Kredite: OeNB begrüßt EZB-Leitzinssenkung
23. Finanzmarktstabilitätsbericht sieht Refinanzierungsbedarf kritisch
Wien (pte018/09.07.2012/15:00) Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB) http://oenb.at , Ewald Nowotny, hat im Rahmen der Präsentation des 23. Finanzmarktberichtes die jüngste Senkung des EZB-Leitzinssatzes begrüßt. Die getroffene Maßnahme sei die Antwort auf eine sich tendenziell verschlechternde Wirtschafsentwicklung. Für Österreich sei die Senkung wegen Krediten mit variablem Zinssatz besonders wichtig. Im Mai 2012 hatten diese bei Unternehmen 96 Prozent und bei Haushalten 84 Prozent betragen.
Verschuldung psychologisch sensibel
"Ein bei weitem größeres Problem stellt der Refinanzierungsbedarf der Staaten dar, zumal das Vertrauen der Investoren wieder voll hergestellt werden muss", so Nowotny gegenüber pressetext. "Da müssen die Märkte auch von sich aus aktiv werden", sagt der OeNB-Chef. Eine zusätzliche Herausforderung stelle im Euroraum der Refinanzierungsbedarf der Banken dar, darunter insbesondere in den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland.
Österreichs Haushalte sind international vergleichsweise wenig verschuldet, durch 27 Prozent Fremdwährungskredite jedoch erheblich belastet. "Zypern, die Niederlande, Spanien und Portugal sind da viel schlimmer dran, Italien aber am wenigsten betroffen." Das nicht unproblematische Modell der Fremdwährungskredite werde auch nach Zentral- und Osteuropa exportiert, sodass aktuell rund 180 Mrd. Euro ausstehen.
In Österreich und 51 Mrd. Euro verschärfe sich dieses Problem durch die Endfälligkeit der Kredite kombiniert mit Tilgungsträgern. Generell sei diese Verschuldung psychologisch sensibel, da die Mehrheit ab 2017 fällig würde und man sich schon jetzt mit Banken beraten solle. Der Zinsvorteil gegenüber dem Schweizer Franken sei jedenfalls deutlich gesunken und die Umstellung auf Abschaltungskredite sinnvoll.
OeNB-Stresstets zeigen Wirkung
Die Profitabilität der österreichischen Banken spiegelt das schwierige internationale Umfeld wider und fällt mit nur 0,11 Prozent Gesamtkapitalrentabilität deutlich niedriger aus. Die Risikovorsorgen bleiben auf hohem Niveau und das Engagement österreichischer Banken in Osteuropa weiter ein wichtiger Ertragsbringer. "Seit 2009 hat es in diesen Ländern bis auf Ungarn, Ukraine und Kasachstan kein Deleveraging gegeben", erklärt die OeNB. In Österreich wird 2012 ein Wachstum von zwei Prozent bei Krediten erwartet.
Die harten OeNB-Stresstests zeigen 2012 ein solides Ergebnis. Dem gegenüber stehen jedoch die zwei schwer quantifizierbaren Ereignisse der Zweitrundeneffekte im Rahmen einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise und idiosynkratische Schocks bei einzelnen Instituten angesichts volatiler Märkte. "Die Banken sollen aber weiter Kapital aufbauen", fordern die Experten - mit Verweis auf Basel III.
Finanzmarktstabilität und Wirtschaft
Die Finanzexperten betonten ihrerseits auch den Link zwischen Finanzmarktstabilität und realer Wirtschaft. Die Innenfinanzierung von Investitionen heimischer Unternehmen sei mit 40 bis 45 Prozent auch international gesehen sehr hoch und verbesserte sich von 2007 bis 2011, stagnierte allerdings etwa in Deutschland. Keine Probleme ergeben sich für Unternehmen also in der Außenfinanzierung, zumal es 2012 auch zu keinen verschärften Kreditrichtlinien kommen dürfte.
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