Badestrände stören Nahrungskette der Seen
Fehlender Lebensraum bedrängt Kleinlebewesen und Fische
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Junge im Wasser: Seen leiden an den Badenden (Foto: pixelio.de/Sturm) |
Berlin (pte003/19.08.2011/06:10) Intensive Nutzung und Verbauung stört das ökologische Gleichgewicht von Seeufern erheblich. Die stärksten Auswirkungen haben dabei Badestrände, berichten deutsche und brasilianische Forscher im "Journal of Applied Ecology". "Wird zusätzlich zu Badebereichen das übrige Seeufer noch durch Ufermauern oder starken Bootsverkehr geschädigt, kann die gesamte Nahrungskette des Sees durcheinander gebracht werden", erklärt Martin Pusch vom Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei http://www.igb-berlin.de , gegenüber pressetext.
Badefreude bringt Tierleiden
Pusch untersuchte mit Kollegen vom Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung sowie von der Universität Sao Joao del-Rei den Grienericksee bei Rheinsberg, den Unterruckersee bei Prenzlau und den Langen See in Berlin-Köpenick. Alle drei sind norddeutsche Tieflandseen, die sowohl natürliche Ufer, Spundwand-Verbau als auch Badestrände aufweisen. Die Seeufer-Nutzung kann die Wasserqualität, die Uferstruktur und den Wasserstand verändern, wusste man schon bisher. Um die ökologischen Folgen zu erkunden, wurden erstmals die wirbellosen Kleinlebewesen im Flachwasser untersucht. Sie wollten dabei auch wissen, ob ein gestörter Uferbereich ökologisch anders funktioniert.
Das gelang den Forschern durch eine Isotopenanalyse. "Kohlenstoff-Isotope in Tieren zeigen, von welchen Pflanzen sie sich ernähren, während man durch Stickstoff-Isotope die Stellung eines Lebewesens innerhalb der Nahrungskette identifizieren kann. So erfährt man sehr genau, wer im See wen frisst", erklärt Pusch. Der Vergleich zeigte, dass bei großen Badestränden deutlich weniger Kleintiere leben, weshalb in Folge das gesamte Nahrungsnetz im See verkümmert, so dass dort auch Fische kaum Nahrung finden.
Natur Raum geben
Vor allem der fehlende Lebensraum, jedoch auch Einbußen an Nahrungsquellen sorgen für diesen Rückgang. "Da Wasseralgen nicht das ganze Jahr über verfügbar sind, sind viele Tiere in Seen darauf angewiesen, dass am Ufer Falllaub oder Totholz vorhanden ist", so der Ökologe. Zum Schutz der Lebewelt der Seen sollte daher ein Großteil des Ufers noch natürliche Strukturen aufweisen. Wiederherstellung von Ufergehölzen, Einbringung von Totholz in Uferzonen sowie Schutz und Entwicklung von Schilfgürteln stellen kostengünstige Methoden dar, die auch dem Fischbestand zugute kommen. Auch der Ersatz von Spundwänden durch Pfostenpalisaden als Erosionsschutz für den Schilfgürtel bringt gute Erfolge, wie sich bereits am Bodensee zeigte.
Badestrände sollen klarerweise erhalten bleiben, da die Seen ja auch für die Nutzung durch den Menschen geschützt werden. Mehrere Maßnahmen können jedoch dafür sorgen, dass die ökologischen Folgen gering bleiben. "Toiletten tragen dazu bei, dass die Wasserqualität nicht beeinträchtigt wird. Vorteilhaft ist zudem eine Absperrung der Badebereiche links und rechts, damit niemand in den Schilfgürtel geht", so Pusch. Motorboote sollten zudem eine Geschwindigkeits-Höchstgrenze haben und einen Mindestabstand zum Ufer wahren, da deren Wellenwirkung dem Schilf ebenfalls schlecht bekommt.
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