pte20120508021 in Business

Hedgefonds können auch Schutzengel sein

Finanzexperte: Einstieg nur in Spezialfällen vorteilhaft


Heuschrecke: Plagegeister Hedgefonds nur selten nützlich (Foto: pixelio/Wagner)
Heuschrecke: Plagegeister Hedgefonds nur selten nützlich (Foto: pixelio/Wagner)

Vancouver/München (pte021/08.05.2012/13:59) Hedgefonds gelten gemeinhin als Aasgeier, die Unternehmen nur dazu ausräumen, um daraus in der kürzest möglichen Zeit ihre Profite zu maximieren. Zumindest in manchen Fällen können sie sogar Schutzengel sein, behaupten kanadische Forscher in der Aprilausgabe von "The Journal of Finance". "Steigen Hedgefonds bei einem Unternehmen ein, steigen mit dessen Verschuldungsgrad stets auch die Risiken. Grundsätzlich ist das nicht zu begrüßen - höchstens in Spezialfällen, wenn alles nur von Kapitalbereitstellung abhängt", betont Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanz Zentrum http://bfz-ev.de gegenüber pressetext.

Chance der Erholung steigt

Die kanadischen Studienautoren beziehen ihre Aussagen auf jene US-Unternehmen, die sich in einer Spezialform des US-Insolvenzverfahrens befinden. "60 Prozent der Firmen im Chapter-11-Insolvenzverfahren gelingt es, sich wieder zu erholen. Ist ein Hedgefonds im Spiel, steigt die Chance um 20 Prozentpunkte", sagt Studienleiterin Kai Li von der University of British Columbia http://finance.sauder.ubc.ca . Dieser Unterschied sei enorm - und deute darauf, dass Hedgefonds Insolvenzbetriebe und deren Aufwärtspotenzial tatsächlich am Leben erhalten wollen.

"Chapter 11" bezeichnet in den USA die Alternative zur Liquidation im Insolvenzverfahren, bei der die Zwangsvollstreckung des Schuldners durch die Gläubiger bis zur vollzogenen Reorganisation unterbunden bleibt. Einige Schulden werden dazu gestrichen und das Unternehmen geht auf die Gläubiger über, die von ihren Forderungen Abstand halten. Sinn davon ist es, die Zerschlagung abzuwenden und somit Arbeitsplätze und Betrieb zu erhalten. 474 derartiger Insolvenzfälle von US-Firmen mit Kapitalvermögen jenseits der 100-Mio.-Dollar-Grenze zwischen 1996 und 2007 hat Li mit ihrem Team nun untersucht.

Zweischneidiges Engagement

Das Ergebnis: Bei 87 Prozent der beforschten Unternehmen beteiligten sich Hedgefonds in nennenswertem Umfang, wobei meist die Chance auf positiven Ausstieg des Unternehmens aus dem Prozess stieg. Weitere Ergebnisse: Bei Hedgefonds im Spiel wurden gescheiterte CEOs weit eher gefeuert, zugleich sank der Liquidierungsdruck durch Forderungen anderer Stakeholder eher. "Hedgefonds liefern besonders bei insolventen Firmen mit solider Bilanz, die sich in finanziellen, aber nicht in wirtschaftlichen Nöten befinden, wie etwa bei United Airlines, American Airlines, Sears und K-Mart zu beobachten war", erklärt Li.

"Hedgefonds können im Insolvenzverfahren hilfreich sein, wenn durch ihren Einstieg das Weiterführen des Unternehmens erst möglich wird. Häufig steigen sie jedoch in gesunde Unternehmen ein und finanzieren den Kaufpreis dann bloß durch die höhere Verschuldung. Ihr Engagement ist somit oft äußerst strittig", so hingegen Finanzexperte Gerke.

(Ende)
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