und Standorte von Soldaten einzuschätzen. Das haben Experimente des NATO-Exzellenzzentrums für strategische Kommunikation (StratCom COE) http://stratcomcoe.org während einer Truppenübung ergeben. Mit passend personalisierten Nachrichten ist es demnach auch möglich, Soldaten zu beeinflussen und sie so zu Verhaltensweisen zu animieren, die dem Militär abträglich sind.

Großer offener Datenschatz

Viele Daten auf sozialen Medien und aus anderen Online-Quellen sind offen zugänglich, und eben das haben sich die StratCom-Forscher zunutze gemacht. Sie schließen in ihrem Bericht, dass "ein Feind genug persönliche Daten über Soldaten sammeln könnte, um präzise zielgerichtete Nachrichten zu erstellen und somit erfolgreich ausgewählte Ziele zu beeinflussen, um gewünschte Verhaltensweisen zu zeigen". Denn während der Übung ist das den Forschern, die mit Genehmigung des Militärs einen digitalen Gegner mimten, mit relativ geringem Aufwand gelungen.

Indem sie Soldaten unter anderem auf Instagram verfolgt haben, konnten die Forscher nicht nur den Zeitpunkt der Übung ermitteln, sondern auch Truppenbewegungen und -standorte. Mithilfe offen verfügbarer Informationen ist es auch gelungen, mit Soldaten speziell auf Facebook über Fake-Profile in Kontakt zu treten. So konnten die Forscher Standorte von Einzelpersonen, darunter auch kritisches Personal, ermitteln. Für ihre Tricks relativ nutzlos war dem StratCom-Team zufolge allerdings Twitter, da Soldaten dieses soziale Medium während der Übung kaum genutzt haben.

Lücke Technik, Lücke Mensch

Das Experiment hat bei Facebook eine Lücke ans Licht gebracht, dank der die Forscher Informationen über den Arbeitsplatz eines Nutzers abrufen konnten, obwohl diese explizit nicht öffentlich sichtbar sein sollten. Zudem kritisiert das StratCom-Team, dass Facebooks Übersicht "Vorgeschlagene Freunde" andere Kontakte eines Nutzers leicht sichtbar macht, selbst wenn dieser eine Freundschaftsanfrage gar nicht angenommen hat. Dadurch konnte das Team leicht ganze Einheiten erfassen.

"Manche der Fehler, die uns ermöglicht haben, soziale Medien und Social-Media-User zu manipulieren, waren menschliches Versagen, dem nur mit besserem Training und schärferer Kontrolle begegnet werden kann", betonen aber die Forscher. Das ist vielleicht sogar das Erschreckendste am Experiment: Obwohl Militärangehörige in der Regel deutlicher auf die Risiken für die Privatsphäre, die soziale Medien mit sich bringen, hingewiesen werden als Durchschnittsuser, war es den Forschern ein Leichtes, verwertbare Daten zu sammeln.

Zum Paper "The Current Digital Arena and its Risks to Serving Military Personnel": http://bit.ly/2GEQfoP

(Ende)
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