Sicherheitstechnik im Freiheitsdilemma
Körperscanner führt zur Diskriminierung und Offenlegung von Behinderung
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Überwachnungskamera: Die Frage lautet: Freiheit oder Sicherheit (Foto: aboutpixel.de/Rolf) |
Tübingen (pte022/07.04.2011/10:45) Alle wollen ein Mehr an Sicherheit, der Preis dafür führt auch zu einem Verlust von Privatsphäre, Freiheit oder Gerechtigkeit. Das Bundesministerium für Forschung und Bildung hat nun ein Programm aufgesetzt, das sich diesem Problem annimmt - "Forschung für die zivile Sicherheit". Am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften http://www.izew.uni-tuebingen.de der Universität Tübingen untersuchen Wissenschaftler speziell die Technologie des Körperscanners.
Die Forscher entwickeln Kriterien, die für die konkrete Nutzung der Körperscanner und möglicher Alternativen gedacht sind. "Diese Kriterien sollen dazu beitragen, die Belastungen für bestimmte Menschengruppen zu minimieren", sagt Michael Nagenborg, einer der beteiligten Sozialwissenschaftler, im Gespräch mit pressetext. Zugleich müsse darüber diskutiert werden, dass sich die Diskrepanz zwischen Sicherheit und Freiheit nicht durch technische und organisatorische Maßnahmen beseitigen lässt.
Sind Körperscanner ungerecht?
Obwohl Körperscanner keine Nacktscanner mehr sind, können auch die abstrakten Abbildungen zu Benachteiligungen führen. "Darum ist es entscheidend, sie unter der Perspektive der Gerechtigkeit zu betrachten", sagt Nagenborg. Nur so könne sichergestellt werden, dass Sicherheitstechnologien nicht Diskriminierungen aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder religiösen Überzeugungen fortschreiben.
Menschen mit verdeckten Behinderungen, mit Brustprothesen, Urinbeutel oder Windeln wären bei einem Körperscannerzwang genötigt, diese Dinge vor Dritten offen zu legen. "Eine der grundlegenden Fragen lautet also, ob einzelne Bevölkerungsgruppen benachteiligt werden dürfen, um die Sicherheit vieler zu erhöhen?", so Regina Ammicht Quinn. Gerechtigkeit werde nicht nur im Fall der verdeckten Behinderungen zur zentralen Frage, sondern auch dort, wo Menschen eines bestimmen Aussehens, einer bestimmten Herkunft oder Religion anders behandelt werden als andere.
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