Diabetischer Fuß: Ignorieren kommt teuer
Bessere Prävention für Amputations-Ursache Nr. 1 nötig
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Füße: Erfordern bei Diabetes erhöhtes Augenmerk (Foto: Flickr/Tentwo) |
Wien (pte023/28.03.2012/13:00) Das Tabu rund um den diabetischen Fuß kostet die Gesellschaft enorme Summen und lässt Patienten im Stillen leiden. Darauf haben Vertreter der Austrian Wound Association http://a-w-a.at am heutigen Mittwoch im Vorfeld der Jahrestagung der European Wound Management Association http://ewma2012.org in Wien aufmerksam gemacht. "Österreich ignoriert das Diabetische Fußsyndrom trotz steigenden Diabetes-Erkrankungen konsequent", erklärt der Grazer Internist Gerd Köhler. Konkret sehen Hausärzte die Füße von Diabetikern oft gar nicht an, und selbst die Diabetes-Gesellschaft erwähnt das Problem in den Leitlinien nur kurz.
Gefährliche Schmerzfreiheit
Von den mindestens 300.000 Diabetikern Österreichs erleidet jeder Vierte einmal oder öfter eine diabetische Fußkomplikation. Diabetes schädigt besonders bei schlechter medikamentöser Einstellung die Nerven an den Füßen und macht diese gefühllos, wodurch kleine Verletzungen wie Druckstellen, Schwielen oder eingewachsene Nägel häufig übersehen werden. Die Wunden breiten sich aus, infizieren sich, riechen oft übel und sind kompliziert zu behandeln, wobei die schlechte Durchblutung bei Diabetes die Heilung zusätzlich erschwert.
Die fehlende rechtzeitige Therapie mündet in die Amputation - anfangs oft einzelner Zehen, dann des Fußes und schließlich des Beines. Diabetiker machen 40 bis 60 Prozent der nicht traumatischen Beinamputationen aus, die meisten Betroffenen im Seniorenalter sind pflegebedürftig und die Sterblichkeit ist rund um die Beinamputation sehr hoch. Mit den zunehmenden Diabetesfällen steigen die Amputationszahlen in Österreich: Die letzten Zahlen 2006 liegen mit 2.562 Eingriffen um elf Prozent über dem Wert von 2002. Dabei erfolgt vor 40 Prozent der Amputationen keine gefäßchirurgische Begutachtung oder eine Abklärung auf Verfügbarkeit weniger drastischer Alternativen.
Ersparnis 70 Mio. Euro pro Jahr
"Was in Österreich meist ignoriert wird, sind die enormen Kosten der Amputation", betont AWA-Präsident Gerald Zöch. Schwedische Erhebungen beziffern drei Jahre Behandlung ohne Amputation mit 20.000 Euro, mit Amputation hingegen mit der dreifachen Summe, wobei 77 Prozent auf Folgekosten zurückgehen. "Neun Prozent der Gesamtausgaben des Gesundheitssystems machen allein diese Patientengruppe aus", so der Chirurg. Bis zu 70 Mio. Euro jährlich könnte man durch die Senkung der Amputationsrate sparen.
Die Forderung der AWA-Vertreter: Risikogruppen sollten standardmäßig auf Neuropathien untersucht werden, da dies Prävention erst ermöglicht und Kostenersparnis bringt. Österreich brauche dringend ein Amputationsregister zur Erhebung des Ist-Zustandes, sowie auch flächendeckend interdisziplinäre Fußambulanzen an Spitälern mit Therapiefortführung durch niedergelassene Ärzte. "Schließlich sollte auch die Wundpflege verpflichtender Teil der Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal sein, was derzeit noch nicht der Fall ist", so Zöch.
Selbstkontrolle und Sensiblisierung
Der optimale Umgang mit dem diabetischen Fuß ist die Vorsorge, dass er nicht eintritt, so das Credo aller Experten. "Zur Vorbeugung gehört die bessere Information für Risikogruppen, damit Schutzmaßnahmen wie tägliche Selbstkontrolle, orthopädische und gut passende Schuhe, gute Fußpflege sowie optimale Blutzuckereinstellung durchgeführt werden. Besteht die Wunde bereits, ist das Wichtigste die Druckentlastung, also nicht auf sie zu steigen", erklärt die Grazer Krankenpflegerin Waltraut Haas gegenüber pressetext. Mehr Sensibilisierung sei auch für beteiligte Berufsgruppen nötig - wozu außer den Hausärzten, Allgemeinmedizinern und Chirurgen auch Pflege, Fußpflege und Schuhmacher zählen.
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