pte20160711002 in Business

Subprime-Krise: Kreditangebote oft irreführend

Werbung hat Kunden über Zinsanpassungen im Dunkeln gelassen


Hypothek: Werbung oft ursächlich für Krise (Foto: Thorben Wengert, pixelio.de)
Hypothek: Werbung oft ursächlich für Krise (Foto: Thorben Wengert, pixelio.de)

Dallas (pte002/11.07.2016/06:05) US-Kreditgeber haben während der Subprime-Krise auf irreführende Werbung gesetzt, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der University of Texas http://utdallas.edu . Kunden griffen bei als "Niedrigzins" beworbenen Hypotheken oft tiefer in die Tasche als bei nicht beworbenen Krediten. Werbungen verschwiegen die nach einigen Jahren massiven Zinssteigerungen meist. Diese Taktiken kamen verstärkt dort zum Einsatz, wo potenzielle Kunden beispielsweise aufgrund geringer Bildung eher darauf hereinfielen.

Falsche "Fixzins"-Angebote

Bei Hypotheken über 250.000 Dollar haben Kunden, die auf irreführende "Niedrigzins"-Werbung hereingefallen sind, im Schnitt 7.500 Dollar mehr zurückzahlen müssen. Das hat ein Team um Umit G. Gurun, Professor für Rechnungs- und Finanzwesen an der University of Texas in Dallas, festgestellt. Denn die Werbung war oft irreführend - und das teils extrem. Eine Einschaltung in der New York Post Anfang 2007 beispielsweise lockte damit, dass die Hypothekenbank die "niedrigsten verfügbaren Fixzinsen" habe - und verschweigt komplett, dass die angepriesenen Hypotheken nach einer gewissen Zeit automatisch auf einen wesentlich höheren Zinssatz wechseln.

Den Forschern zufolge haben Kreditgeber massiv auf derart irreführende Werbung gesetzt, um Kunden anzulocken, die von den geplanten Zinsanpassungen nichts wissen. Von 40.000 untersuchten Werbungen habe nur eine Handvoll die genauen Bedingungen von Zinsanpassungen und die höheren Zinssätze klar kommuniziert. "Die Leute können nicht gut vergleichen, wenn sie nicht alle relevanten Informationen haben", kritisiert Gurun. "Sie werden sich eher für etwas entscheiden, das am Anfang nach einem günstigeren Zinssatz aussieht, aber am Ende kostet sie das mehr."

Gewinnbringende Opfer-Jagd

Der im "Journal of Finance" veröffentlichten Studie zufolge haben Kreditgeber mit solchen Taktiken offenbar gezielt Jagd auf leichte Beute gemacht. Denn irreführende Werbung kam verstärkt in Gegenden mit größerem Minderheiten-Anteil, schlechterem Bildungsniveau und mehr armen Kreditnehmern zum Einsatz. "Diese Konsumenten nehmen Kredite auf, aber sie wissen nicht wirklich, zu welchem Zinssatz", meint Gurun. Wenn sie es wirklich wüssten und Angebote durchrechnen würden, entschieden sie sich anders.

Mit der Studie wollte das Team laut Gurun den Gründen für die Finanzkrise auf die Spur kommen - also nicht zuletzt der Ursache dafür, warum Menschen Hypotheken aufgenommen haben, die sie nicht zurückzahlen können. Die Forscher hoffen, dass das hilft, künftige Immobilienblasen vorauszuahnen. Nun wollen sie sich auch Versicherungen und andere Finanzprodukte ansehen, die Konsumenten womöglich beziehen, ohne sie wirklich zu verstehen.

(Ende)
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