pte20120704010 in Leben

Lettland: Letzte Bastion trotzt Facebook

Lokales soziales Netzwerk Draugiem sitzt weiter fest im Sattel


Draugiem-Zentrale: Netzwerk behält Oberwasser (Foto: draugiemgroup.com)
Draugiem-Zentrale: Netzwerk behält Oberwasser (Foto: draugiemgroup.com)

Riga (pte010/04.07.2012/11:15) Das lettische Facebook-Pendant Draugiem http://draugiem.lv ist in seiner Heimat der unangefochtene Herrscher im sozialen Netz. Während sich lokale soziale Medien in allen anderen europäischen Ländern über kurz oder lang nicht gegen die Übermacht des globalen Marktführers Facebook zur Wehr setzen konnten, ist Draugiem immer noch unantastbar. 1.244.872 von Lettlands 2,2 Mio. Einwohnern haben einen Account beim nationalen Anbieter. Facebook bringt es nur auf vergleichsweise bescheidene 327.000 User, Twitter gar nur auf 62.000, wie das Wall Street Journal berichtet. Die Stärken von Draugiem liegen in der starken Anpassung auf lettische Bedürfnisse und der ständigen Entwicklung neuer Angebote.

Beeindruckende Statistik

Draugiem ist stets bemüht, neue Start-ups zu initiieren, die bei Erfolg in das Unternehmen eingegliedert werden. Die Draugiem Group http://draugiemgroup.com besteht mittlerweile aus 14 Firmen mit über 100 Angestellten. Die Geschäftsfelder sind sehr divers, von SMS-Marketing über GPS-Anwendungen bis zu TV-Angeboten mit Social-Media Integration. Selbst im Geschäft mit Armbändern mischt die Firma mit. Der Gesamtumsatz liegt bei 14,8 Mio. Euro. Das soziale Netzwerk, das den Kern des Unternehmens bildet, verzeichnet jeden Tag 500.000 Log-ins, pro Monat gibt es eine Mrd. Page Views.

"Wir sind für rund 44 Prozent des lettischen Internetverkehrs verantwortlich", sagt Unternehmenssprecher Janis Palkavnieks. Die durchschnittliche tägliche Verweildauer der aktiven Nutzer beträgt 44 Minuten. Das alles sind Werte, von denen Facebook in Lettland nur träumen kann. Palkavnieks hat mehrere Begründungen für den Erfolg parat. "Letten mögen lokale Marken. Wir sind flexibler als der Riesenkonzern Facebook, wenn es um Änderungen geht. Wenn ein Konkurrent eine Neuerung einführt, kopieren wir sie nicht einfach blind. Wir passen sie erst sorgfältig der lokalen Mentalität und Zielgruppe an. Bei uns steht der User im Mittelpunkt", so der Sprecher.

Gallisches Dorf

Den Rest von Europas sozialem Netz hat Facebook trotz Bemühungen der jeweiligen nationalen Konkurrenten bereits unterworfen. Lettland ist das gallische Dorf, das dem Imperium Widerstand leistet. Das soll auch in Zukunft so bleiben, was Angesichts der jungen Userbasis nicht unrealistisch erscheint. Andere nationale Anbieter können von Draugiem vielleicht noch etwas lernen.

"Die Menschen gehen dorthin, wo die bekannten oder interessanten Personen sind. In Lettland, einem kleinen Land, ist es einem nationalen Anbieter gelungen, einen lokalen Hotspot zu entwickeln. Vielleicht spielen auch die kulturellen Besonderheiten Lettlands eine Rolle. Das Land hat einen lettischen und einen russischen Teil", sagt Stefan Schär von Social Media Schweiz http://socialmediaschweiz.ch gegenüber pressetext.

Bisher ist in anderen Ländern aber kaum ein Kraut gegen den Marktführer gewachsen. "Eine Chance könnte auch die Verbindung zwischen Online- und Offlinewelt sein, wie sie von Nischennetzwerken wie dem des FC Bayern gepflegt wird. Dort treffen sich die User auch Offline wieder", so Schär. Um sich weiterhin behaupten zu können, muss aber auch Draugiem ständig am Ball bleiben.

"Wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut bleiben und sie keine Fehler machen, können sie vorne bleiben. Zudem kommt auch Facebook immer stärker unter Druck, durch Börsengang, verstärkte Kritik, Marksättigung und Verlust des Rufes als elternfreies Habitat für Jugendliche. Da kann durchaus auch Platz für Neues entstehen", so Schär.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Markus Keßler
Tel.: +43-1-81140-305
E-Mail: kessler@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|