pte20110806002 in Forschung

Edge heizt Diskussion um Flash-Ablöse an

Adobe spricht mit pressetext über die Zukunft der Technologie


André Jay Meissner, Business Development Manager (Foto: Adobe)
André Jay Meissner, Business Development Manager (Foto: Adobe)

München (pte002/06.08.2011/06:00) Während Adobe betont, an beiden Technologien festzuhalten, sehen verschiedene Experten die Ablöse jener Runtime, die das Feld der Rich-Internet-Applications seit vielen Jahren dominiert, bereits in gefährlicher Reichweite. André Jay Meissner, Business Development Manager für Webtechnologien bei Adobe http://adobe.de , spricht im pressetext-Interview über Edge und die Zukunft von Flash sowie HTML5.

pressetext: Mit Edge bietet Adobe nun auch ein Authoringtool für HTML5. Was kann Edge?
Adobe hat sich sehr früh dazu bekannt, HTML5 als zukünftigen Standard zu unterstützen. Wir arbeiten unter anderem mit Partnern wie Google und jQuery aktiv an der Verbreitung und Weiterentwicklung der Open Web Platform mit. Unser Autorenwerkzeug Dreamweaver unterstützt HTML5 bereits seit über einem Jahr. Wer die Vorteile von HTML5 nutzen möchte, kommt mit HTML allein jedoch nicht aus. Darüber hinaus sind Kenntnisse in CSS, JavaScript bzw. diversen JS-Frameworks sowie einer Vielzahl weiterer Tools nötig. Deswegen bietet Adobe mit Edge ein Werkzeug, das die Animation und Interaktion von Webinhalten nach HTML5-Standards wesentlich erleichtert, und in kommenden Vorschauversionen noch an Funktionalität hinzugewinnen wird. Die Nutzer müssen somit nicht zwingend in die Tiefen dieser einzelnen Technologien eintauchen.

pressetext: Welche Bedeutung hat Flash für Adobe?
Flash bietet eine Laufzeitumgebung für die plattformübergreifend konsistente und performante Wiedergabe von interaktiven Elementen, Animationen, Video oder Spielen bis hin zu komplexen Rich-Internet-Applikationen. Diese Applikationen können Produktkonfiguratoren oder Geschäftsanwendungen sein und funktionieren eingebunden in eine Webseite genauso wie alleinstehende Apps. Die Flash-Plattform als Ganzes ist eine komplette, in die Creative Suite und Adobes Enterprise-Lösungen integrierte Entwicklungs-, Test- und Produktionsumgebung, mit der sehr weitgreifende, marktführende Lösungen realisiert werden.

pressetext: Adobe will HTML5 unterstützen und Flash weiterentwickeln. Mit Silverlight hat Microsoft eine ähnliche Technologie entwickelt. Was hebt Flash ab?
Unsere Werkzeuge ermöglichen Entwicklung, Test und Auslieferung vollwertiger Komponenten und Apps auf allen aktuellen Betriebssystemen, darunter Mac OS X, Windows, Android, Blackberry Tablet OS und iOS. Diese nutzen den Flash Player und fallweise AIR zur Darstellung der Inhalte, und sind aktuell mit Ausnahme des Flash-Plugins für den Webbrowser Safari unter iOS auf nahezu allen internetfähigen Endgeräten verfügbar - inklusive vieler künftiger Marktgrößen wie Smart-TVs und Konsolen. Silverlight wurde von Microsoft als Alternative zu Flash gestartet und ist sehr eng an die .NET-Welt gebunden. Aktuell wird es in eine neue Richtung entwickelt, die weit weniger im Wettbewerb zu Flash steht.

pressetext: Welche Schwierigkeiten sehen Sie derzeit mit HTML5?
HTML5 hat sich als Sammelbegriff für über 20 verschiedene Technologien der Open Web Platform etabliert, umfasst aber weit mehr als nur die Seitenbeschreibungssprache HTML. Die Darstellung dieser kombinierten Inhalte übernehmen Browserengines auf diversen Betriebssystemen, die auf sehr unterschiedlich leistungsfähigen Systemen zum Einsatz kommen. Das bringt bereits für etwas anspruchsvollere Anwendungen eine Reihe kritischer Unwägbarkeiten mit sich, denn derzeit sind erhebliche Darstellungsunterschiede der HTML5-Inhalte die Regel und der Großteil der installierten Browser kann HTML5 überhaupt nicht sinnvoll darstellen. HTML5 hat jedoch seine volle Berechtigung in den Bereichen, für die sich die Open Web Platform eignet. Wer heute animierte Werbeinhalte publizieren will, die vom iOS-Browser dargestellt werden, kommt daran nicht vorbei. Auch dafür wollen wir die besten Werkzeuge liefern.

pressetext: Welchen Sinn sehen Sie in der Zweigleisigkeit? Wie wichtig ist Flash in fünf Jahren und welche Vorteile bietet Flash gegenüber HTML5?
Flash wird gern gegen HTML5 ausgespielt, weil HTML5 zukünftig in einigen Bereichen einen Teil der Funktionalität abdeckt, die bislang nur mit Flash realisiert werden konnte. Dabei wird der Vergleich jedoch oft auf wenige Bereiche wie einfaches Video, Animationen oder interaktive Formulare reduziert. Die Flash-Plattform als Ganzes leistet jedoch weit mehr als Webkomponenten anzuzeigen. Als Beispiel ist mit HTML5 weder adaptives geschütztes Streaming noch Zugriff auf Gerätefunktionen wie Webcam und Mikrofon möglich. Ohne das wäre die Übertragung von Massenevents, die Monetarisierung von Video- und Audioinhalten, Webkonferenzen sowie Crowdsourcing wie etwa bei Online-Videoportalen undenkbar.

Wenn man berücksichtigt, dass die HTML-Darstellung bis heute inkonsistent ist und dabei einen Vergleich zur benötigten Zeit zur Marktdurchdringung halbwegs standardkonformer Browser bzw. zur Eliminierung anderer "Browserprobleme" zieht, muss man davon ausgehen, dass sich das auch mit HTML5 auf absehbare Zeit nicht ändert, auch wenn das sehr wünschenswert wäre. Dies ist jedoch nur einer der Gründe, warum Flash aus unserer Sicht auch in fünf Jahren noch zu den maßgeblichen Web- und Mobiltechnologien zählen wird.

pressetext: Wie wollen Sie Flash weiterentwickeln? Was erwartet uns in der nächsten Version und bei welchem Einsatz soll Flash unverzichtbar und alternativlos sein?
Flash bietet besondere Stärken in der Konsistenz und Verfügbarkeit für alle relevanten Plattformen. Adobe bietet hierzu ein leistungsfähiges Werkzeug zur Multi-Plattform-Entwicklung an. Die bereits öffentlich verfügbare Betaversion des Flash Player 11 bietet einige bahnbrechende Neuerungen. Neben Funktionen zum Videochat und VoIP, ist hier vor allem die 3D-Engine "Molehill" zu nennen. Flash 11 stellt damit auch im Webbrowser und auf mobilen Endgeräten eine Qualität zur Verfügung, wie sie heute nur von Konsolen bekannt ist. Das wird durch eine weitgreifende Hardwarebeschleunigung realisiert. Wir arbeiten hierzu seit mehr als drei Jahren im Rahmen des Open Screen Projects mit namhaften Chip-Herstellern, auch denen der iOS-Geräte, zusammen.

pressetext: Flash als offener Standard bzw. Open Source - etwas, das man sich bei Adobe vorstellen kann?
Ja, das ist nicht nur vorstellbar, sondern bereits Realität. Und auch kein Einzelfall: Die Bildformate TIFF und SVG stammen von Adobe, das Dokumentenformat PDF ist mittlerweile eine ISO-Spezifikation und seit jeher offen dokumentiert. Ebenfalls sind große Teile von Flash öffentlich dokumentiert und teilweise bereits Open Source, so zum Beispiel das Open Source Flex SDK oder OSMF, das Open Source Media Framework. Adobe ist im Bereich Open Source sehr aktiv. Grundsätzlich ist unsere Philosophie, Technologien erst an die Community zu übergeben, wenn sie eine gewisse Reife erlangt haben. Wenn wir sehen, dass wir wichtige Innovationen direkt einbringen können, ziehen wir es vor, das zunächst selbst zu tun, da die Entwicklung in Gremien wesentlich langsamer abläuft.

(Ende)
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