Kreditkartenausfälle erklimmen neue Höchststände
"Oberflächenkosmetik": US-Banken drosseln umstrittene Gebühren
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Verbraucher suchen Ausweg aus der Schuldenfalle (Foto: aboutpixel.de, Rainer Sturm) |
Hamburg/New York (pte020/24.09.2009/11:19) Die Ausfallrate von US-Kreditkartenschulden ist auf ein neues Rekordhoch geklettert. Aufgrund der weiterhin steigenden Arbeitslosigkeit können immer weniger Verbraucher ihre Schulden begleichen. Der internationalen Ratingagentur Moody's zufolge stieg der Wert jener Verbindlichkeiten auf Kreditkarten, bei denen Banken keine Rückzahlung mehr erwarten, im August von 10,52 auf 11,49 Prozent. Darüber hinaus seien auch die erst seit kurzem fälligen Kartenschulden gewachsen. Der Höhepunkt ist den Angaben nach damit aber noch nicht erreicht. Die Ausfallrate werde zumindest bis Jahresmitte 2010 auf zwölf bis 13 Prozent anschwellen. Ob es zu einem Platzen der sich weiter aufblähenden Schuldenblase kommen wird, sei derzeit nicht abzusehen. "Dass eine Blasenbildung vorliegt, ist unbestritten", meint Achim Tiffe, stellvertretender Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen http://www.iff-hh.de , im Gespräch mit pressetext.
Dem Experten zufolge war es bislang üblich, weite Teile der Verbindlichkeiten in Immobilienkredite umzuschulden, um Druck aus dem Markt zu nehmen. Dieser Weg sei nunmehr jedoch versperrt. Dementsprechend sei zu erwarten gewesen, dass die Ausfallrate steigt. "Am Beginn standen die Hypotheken-Darlehen, nun kommen die Kreditkartenschulden hinzu und als nächstes drohen Ausfälle bei den Unternehmenskrediten. Es deutet also alles darauf hin, dass die aktuellen Probleme noch länger bestehen werden", betont Tiffe. Auf die Vorwürfe, das Risiko selbst weiter anzuheizen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090812008/), haben einige Banken und Kartenanbieter mittlerweile reagiert.
Verschiedene Finanzinstitute wie zuletzt die Bank of America oder JPMorgan Chase haben niedrigere oder zur Gänze fallende Überziehungszinsen und Strafgebühren auf Kreditkartenschulden sowie Girokonten angekündigt. Zuvor war ihnen vorgeworfen worden, überzogene Gebühren bei Kredit- und Debit-Karten auszuschlachten (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090910005/). Zur Gänze verzichten die Häuser allerdings auch weiterhin nur bis zu einer Schuldengrenze von zehn bzw. fünf Dollar auf die Forderung. "Aus Verbrauchersicht ist der Schritt zu begrüßen. Zusätzlich zu den ohnehin enorm hohen Überziehungszinsen noch Strafgebühren zu verlangen, ist mehr als unangemessen", betont Tiffe gegenüber pressetext. Hierzulande seien derart hohe Zinsforderungen gar nicht erst möglich. "Rekordzinsen von bis zu 30 Prozent effektiver Jahreszins auf Schulden in Höhe von 10.000 bis 15.000 Dollar sind für die Verbraucher untragbar", so Tiffe.
Das scheinbare Entgegenkommen der Finanzinstitute in der Debatte um Strafgebühren ist dem Fachmann nach jedoch mit Vorsicht zu genießen. Es sei zu erwarten, dass die Banken versuchen werden, entgangene Einnahmen an anderer Stelle zu kompensieren. Um vonseiten der Gesetzgeber kein gänzliches Verbot der Gebühren auferlegt zu bekommen, signalisieren die Anbieter Bereitschaft zu Kompromissen. "Die Banken betreiben Soft-Law-Politik, um einen Teil der Gebühren behalten oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder einführen zu können", sagt Tiffe. Um dem Problem beizukommen bedürfe es vielmehr einer grundlegenden Systemänderung. "Bisher wurde nur Oberflächenkosmetik für die Verbraucher betrieben. Dies ändert jedoch nichts an den Strukturen", schließt Tiffe.
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