pts20101209029 Medien/Kommunikation, Forschung/Entwicklung

Spannungsfeld Kinderkrebs: Politisches Handeln in Österreich ist gefordert

"Was gilt der Prophet im eigenen Land", fragen St.-Anna-Ärzte und -Forscher


Wien (pts029/09.12.2010/14:35) Mit der Botschaft "Forschen heilt Krebs" leitete die St. Anna Kinderkrebsforschung das dreijährige EU-Projekt "DIRECT". "Mit vielen Maßnahmen wie Webportal und dem TV-Film "Kleine Helden, große Chancen" konnten wir nachhaltig über die Bedürfnisse krebskranker Kinder und aktuelle Probleme aufklären", so Doz. Dworzak, stellvertretender ärztlicher Leiter am St. Anna Kinderspital, beim heutigen Pressegespräch.

Dank der Forschung und europäischen Vernetzung konnte in den letzten vierzig Jahren viel für Kinder und Jugendliche mit Krebs erreicht werden. In Europa ist Krebs bei drei von vier Kindern heilbar. "Mithilfe unserer heutigen Erkenntnisse müssen wir neue Erfolg-versprechende Therapien, insbesondere für Patienten mit bisher schlechter Prognose, entwickeln", erklärte Prof. Gadner, Institutsleiter der St. Anna Kinderkrebsforschung.

Arzneimittel für Kinder
Doz. Ladenstein, St. Anna Ärztin und -Forscherin, betonte den dringenden Bedarf an Therapie- und Medikamentenstudien mit Kindern für Kinder. "Für arbeits - und kostenintensive Studien auf qualitativ hohem Niveau muss uns eine 3-Säulen-Allianz aus Akademia, Politik und Industrie gelingen, um die heute noch leeren Budgettöpfe für Kindernetzwerke zu füllen."

"DIRECT" klärte über EU-Auflagen auf, die seit 2001 die klinische Kinderkrebsforschung und internationale Zusammenarbeit behindern. Da es für Kinder kaum Antikrebsmedikamente gibt, werden Arzneimittel, die sich seit langem als wirksam und sicher erwiesen haben, aber nur für Erwachsene zugelassen sind, "off label" eingesetzt, das heißt außerhalb der zugelassenen Indikationen. "Für spendenfinanzierte Studien gelten Auflagen wie für große Pharmabetriebe. Dies verschlingt Unmengen an Geld und ist eine administrative Hürde", so Dworzak. Krebskranke Kinder benötigen den raschen Zugang zu innovativen Therapien und zugelassenen Medikamenten. Gefordert werden Budgets für klinische Forschung und weniger Bürokratie.

Nutzen für die Gesellschaft
Wegen ihrer Seltenheit werden Kinderkrebserkrankungen oft als ein Spezialproblem ohne gesellschaftliche Relevanz abgetan, obwohl die geheilten jungen Menschen als in der Regel produktive Mitbürger der Wirtschaft und dem Sozialsystem Österreichs dienen. "Jeder tausendste Österreicher hat heute eine Kinderkrebserkrankung überlebt", sagte Doz. Kovar, wissenschaftlicher Leiter der St. Anna Kinderkrebsforschung, die höchst erfolgreich Koordinator oder Partner vieler EU-Projekte ist. Die EU hat den hohen Nutzen erkannt und fördert experimentelle, translationale und klinische Forschung, um die Neben- und Spätwirkungen von Kinderkrebs-therapien mindern zu helfen. Die Mittel unterliegen jedoch einem sehr harten Wettbewerb, da es sich um kompetitive Förderprogramme handelt. Die Chance, auf diesem Wege eine Förderung zu erhalten, liege bei etwa zwanzig Prozent, so Ladenstein.

Mehr Lebensqualität nach dem Krebs
Der Erfolg der verbesserten Heilungschancen habe die logische Konsequenz der umfassenden Nachsorge nach Therapieende und im Erwachsenenalter, so Dr. Frey vom St. Anna Kinderspital, die im EU-Projekt des europäischen Netzwerks "PanCare" Therapiefolgen und Bedürfnisse der Überlebenden miterforscht. Das Ziel sind einheitliche Richtlinien und EU-weite Nachsorgeeinrichtungen für Kinderkrebs-Langzeitüberlebende. Ein "Mutmachbuch" über "DIRECT" Aktionen mit Betroffenen, wie die Großglocknerbesteigung im September 2009, sollen nachhaltig die Akzeptanz der jungen Erwachsenen als geheilte Menschen mit gleichen Rechten in Ausbildung, Job und bei Versicherungen betonen.

Zukunft durch Verantwortung
"Seit zweiundzwanzig Jahren basiert der Erfolg der Kinderkrebsforschung in Österreich primär auf privaten Spenden", so Gadner. Die Kontinuität verlangt langfristig eine Sicherstellung durch die öffentliche Hand. Im 21. Jahrhundert darf die Forschung zur Lebenssicherung krebskranker Kinder keinesfalls reine Wohltätigkeit sein. Sie muss gesellschaftspolitische Verpflichtung werden.

Pressebilder zum honorarfreien Download unter: http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=3331

Mehr Infos: http://www.kinderkrebsforschung.at , http://www.forschenheiltkrebs.eu

(Ende)
Aussender: St. Anna Kinderkrebsforschung
Ansprechpartner: Sandra Brezina-Krivda
Tel.: +43(1)/ 404-70-4450
E-Mail: sandra.brezina@ccri.at
Website: www.forschenheiltkrebs.eu
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