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Weniger Virusleiden in wirtschaftlichen Krisenzeiten

Verstärkter öffentlicher Verkehr in boomenden Jahren als eine Ursache


Chart: Wirtschaft hat Auswirkung auf Epidemien (Foto: pixelio.de, A. Hermsdorf)
Chart: Wirtschaft hat Auswirkung auf Epidemien (Foto: pixelio.de, A. Hermsdorf)

Mailand (pte002/06.10.2016/06:00) Epidemien breiten sich während wirtschaftlicher Hochzeiten rascher aus, da die Menschen mehr reisen, wie Forscher Jérôme Adda von der Università Bocconi http://unibocconi.it herausgefunden hat. Der Wissenschaftler konnte aber auch nachweisen, dass das Schließen von Schulen und die Stilllegung des öffentlichen Verkehrs nur selten wirksame Gegenmaßnahmen gegen die Ausbreitung eines Virus sind.

Schulschließung nur bedingt gut

"Während eines wirtschaftlichen Booms reisen mehr Menschen, haben mehr Kontakt miteinander, und damit verbreiten sich auch Krankheiten rascher", so Adda in seinem im "Quarterly Journal of Economics" publizierten Report. Die Studie unterstreicht die Bedeutung des Verkehrs bei der Ausbreitung von Epidemien. Beurteilt werden nicht nur die Folgen von Maßnahmen, die zwischenmenschliche Kontakte einschränken, sondern auch ihre Wirtschaftlichkeit.

"Das Schließen von Schulen ist eine wirksame Maßnahme gegen die Ausbreitung von Viruserkrankungen, vorausgesetzt die Inkubationszeit ist kurz genug. Sinnvoll ist diese Maßnahme allerdings nur dann, wenn sie durch entsprechende zusätzliche Schultage im restlichen Jahr ausgeglichen wird." Das Stilllegen des öffentlichen Verkehrs hingegen ist nur in sehr extremen Fällen kosteneffektiv. "Generell sind solche Maßnahmen nur dann wirtschaftlich, wenn es sich um Erkrankungen handelt, die gefährlicher sind als eine typische Grippe." Adda nennt als Beispiel für einen derartigen Fall die Schweinegrippe im Jahr 2009.

Grippe, Darmviren und Windpocken

Adda hat Daten der französischen Behörden analysiert, die seit den 1980er-Jahren gesammelt wurden. Sie geben mit Grippe, Darmerkrankungen und Windpocken Einblick in die wöchentliche Entwicklung von drei wichtigen Virusleiden. Diese Daten stehen für jede Woche, das ganze Land und alle Altersgruppen zur Verfügung. Sie ermöglichten Adda experimentelle Studien zur Untersuchung der Folgen von Maßnahmen gegen die Ausbreitung einer Epidemie. Auch zeigt sich, dass neue Hochleistungszüge die Ausbreitung von Viren beschleunigen.

Um Epidemien einzudämmen, rät der Experte zu längeren Schulferien im Winter und entsprechend kürzeren im Sommer. Auch kann die Studie dabei helfen, mit dem Auftreten neuer Viren oder dem Wiederauftreten alter Erkrankungen umzugehen. Verantwortlich dafür ist unter anderem der mangelnde Impfschutz bei Immigranten sowie Impfgegner oder auch die globale Erwärmung. Sie dürfte im vergangenen Sommer in Sibirien für die Freisetzung alter, bereits ausgerotteter Krankheitserreger wie Milzbrand verantwortlich gewesen sein.

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