Österreichs Apotheker fordern E-Medikation
Hauptziel: Verringerung des Risikos von Arzneimittel-Wechselwirkungen
Wien (pte024/11.05.2012/12:48) Wer mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss - egal ob rezeptpflichtig oder nicht - läuft potenziell Gefahr, dass schädliche Wechselwirkungen auftreten. Die österreichischen Apotheker wollen dieses Risiko sowie jenes künftiger Arzneimittelfälschungen durch die Einführung einer elektronisch gespeicherten Medikamentendatei vermindern, wie deren Vertreter am heutigen Freitag in einer Pressekonferenz in Wien betonen. "E-Medikation sollte sofort umgesetzt werden", fordert Heinrich Burggasser, Präsident der österreichischen Apothekerkammer http://apotheker.or.at .
Umsetzung "in wenigen Monaten"
Ein rascher Gesetzesbeschluss sei im Sinne der Patientensicherheit ausständig, allerdings relativiert Burggasser auf pressetext-Nachfrage: "Die EDV-Unterstützung zeigt bisher noch Schwächen, die es zu überwinden gilt. Realistisch wäre aber, bereits in einigen Monaten zu starten." Im Vorreiterland Frankreich nutzen schon 30 Prozent der Menschen ab 60 Jahren freiwillig ein derartiges, allein von den Apotheken getragenes Modell. Auch in Österreich scheint eine Beteiligung der bislang ablehnenden Ärztekammer nicht in Reichweite, während der Hauptverband der Sozialversicherungsträger eine Umsetzung für 2013 anpeilt.
Für die praktische Umsetzung kommt die in Österreich bereits verpflichtende E-Card zum Zug, die nach dem Einführen in das Lesegerät als Identifikation dient und Zugang zu Daten eines Zentralservers ermöglicht. "Auf diesem könnten künftig sowohl rezeptpflichtige als auch -freie Arzneimittel abgespeichert und auf Basis der Hersteller-Warnhinweise automatisch nach Verträglichkeit sowie Wechselwirkungen überprüft werden. Der Apotheker könnte auf dieser Basis gezielt beraten, welches Medikament sich am besten eignet - und künftig vielleicht sogar, welche Ernährung", skizziert der Apotheker-Präsident gegenüber pressetext.
Häufige Todesursache
Zugute kommen soll ein derartiges System vor allem den älteren Bevölkerungsgruppen, zumal die Zahl der täglich einzunehmenden Medikamente im Alter stark ansteigt. Fast zwei Drittel der abgegebenen Arzneimittelpackungen gehen an Senioren. "36 Prozent der über 60-Jährigen nehmen mehr als neun verschiedene Medikamente. Sind es so viele oder sogar mehr, kann sich kein Fachexperte mehr die jeweiligen Wechselwirkungen ausdenken. Diese sind jedoch üblich: Bei fünf Medikamenten mit 50-prozentiger, ab acht Medikamenten sogar mit 100-prozentiger Sicherheit", warnt der Grazer Pharmakologe Eckard Beubler.
Derartige Wechselwirkungen können teils alles andere als harmlos sein. In Deutschland rechnet man jährlich mit 20.000 Arzneimittel-Toten, wobei drei von vier dieser Fälle auf Blutungen zurückgehen. "Arzneimittel mit Wirkung auf die Blutgerinnung können auch im Zusammenhang mit rezeptfreien Arzneien gefährlich sein, allen voran Acetylsalicylsäure (ASS) und andere NSAR-Schmerzmittel, Antidepressiva wie etwa solche mit Johanniskraut, Magenschutzmittel wie Protonenpumpenhemmer und unter Umständen auch Ginkopräparate zur Durchblutung", erklärt Beubler.
Bewusstsein vorhanden
Immerhin sind Wechselwirkungen im Bewusstsein der älteren Bevölkerung gut verankert. "Drei von vier Senioren wissen, was Wechselwirkungen sind und informieren sich auch darüber. Über 80 Prozent schätzen die Beratung in der Apotheke und 61 Prozent glauben, dass sie sich im Falle der Erhältlichkeit rezeptfreier Mittel in Super- und Drogeriemärkten unsicher wären, ob die Wahl ihres Mittels richtig ist", berichtet Motivforscherin Sophie Karmasin http://karmasin.at . Frauen verlangen grundsätzlich mehr persönliche Beratung und Information in Apotheken als Männer, zeigte eine Erhebung.
Fotos zur Veranstaltung unter http://fotodienst.pressetext.com/album/2991
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