Multiple Sklerose: Myelinschäden nicht Auslöser
Deutliche Hinweise für Schlüsselrolle des Immunsystems
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Rollstuhl: MS primär Immun- statt Nervenkrankheit (Foto: aboutpixel/Schneider) |
Zürich (pte014/27.02.2012/12:15) Schäden im Myelin sind nicht der entscheidende Auslöser der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS), wie eine bisher gängige Erklärung lautete. Vielmehr dürfte der Auslöser statt bei den Nerven im Immunsystem liegen, berichten Forscher der Universität Zürich http://uzh.ch in der Zeitschrift "Nature Neuroscience". "Sofern man es im Tierversuch erheben kann, können wir die Myelin-Hypothese endgültig ausschließen", erklärt Studienleiter Burkhard Becher im pressetext-Interview.
Folge statt Ursache
MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Abwehrzellen das Myelin in Gehirn und Rückenmark angreifen. Myelin umhüllt Nervenzellen und ist wichtig für deren Funktion, Reize als elektrische Signale weiterzuleiten. Mehrere Modelle über die Entwicklung der Krankheit sind im Umlauf. "Beobachtungen an einer verstorbenen Patientin, die Myelinschäden ohne vorher erkennbare Infekte aufwies, führten zu einer neurodegenerativen Hypothese, derzufolge erst defekte Myelin-bildende Zellen die Immunantwort auslösen. Das konnten wir widerlegen", berichtet der Neuroimmunologe.
Die Forscher untersuchten Mäuse, die aufgrund genetischer Manipulation Myelindefekte ohne Immunantwort aufwiesen. Zu Studienbeginn glichen die Schäden stark den charakteristischen Beobachtungen bei MS-Patienten, doch eine weitere MS-ähnliche Entwicklung einer Autoimmunerkrankung blieb aus. Folgeexperimente bestätigten, dass eine Infektion, die ja für eine aktive Immunabwehr sorgt, bei gleichzeitigen Myelinschäden noch nicht zur MS-Erkrankungen führen. "Der primäre Auslöser ist somit zwar weiter unklar, dürfte jedoch in einer fehlerhaften Regulation des Immunsystems liegen", betont Becher.
Gen-Untersuchungen bestätigt
Das Ergebnis steht in Einklang mit einer Untersuchung von fast 10.000 MS-Patienten, die im August 2011 in der Zeitschrift "Nature" veröffentlicht wurde. Das internationale Forscherteam fand 57 Genvarianten, die in Kombination das Risiko für den Ausbruch von MS drastisch erhöhen. 80 Prozent dieser Gene spielen in der Regulation von T-Lymphozyten und somit des Immunsystems eine wichtige Rolle (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110811009 ).
Abstract der Studie unter http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/full/nn.3062.html
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