Letztes Abendmahl: Stets größere Portionen
Steigendes Nahrungsangebot spiegelt sich in der Kunst
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Zu Leonardo da Vincis Zeiten waren die Brötchen noch winzig (Foto: Wikimedia Commons) |
Ithaka (pte016/23.03.2010/11:50) Die Portionen, die Jesus und seine Apostel beim "Letzten Abendmahl" gegessen haben, sind im Lauf der vergangenen 1.000 Jahren immer größer dargestellt geworden. Das berichten Wirtschafts- und Religionswissenschaftler der Cornell University in Ithaka http://www.cornell.edu im "International Journal of Obesity". Ihre Analyse von 52 Gemälden zu dem berühmten Motiv ist ein Hinweis dafür, wie sich in Europa die Verfügbarkeit von Nahrung zwischen den Jahren 1000 und 1750 verbessert hat.
Immer mehr zu essen
"Wir haben die bekanntesten Darstellungen des Letzten Abendmahls hergenommen und untersucht, wie sich die Größe der Portionen, Teller und Brote in Relation zur durchschnittlichen Große eines Kopfes am Bild verändert hat", erklärt Studienleiter Brian Wansink. Möglich war das durch eine Computertechnik, die gleichzeitig Scannen, Rotieren einzelner Objekte und deren Größenberechnung trotz perspektivischer Darstellung im Bild erlaubt.Was den Anstieg des dargestellten Nahrungsangebotes betrifft, wurden die Erwartungen der Forscher übertroffen.
Die Portionen wuchsen seit dem Jahr 1000 um 69 Prozent, die Teller um 66 Prozent und sogar die Brote um 23 Prozent. Historisch scheint dies logisch. "In diesem Zeitraum hat die westliche Zivilisation einen dramatischen Anstieg in der Produktion, Verfügbarkeit, Sicherheit, Überfluss und Leistbarkeit von Nahrung beobachtet", so Wansink. Sei Kunst eine Imitation der Realität, so würden sich deren Änderungen auch in der Darstellung eines VIP-Abendessens niederschlagen.
Heute stärkere Historisierung
"Bis ins 19. Jahrhundert hat sich die Gemäldekunst an die Lebenskultur der Künstler angepasst. Das zeigt sich etwa in der Darstellung der Architektur, der Mode und eben auch der Nahrung", berichtet Bernhard Böhler, Direktor des Wiener Dommuseums http://www.dommuseum.at , auf pressetext-Anfrage. Ab dem 19. Jahrhundert trat schließlich ein Wandel ein und man versuchte eher, archäologisch-historisch korrekt darzustellen. Grundlage dafür lieferten Forschungen zum jüdischen Alltag zur Zeit Jesu.
Was die Darstellung des Nahrungsangebotes beim Letzten Abendmahl betrifft, erinnert sich Böhler an die Abbildung eines Fisches in hochmittelalterlichen Buchmalereien, der später durch Fleisch ersetzt wurde. "Zentrale Elemente dieses Mahls, die auch in den Bibeltexten erwähnt werden, sind jedoch Brot und Wein. Auf diese gehen auch Brot und Wein in der christlichen Messfeier zurück", so der Kunstexperte.
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