pte20110929001 in Leben

Provokanter Wahlkampf im Internet zahlt sich aus

Studie der Uni Bern untersucht Schweizer Online-Berichterstattung


Richtung Wahl: Parteien suchen Aufmerksamkeit (Foto: pixelio.de, M. Großmann)
Richtung Wahl: Parteien suchen Aufmerksamkeit (Foto: pixelio.de, M. Großmann)

Bern (pte001/29.09.2011/06:00) Eine Studie der Universität Bern http://www.unibe.ch hat die Wahlberichterstattung in Schweizer Online-Medien anhand von RSS-Feeds untersucht. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass sich provokative Wahlkampfpropaganda im Internet schneller verbreitet als in klassischen Medien. "Provokante Aktionen und Aussagen werden von anderen Parteien und Akteuren aufgenommen und dadurch multipliziert, was die Verbreitung erhöht", erklärt Marc Bühlmann von der Uni Bern im Gespräch mit pressetext.

Erfolgreiche Strategien

Das Uni-Bern-Projekt Chronik-ON hat zwischen Ende Juni und Mitte September 2011 RSS-Feeds auf Parteinennungen im Zusammenhang mit sechs zentralen Wahlkampfthemen untersucht. Etwa sieben Prozent der täglich erstellten Feeds enthalten tatsächlich den Namen einer Nationalratspartei oder eines der gesuchten Themen. Mit dem Näherrücken der Wahlen erhöht sich diese Quote. "Ich glaube, dass die Bedeutung von RSS-Feeds allgemein zunimmt, da es einen Trend zu verkürzten Nachrichten gibt", sagt Bühlmann.

Drei Strategien führen zu vermehrten Nennungen einer Partei in den Medien. Parteihandlungen wie Feste, Rücktritte von Politikern oder das Einbringen von Initiativen erhöhen die Aufmerksamkeit. Auftritte von bekannten Parteiexponenten führen ebenfalls zu diesem Ergebnis. Dabei spielt es keine Rolle für die Quantität der Erwähnungen, ob die handelnden Personen positiv oder negativ auffallen. Die dritte Möglichkeit ist die bewusste Provokation. "Die Idee ist, derart zu provozieren, dass man ohne weiteres Zutun gratis Werbung erhält. Besonders die SVP nutzt diese Strategie", so Bühlmann.

Großes Budget

Schon seit Jahren versucht die SVP mit polarisierenden Kampagnen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. "Andere Parteien versuchen die Konzepte der SVP zu kopieren. Aber erstens haben nicht alle die nötigen Ressourcen und zweitens wird es immer schwieriger zu provozieren. Auch die Medien haben die Strategie teilweise durchschaut und halten sich oft bewusst mit der Berichterstattung zurück", sagt Bühlmann. Ob sich ein Plus an Medienaufmerksamkeit an den Wahlurnen positiv auswirkt, ist nicht bewiesen. "Das wird man erst am 23. Oktober sehen", so der Politikwissenschaftler.

(Ende)
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