pte20120702014 in Leben

Recherchemaschinen ersetzen Anwälte teilweise

Menge an Dokumenten manuell kaum mehr zu verarbeiten


Justizia: wird in Zukunft zum Cyborg (Foto: pixelio.de, Thorben Wengert)
Justizia: wird in Zukunft zum Cyborg (Foto: pixelio.de, Thorben Wengert)

New York (pte014/02.07.2012/13:45) US-Gerichte erlauben Anwälten immer häufiger den Einsatz von Software, um die wachsenden Akten-, E-mail- und Dokumentenberge zu durchsuchen, wie der NewScientist http://bit.ly/Oq26F2 schreibt. Die riesigen Mengen an Text sind manuell kaum mehr zu durchforsten, zudem hat eine Studie http://bit.ly/fWrv3S erwiesen, dass Maschinen die Dokumente unter Umständen nicht nur viel schneller, sondern tatsächlich auch besser nach relevantem Material durchsuchen können. Einige Experten befürchten deshalb einen Einbruch des Jobmarktes für Juristen. Auch andere Branchen, die Recherchetätigkeit voraussetzen, sind von der Entwicklung betroffen.

Keine Menschen

"Die Ergebnisse maschineller Textanalyse sind nicht mit menschlichen Leistungen vergleichbar. Software kann, mit den richtigen Wissensmodellen, riesige Mengen an Text nach bestimmten Kriterien durchsuchen, zum Beispiel kann ein Programm alle Textpassagen liefern, die mit Geldfluss zu tun haben. Die entscheidende Definition von Geldfluss kommt aber von Menschen", sagt Jörg Fuchslueger Leiter der Abteilung Content Analytics bei BIConcepts IT Consulting GmbH http://biconcepts.at . Ein automatisiertes Durchsuchen von Akten nach strafrechtlich relevanten Sachverhalten sei nicht möglich, so der Experte.

"Entitätsanalysen, die alle Informationen, die eine Person oder ein Unternehmen liefern, sind heute schon Standard und können in weiterer Folge für aufbauende Analysen verwendet werden", so Fuchslueger. In den USA wird bereits gefürchtet, dass die Maschinen den Menschen in diesem Bereich die Jobs wegnehmen könnten. Anwalt Thomas Gricks sagt gegenüber dem NewScientist, dass Software Dokumente, deren menschliche Analyse 20.000 Arbeitsstunden und zwei Mio. Dollar verschlingen würde, in zwei Wochen durchforsten kann, für nur ein Prozent der Kosten.

"Solche ROI-Ansätze sind schwierig. Ich glaube, dass eine solche Menge an Dokumenten manuell gar nicht mehr sinnvoll zu bewältigen ist und deshalb auch nicht in Betracht gezogen würde. Software liefert Einblicke in die Aktenlage, die manuell unmöglich wäre. In Zukunft werden bei großen Prozessen vor Gericht alle Parteien gezwungen sein, solche Programme zu verwenden", so Fuchslueger. Menschen seien ab einer gewissen Menge an Text schlichtweg überfordert und liefern deshalb qualitativ schlechte Ergebnisse. Die Datenmenge, beispielsweise bei Wirtschaftsprozessen, ist heute schlicht zu groß.

Weitere Betroffene

Auch die New York Times schreibt, dass durch die zunehmende Qualität in der automatischen Verarbeitung von Sprache immer mehr Jobs verloren gehen werden. David H. Autor sieht eine schleichende Aushöhlung der US-Wirtschaft: "Technologie schafft keine Arbeitslosigkeit. Wir werden Arbeit für die Menschen finden, aber die Jobs werden nicht besser sein." Diese Automatisierung von Jobs aus einem höheren Gehaltssegment beschränkt sich freilich nicht auf das Justizwesen. Investigative Journalisten beispielsweise müssen ebenfalls oft große Datenmengen sichten.

"Automatisierung kann Zeit und Manpower sparen. Das ist aber nicht der Hauptansatz der Technologie. Sie ist ein Werkzeug zur Bewältigung der Datenflut", sagt Fuchslueger. Laut dem Fachmann werden durch die neuen Instrumente auch ganz neue Berufsgruppen entstehen. "Die betreffenden Programme sind in der Anwendung schon relativ einfach. Es wird aber sogenannte "Knowledge Engineers" brauchen, um eine sinnvolle Datenextraktion zu gewährleisten. Heute gibt es wenige Leute, die das können", erklärt Fuchslueger. Die Technologie wird in Zukunft noch weitere Fortschritte machen. "Wenn es einen Standard für die zugrundeliegenden Wissensmodelle gibt und diese kombinierbar werden, sind bessere und schnellere Ergebnisse möglich. Irgendwann wird sich der Prozess in Richtung künstliche Intelligenz entwickeln", sagt der Experte.

(Ende)
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