pte20100806010 in Business

ING gibt Senioren nur 1.000 Euro pro Woche

Experte sieht rechtlich nicht haltbaren Fall von Altersdiskriminierung


Rentner: Statt 2.000 nur noch 1.000 Euro pro Woche (Foto: pixelio.de, Günter Havlena)
Rentner: Statt 2.000 nur noch 1.000 Euro pro Woche (Foto: pixelio.de, Günter Havlena)

Amsterdam/Mainz (pte010/06.08.2010/11:50) Die niederländische Bank ING http://ing.com will ab dem 11. August in Belgien Kontoabhebungen pro Woche auf 1.000 Euro begrenzen. Ziel ist es, ältere Senioren vor Überfällen zu schützen. Die Ankündigung hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Nun rückt das Management von den umstrittenen Plänen ab, die für alle Kunden ab 60 Jahren gelten sollten. Aus der Luft gegriffen war der Maßnahmenkatalog aber nicht. Denn in den letzten vier Jahren hat sich die Zahl der Diebstähle von Bankkarten und Geheimnummern fast verdoppelt.

Imagekratzer bleiben

"Dieses Vorgehen ist skandalös und unhaltbar", so Dieter Berberich, Bundesvorsitzender des Seniorenverbands BRH http://www.brh.de , im Gespräch mit pressetext. "Es kann nicht sein, dass Älteren die Urteilsfähigkeit über ihre Finanzangelegenheiten abgesprochen wird." Laut dem Interessenvertreter sind Beschränkungen einzig beim Online-Banking sinnvoll. Berberich sieht in den ING-Plänen "einen rechtlich nicht haltbaren Fall von Altersdiskriminierung".

Brisantes Detail der ING-Aktion: Eine Informationskampagne über den "Sonderschutz" hatte das Institut nicht vorgesehen. Stattdessen sollten die über 60-Jährigen per Kontoauszug davon erfahren. Wie außerdem bekannt wurde, hätten sie über eine Heraufsetzung der Höchstsumme mit der Bank verhandeln können. Obwohl der Finanzdienstleister mittlerweile zurückgerudert ist und darauf verweist, dass in 98 Prozent aller Fälle ohnehin weniger als 1.000 Euro in der Woche abgehoben würden, bleibt für das Unternehmensimage ein fader Nachgeschmack.

Dass ING die Deckelung für Ältere bereits ad acta gelegt hat, ist nicht zuletzt auf den Protest von Seniorenorganisationen und Politikern zurückzuführen. Interessenverbände sehen in der Beschränkung sogar einen Verstoß gegen das belgische und europäische Recht. Selbst belgische Politiker wie der Wirtschaftsminister Vencent Van Quickenborne zeigten sich empört. Über Twitter gab der Politiker sogar Tipps zum Wechsel zu einer anderen Bank.

Vor allem die Bank profitiert

Kurz nachdem Konkurrenten von der ING-Aktion Wind bekamen, ließen sie es sich nicht nehmen explizit darauf hinzuweisen, selbst keine Beschränkungen zu haben. Der Schritt der ING war nicht uneigennützig. Schließlich haften Banken bei Diebstählen oder dem Verlust von Bankkarten für alle damit getätigten Ausgaben und Abhebungen über 150 Euro. 1.000 statt bisher 2.500 Euro pro Woche bedeutet daher die Verringerung des Risikos für die ING.

Auf Druck der Öffentlichkeit dauerte es gerade einmal zehn Stunden, bis die Regelung über den Haufen geworfen wurde. Die ING ist kein Einzelfall. Denn bereits vor acht Jahren hatte die Supermarktkette Carrefour in Belgien ihren über 70-jährigen Kunden in Aussicht gestellt, keine Kundenkarten mehr auszustellen, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wie auch die ING gab das Unternehmen damals nach heftigen öffentlichen Angriffen nach und stellte die Pläne nach nur 48 Stunden ein.

(Ende)
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