pte20140611009 in Leben

Großbritannien: Einsatz von Statinen in der Kritik

Weitere sieben Mio. Patienten könnten von Richtlinie betroffen sein


Statin-Tablette: Medikamente für gesunde Menschen im Fokus (Foto: SPL)
Statin-Tablette: Medikamente für gesunde Menschen im Fokus (Foto: SPL)

London (pte009/11.06.2014/10:46) Vorschläge zur Erweiterung des Einsatzes von Statinen werden in Großbritannien scharf kritisiert. Zu den Unterzeichnern eines Schreibens an das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) gehören Richard Thompson, Präsident des Royal College of Physicians http://rcplondon.ac.uk , und die ehemalige Vorsitzende des Royal College of General Practitioners http://www.rcgp.org.uk , Clare Gerada.

Mittel für Gesunde problematisch

NICE http://nice.org.uk hatte bereits im Februar einen Entwurf für neue Richtlinien veröffentlicht, die den stärkeren Einsatz von Statinen zur Verbesserung der Gesundheit empfehlen. Das könnte bedeuten, dass zu den sieben Mio. Menschen, die diese Medikamente bereits in England und Wales einnehmen, noch weitere fünf Mio. dazu kommen.

Gesunden Menschen Medikamente zu verabreichen, erscheint den Kritikern als problematisch. Laut ihnen stützt sich der Entwurf zu sehr auf von der Pharmaindustrie finanzierte Studien, die die Nebenwirkungen von Statinen zu wenig berücksichtigen. "Die Vorteile für Menschen mit einem geringen Risiko wiegen es nicht auf, dass rund fünf Mio. ein Leben lang Medikamente einnehmen sollen."

Verabreichungsregeln umstritten

Auch laut Simon Capewell von der University of Liverpool http://liv.ac.uk bieten die neuen Empfehlungen großen Anlass zur Sorge. "Konkret werden alle Erwachsenen mittleren Alters dazu verdammt, lebenslang Medikamente von fraglichem Nutzen einzunehmen." Damit werde ein großer Teil der Mittel des National Health Service http://nhs.uk gebunden und die Aufmerksamkeit von der Verantwortung der Regierung und der Nahrungsmittelindustrie weggelenkt, die den Menschen eigentlich ein gesünderes Leben ermöglichen sollten.

Derzeit sind Ärzte dazu angehalten, Statine jenen geschätzten sieben Mio. Menschen zu verschreiben, bei denen ein Risiko von 20 Prozent besteht, dass sie in den nächsten zehn Jahren an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden werden. Zu den zu berücksichtigenden Risikofaktoren gehören Gewicht, Geschlecht, Rauchen und das Körpergewicht.

Der neue Entwurf fordert jedoch, dass auch Menschen mit einem Risiko von zehn Prozent mit diesen Medikamenten behandelt werden sollten. Das NHS gibt derzeit mehr als 550 Mio. Euro für Statine aus. Sollten die NICE-Empfehlungen durchgehen, würde sich dieser Betrag nochmals deutlich erhöhen.

NICE: "Keine Medikalisierung Gesunder"

NICE hingegen argumentiert damit, dass das gesamte Vorgehen einer Peer Review unterzogen wird. Die Richtlinien bedeuteten nicht, dass die Patienten diese Medikamente einnehmen müssten. Ärzte und Patienten könnten auch über andere Möglichkeiten reden, etwa über eine Veränderung des Lebensstils zur Verringerung des Gesundheitsrisikos.

Es bestehe durch die Empfehlung für Statine, so NICE, nur die Option, diese Medikamente zum Einsatz zu bringen. "Diese Richtlinien führen nicht zu einer Medikalisierung von gesunden Menschen. Sie sollen im Gegenteil verhindern, dass viele Menschen krank werden und einen frühen Tod sterben", zeigt sich NICE von seinem Entwurf trotz der Kritik überzeugt.

(Ende)
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