pte20091009007 Medizin/Wellness

Experte stellt intensives MRSA-Screening in Frage

Tests führen zu vielen falschen Ergebnissen


Krankenhauserreger Staphylococcus aureus (Foto: Janice Haney Carr, phil.cdc.gov)
Krankenhauserreger Staphylococcus aureus (Foto: Janice Haney Carr, phil.cdc.gov)

London (pte007/09.10.2009/10:15) In England werden alle Patienten in Krankenhäusern auf MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) getestet. Mit Michael Millar stellt nun einer der führenden Experten die Sinnhaftigkeit dieses Screenings in Frage. Die Tests führten zu zu vielen falschen Ergebnissen, argumentiert der Mikrobiologe, der selbst am Screening-Programm eines führenden Londoner Krankenhauses mitarbeitet. Zusätzlich würden die Risiken und Konsequenzen verzögerter Operationen und die notwendige Isolation den Patienten nicht ausreichend erklärt, berichtet das British Medical Journal.

Die britische Regierung erklärte, dass das Sceening ein wichtiger Teil des Kampfes gegen MRSA sei. Es wurde von Premierminister Gordon Brown als eine Hauptstrategie angekündigt und eingeführt als die Anzahl der Erkrankungen zu sinken begann. Alle Spitäler in England müssen seit April 2009 Patienten, die nicht für Notfall-Operationen eingeliefert werden, testen. Sie haben noch bis 2011 Zeit sicherzustellen, dass auch Notfall-Patienten untersucht werden. Viele Einrichtungen haben jedoch bereits jetzt damit begonnen.

In den meisten anderen Ländern wie USA, dem Rest von Großbritannien und dem Großteil Europas werden laut BBC nur jene Patienten getestet, die dem höchsten Risiko ausgesetzt sind. Das sind jene, die in den vergangenen Monaten mehrfach im Krankenhaus gewesen sind. Millar, der für den Barts and The London NHS Trust http://www.bartsandthelondon.nhs.uk arbeitet, argumentiert, dass dieses Vorgehen viel sinnvoller wäre und auch in England wieder eingeführt werden sollte. Werden alle getestet, komme es bei Patientengruppen mit geringem Risiko möglicherweise mindestens zu gleich vielen falschen positiven Testergebnissen wie wirklichen positiven. Die Behandlung verzögere sich oder die Patienten würden isoliert, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gebe.

Teil des Problems ist laut dem Wissenschaftler, dass der National Health Service http://www.nhs.uk immer stärker auf Schnelltests setze, die in 2,5 Prozent der Fälle zu falschen positiven Ergebnissen führen können. Diese Prozentsatz ist höher als jener der durchschnittlichen MRSA-Erkrankungen in einem Krankenhaus. Vor allem die notwendige Isolation könne zu ernsten psychologischen und körperlichen Folgen führen.

Studien hätten nachgewiesen, dass das Isolieren von Patienten bedeute, dass sie weniger Kontakt mit dem Pflegepersonal und der Familie haben und dass es in der Folge häufiger zu Unfällen komme. Die Konzentration auf MRSA bedeute auch, dass andere Infektionen wie E. coli nicht die erforderliche Aufmerksamkeit bekämen. Millar ist nicht der erste Experte, der die Sinnhaftigkeit der neuen Screening-Vorschriften in Frage stellt.

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