pte20111011018 in Forschung

Ein-Dollar-Spiel: Zehn Mio. Bestellungen anvisiert

Experte hält Ziel für unrealistisch und sieht Marketing-Aktion


Afterfall: Nur ein Schnäppchen, wenn zehn Mio. zuschlagen (Foto: NEG)
Afterfall: Nur ein Schnäppchen, wenn zehn Mio. zuschlagen (Foto: NEG)

Katowice (pte018/11.10.2011/12:20) Am 25. November veröffentlicht der polnische Indie-Entwickler NEG http://negroup.eu den Horror-Shooter "Afterfall: InSanity" http://www.afterfall-universe.com . Interessierte Käufer werden zu einem Zahlungsexperiment eingeladen. Vorbestellungen für Spiel mitsamt Soundtrack sind für einen Dollar möglich, geliefert wird das Produkt aber nur zu diesem Preis, wenn mindestens zehn Mio. Kopien vorab geordert werden. Medienwissenschafter Stephan Schwingeler hält das Ziel für kaum erreichbar. "Die Marketing-Aktion soll das Spiel bekannter machen", meint er.

"Etwas Episches vollbringen"

"Wir wollen etwas Neues und Radikales ausprobieren", sagt NEG-Mitarbeiter Patryk Hamerlak in einem Video, das die Ambitionen des Vorhabens erklären soll. Er sieht die Aufgabe von Indie-Entwicklern darin, "Regeln und Stereotypen zu brechen". "Wir machen ein Game, das wir auch selber gerne spielen würden", schildert er.

"Wir würden gerne etwas Episches vollbringen, das Spiel soll nur der Anfang der Afterfall-Reihe sein. Darum wollen wir, das mindestens zehn Mio. Leute es spielen, mögen und sich auf den nächsten Teil freuen." Wird das Ziel erreicht, so gehen zehn Prozent der Einnahmen an eine Hilfsorganisation. Andernfalls wandert der gesamte, gesammelte Betrag an die Charity und das Spiel wird zu einem Preis von 33.90 Dollar verkauft.

Ziel kaum zu erreichen

"Diese Größenordnung ist mir neu", meint Schwingeler im Gespräch mit pressetext. Das Prinzip erinnert ihn allerdings an das "Humble Indie Bundle" http://humblebundle.com , eine Aktion die in unregelmäßigen Abständen eine Sammlung von Videospielen kleiner Entwickler nach dem Pay-What-You-Want-Prinzip anbietet. Der User kann sich selbst aussuchen, wieviel ihm die Software wert ist, und den Betrag zwischen Entwicklern, Organisatoren und verschiedenen Hilfs-Initiativen frei aufsplitten. Ein Mindestziel gibt es hier jedoch nicht. Die letzte Compilation liegt aktuell bei über 200.000 Bestellungen und einem Gesamtbetrag von rund einer Mio. Dollar.

Schwingeler hält die Latte auch für deutlich zu hoch. "Zehn Mio. sind unrealistisch", meint der Forscher. "Das erinnert mich an die Spaßgruppe 'My sister said, if I get one million fans, she will name her baby Megatron' auf Facebook." Diese erreichte zwar in Rekordzeit ihr Ziel, besagtes Kind wurde jedoch Dylan genannt. Auch im Vergleich mit anderer, erfolgreicher Unterhaltungssoftware ist die Zahl viel zu hoch gesteckt, sagt der Experte. "Super Mario Bros wurde seit 1985 über 40 Mio. Mal verkauft. Aus dem Stand ein Viertel davon erreichen zu wollen ist, wenn man das so sagen möchte, ein hehres Ziel."

Vorbestell-Aktion als PR-Maßnahme

Das derzeit wohl populärste Indie-Spiel, Minecraft http://minecraft.net , gilt mit aktuell rund 3.8 Mio. verkauften Kopien in anderthalb Jahren bereits als äußerst erfolgreich. Einen Absatz von zehn Mio. Stück ist in der Regel nur aufwändigen Produktionen großer Publisher vorbehalten, zuletzt "Call of Duty: Modern Warfare 2". Den Titel "meistverkauftes Computerspiel aller Zeiten" beansprucht aktuell die "Sims"-Reihe. Publisher Electronic Arts vermeldete für das im Jahr 2000 gestartete Franchise einen Gesamtabsatz von über 125 Mio. Stück.

Der Experte denkt, dass die ungewöhnliche Aktion für "Afterfall: InSanity" eine Marketing-Maßnahme ist, die das Spiel bekannter machen soll. So könnten letztlich mehr Exemplare zum Normalpreis unter die Gamer gebracht werden. Zwei Tage nach Beginn der Preorder-Phase sind rund 15.000 Vorbestellungen für den Shooter eingegangen.



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