pte20250717010 in Leben

Neandertaler: Unterschiedliche Essgewohnheiten

Verarbeitung der Tiere erfolgte laut Studie der Hebrew University of Jerusalem nicht einheitlich


Amud: Neandertaler lebten in Höhlen (Foto: Anaelle Jallon, huji.ac.il)
Amud: Neandertaler lebten in Höhlen (Foto: Anaelle Jallon, huji.ac.il)

Jerusalem (pte010/17.07.2025/10:30)

Vor 50 bis 60.000 Jahren lebten zwei Neandertaler-Gruppen in den nur 70 Kilometer entfernten Höhlen von Amud und Kebara im Norden Israels. Sie verwendeten zwar die gleichen Werkzeuge und jagten die gleiche Beute, haben ihre Nahrung aber deutlich unterschiedlich zerteilt. Das lässt sich laut Forschern der Hebrew University of Jerusalem nicht mit dem Können der Schlachter oder den eingesetzten Werkzeugen erklären.

Lokale Traditionen

Die Unterschiede könnten unterschiedliche kulturelle Essgewohnheiten wie das Trocknen des Fleisches vor dem Zerteilen bedeuten. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Anaelle Jallon sind unterschiedliche Praktiken der Nahrungszubereitung weitergegeben worden. Details sind in "Frontiers in Environmental Archaeology" nachzulesen.

"Es könnte sich bei den Unterschieden der Schnittmarkierungen zwischen Amud und Kebara um lokale Traditionen handeln", so die Expertin. Unterschiedliche Arten des Schlachtens wurden möglicherweise durch soziales Lernen und kulturelle Traditionen weitergegeben.

Amud und Kebara

Die Neantertaler hinterließen Begräbnisstätten, Steinwerkzeuge, Feuerstellen und Reste von Nahrungsmitteln. Beide Gruppen verwendeten die gleichen Feuersteinwerkzeuge und jagten identische Tiere. Dabei handelte es sich vorwiegend um Gazellen und Damhirsche.

Es gibt jedoch einige feine Unterschiede zwischen den beiden Höhlen. Die Neanderthaler aus Kebara dürften eine größere Beute gejagt haben. Sie sollten zudem auch größere Tiere mit in die Höhle gebracht haben, um sie dort zu verarbeiten.

In Amud sind 40 Prozent der Tierknochen verbrannt und die meisten zerbrochen. Das könnte beim Kochen passiert sein oder auch durch spätere zufällige Schäden. In Kebara sind nur neun Prozent der Knochen verbrannt. Sie dürften zudem gekocht worden sein. Die Knochen in Amud weisen auch weniger Schäden durch Fleischfresser auf.

Fleisch abgehangen

Die Forscher haben die Knochenproben makroskopisch und mikroskopisch untersucht. Unterschiedliche Schnittspuren dürften auf ausgeprägte kulturelle Traditionen hinweisen. Die Schnittspuren in Amud erwiesen sich als kompakter und in ihrer Form als wenigerweniger linear.

Eine Erklärung dafür ist, dass die Neanterthaler in Amud das Fleisch anders behandelten, bevor es verarbeitet wurde. Möglicherweise trockneten sie es oder ließen es wie moderne Köche abhängen. Dieses Fleisch ist schwerer zu verarbeiten. Das könnte die Form der Schnittmuster erklären.

Eine weitere Möglichkeit besteht in einer unterschiedlichen Organisation der Gruppen. Das würde sich zum Beispiel auf die Anzahl der Metzger auswirken, die ein Beutetier verarbeitet haben. Diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit Lucille Crete und Silvia Bello vom Natural History Museum of London durchgeführt.

(Ende)
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