Augen auf beim Ferienkauf: Fairness im Tourismus
Fairunterwegs.org gibt Ratschläge für schönste Zeit des Jahres
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Strand: fair verreisen bringt allen was (Foto: Weitlaner) |
Basel (pte001/27.09.2012/06:00) Mit der kalten Jahreszeit kommt bei vielen auch der Wunsch nach Tropensonne, Palmenstrand und Meer. Doch gerade die Winterreisen in ferne Länder sind vielerorts ein großes Problem - zumeist für diejenigen, die unter fürchterlichen Bedingungen ihre Arbeit im Tourismussektor verrichten.
"Tourismus ist in vielen Ländern des Südens stark in der Hand transnationaler Konzerne", erklärt Nina Sahdeva, Beauftragte für Bildung und Öffentlichkeitsarbeit bei Fairunterwegs http://fairunterwegs.org , im pressetext-Gespräch. "Diese Unternehmen sind in erster Linie auf Profit aus und investieren mit Vorliebe in Ländern, in denen sie ungehindert operieren können. Vielfach werden dort Interessen der Bevölkerung zurückgestellt."
Kunden sind mächtig und können wählen
"Untersuchungen in der Schweiz haben ergeben, dass heute bereits für ein Viertel aller Reisenden Nachhaltigkeit zu den drei wichtigsten Kriterien beim Buchen gehört", betont die Expertin. "Das sind nicht Wenige, denn mehr als 80 Prozent der Schweizer unternehmen jährlich mindestens eine Fernreise und insgesamt rund 16 Mio. Auslandsreisen." Die Möglichkeiten auf nachhaltige Anbieter zu achten, sei gar nicht so kompliziert.
"Kunden sollten schon beim Buchen bewusst Angebote bevorzugen oder gezielt nach solchen fragen, die das Klima und die attraktiven Urlaubslandschaften schonen sowie Einheimischen in den Destinationen effektiv eine faire Beteiligung am Tourismus und neue Perspektiven verschaffen", rät Sahdeva. "All-Inclusive-Angebote oder Kreuzfahrten gehören zumeist nicht dazu, denn hier wird die lokale Bevölkerung vom Profit ausgeschlossen und zudem sind die Arbeitsbedingungen meist katastrophal."
Labels bieten griffige Entscheidungshilfen
Um sich bestmöglich am Angebotsmarkt zu orientieren, rät Sahdeva bei Reiseunternehmen zu buchen, welche kompetent über die Sozial- und Umweltwirkung der Reise Auskunft geben. "Die von uns in Auftrag gegebene Studie des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus der Universität Bern, die die wichtigsten Reiseveranstalter der Schweiz daraufhin untersucht hat, kann man auf unserem Reiseportal downloaden", erklärt die Expertin. "Ein Labelführer steht dort ebenfalls zur Verfügung. Er gibt Auskunft, welche Gütesiegel seriös ausweisen, dass die Ressourcen vor Ort geschont werden und die Einheimischen fair vom Tourismus profitieren."
Fairunterwegs hat eine Fünf-Punkte-Liste erstellt, in der die Einhaltung der Menschenrechte, der Nutzen für die lokale Bevölkerung, ein umfassender Umweltschutz sowie Umweltgerechtigkeit, Transparenz des Anbieters hinsichtlich seiner Bemühungen Standards einzuhalten und ein fairer Preis genannt sind.
"Es ist logisch, dass ein Schnäppchen zu Bedingungen, die fast zu gut sind, um wahr zu sein, kaum mehr Geld für Umweltschutz und faire Löhne für Angestellte übrig lässt. Billigstangebote auf dem Reisemarkt unterlaufen die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit im Tourismus", meint Sahdeva.
All-Inclusive läßt nur Konzerne verdienen
"All-Inclusive ist ein guter Deal für Reiseveranstalter und Hotelkonzerne, die so ganze Wertschöpfungsketten kontrollieren können. Und genau in diesem Punkt liegt auch die größte Kritik", argumentiert die Expertin. "Andere - etwa lokale - Anbieter bleiben außen vor. Zudem werden die Güter und Dienstleistungen für den Betrieb - vom Essen über die Ausstattung bis zur Wäscherei - häufig importiert."
Das Argument, dass Tourismus Entwicklungshilfe für lokale Wirtschaftszweige ist und Märkte öffnet, sodass die lokale Bevölkerung davon profitiert, sei vielfach nicht mehr als ein Mythos. "Mit dem Einlass transnationaler Konzerne wird die Entwicklung auf deren Profit ausgerichtet. Regierungen investieren dann das Geld der Steuerzahler in Flughäfen, Werbekampagnen und die Sicherheit der Urlauber, statt in Bildung und Gesundheit. Wirklich verdienen tun nur die Konzerne selbst sowie eine Handvoll Vermögender im Land."
"Mehr als 60 Jahre nach der Annahme der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist es höchste Zeit, die Menschenrechte auch als zentrale Rahmenbedingung für den Tourismus anzuerkennen. Nur dann kann er zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen", meint die Tourismusexpertin abschließend im pressetext-Interview.
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