pte20121116004 in Business

Japans Elektronik-Krise: Erfolg ohne TV-Produktion

Hitachis Fokus liegt jetzt auf Infrastrukturprojekten und Baumaschinen


Hitachi-Baumaschine: beliebter als TV-Geräte (Foto: wikipedia.de)
Hitachi-Baumaschine: beliebter als TV-Geräte (Foto: wikipedia.de)

Tokio/Wien (pte004/16.11.2012/06:15) Der japanische Elektronikriese und Maschinenbaukonzern Hitachi http://hitachi.com zeigt den taumelnden Multis Sony, Panasonic und Sharp, dass es auch ein Leben nach der TV-Produktion gibt. Nach einem Rekordverlust vor drei Jahren hat das Unternehmen im Zuge eines Turnaround-Plans die 56 Jahre andauernde eigene TV-Produktion eingestellt und erhält nun die Lorbeeren dafür. Hitachi erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis von 480 Mrd. Yen (4,76 Mrd. Euro). Das bedeutet einen Zuwachs von 16 Prozent.

Eigene TV-Fabriken geschlossen

Nachdem der Konzern die ersten Produktionsstätten in Übersee geschlossen hat, drehte er in Japan selbst die letzte Fabrik im vergangenen August zu. Hitachi-Fernseher werden jedoch weiterhin am Markt vertreten sein. Ein Teil des Produktionsvolumens wurde an ODMs ausgelagert. Der unternehmensinterne Fokus verschiebt sich dadurch noch mehr in die Baumaschinen- und Infrastruktur-Sparte. Die anziehende Nachfrage nach Kraftwerken in Indien, Hochgeschwindigkeitszügen in Europa und Autoteilen in China ist momentan das dominierende Zugpferd für den Konzern.

"Hitachis Entscheidung kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt. Japan hat im Elektronikgeschäft vieles von seiner Wettbewerbsfähigkeit verloren", unterstreicht der ehemalige Analyst Masayuki Kubota die Sinnhaftigkeit der strategischen Ausrichtung. Hitachi flüchtet mit dieser Verlagerung erfolgreich vor der rückläufigen TV-Nachfrage und den südkoreanischen Konkurrenten Samsung und LG. Auch das Hard-Disc-Geschäft wurde verkauft. Der Aktienkurs des Unternehmens zeigt im Drei-Jahres-Vergleich langfristig nach oben.

Gleichzeitig verlieren Sony, Panasonic und Sharp mit ihren anhaltend schlechten Geschäftszahlen an den Börsen zunehmend an Boden (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20120511021 ). "Die Gründe für den Abstieg liegen auf der Hand. Der starke Yen, die hohe Wettbewerbsintensität, das konjunkturelle Umfeld und die fehlende Innovationsfähigkeit hemmen das eigene Geschäft. Der Insel-Streit mit China kommt hier belastend hinzu", erklärt Christian Hinterwallner, Analyst der Raiffeisenbank International http://rbinternational.com , gegenüber pressetext.

Vorstandssitzung in Indien

Der Rekordverlust im Jahr 2009 stellte sich als reinigendes Gewitter heraus. Hitachi schreibt nun schwarze Zahlen und macht sich zusehends unabhängiger vom japanischen Markt und dessen schrumpfender Bevölkerung. "Viele japanische Firmen tendieren dazu, an Segmenten festzuhalten, auch wenn sie unrentabel sind. Diese könnten von Hitachi lernen", sagt Atsushi Osanai, Professor von der Waseda Universität in Tokio http://waseda.jp/top/index-e.html .

Hitachi setzt auf Emerging Markets. Als Zeichen dafür ist die für kommenden Monat angesetzte Vorstandssitzung in Indien zu verstehen, die erste außerhalb Japans. Vor dem Hintergrund der Elektronik-Krise in Japan kommt Hitachi nun seine breite Aufstellung zu gute. Der Profit hat wieder Einkehr gehalten in der Tokioter Zentrale. Mit einer Marge von 4,5 Prozent im vergangenen Quartal kann Hitachi mit General Electric (9,6 Prozent) und Siemens (8,6 Prozent) allerdings noch nicht mithalten.

(Ende)
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