pte20140714011 in Leben

Darmpolypen: Bluttest von Indago unbrauchbar

Experten der Universität Leipzig kritisieren mangelnde Treffsicherheit


Im Labor: Darmpolypen-Bluttest bleibt umstritten (Foto: indago-group.com)
Im Labor: Darmpolypen-Bluttest bleibt umstritten (Foto: indago-group.com)

Leipzig (pte011/14.07.2014/10:40) Bluttests zur Erkennung von Darmpolypen, die von der Leipziger Firma Indago http://indago-group.com , angeboten werden, versprechen mehr als sie halten. Zu diesem Schluss kommt eine Expertenkommission der Universität Leipzig http://uni-leipzig.de . Die Wissenschaftler bemängeln vor allem die unzureichende Treffsicherheit. Die fehlende Qualitätskontrolle macht den Test für eine valide labormedizinische Diagnostik ungeeignet.

"Ärztlich nicht vertretbar"

"Die Herstellung der Proben ist nicht nachvollziehbar. Wir halten es daher ärztlich und ethisch für nicht vertretbar, wenn dieser Test für eine medizinische Diagnostik herangezogen wird", sagt Ingo Bechmann, Prodekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Laut der in der Kommission tätigen vier Fachleute sind "die in Broschüren und auf der Internetseite der Herstellerfirma geäußerten Behauptungen zum angeblichen Nutzen des Tests fehlleitend".

Den Medizinern zufolge könnten die Werbeversprechen des Bluttests "zu einer Schädigung durch Fehldiagnostik und zu einer falschen Sicherheit getesteter Personen führen". In einer Aussendung heißt es dazu: "Die Medizinische Fakultät rät daher klar von dem Einsatz des Bluttests ab und warnt grundsätzlich vor unkritischem Einsatz von klinisch unzureichend geprüften diagnostischen Verfahren, auch wenn sie bereits kommerziell angeboten werden."

Veröffentlichung in der Kritik

Dass es trotz der im Vorfeld angebrachten Bedenken vieler Fachleute vor einigen Monaten dennoch zur Publikation in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Journal of Translational Medicine" gekommen ist, versteht Bechmann nicht. "Dieser Beitrag hätte nicht erscheinen dürfen. Wir haben den Herausgeber der Zeitschrift bereits schriftlich um eine Erklärung gebeten." Eine Qualitätssicherung durch das Peer-Review-Verfahren hat offenbar versagt.

Der entsprechende Beitrag zum umstrittenen Bluttest ist in dem international anerkannten wissenschaftlichen Fachjournal am 4. November 2013 unter dem Titel "Detection of colon polyps by a novel, polymer pattern-based full blood test" erschienen und steht nach wie vor online zum Nachlesen zur Verfügung: http://translational-medicine.com/content/11/1/278

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Florian Fügemann
Tel.: +43-1-81140-313
E-Mail: fuegemann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|