pts20081003023 Unternehmen/Wirtschaft, Bildung/Karriere

Fachkräfteloch trotz Wirtschaftswende

Was fordern Personalisten, um langfristig sichere Jobs bieten zu können?


Wien (pts023/03.10.2008/15:41) Auf Einladung von Manpower diskutierten Experten auf der "Personal Austria" über die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf den heimischen Arbeitsmarkt. Was fordern Personalisten, um ihren Mitarbeitern langfristig sichere Jobs bieten zu können?

"Es ist leichter, einen Österreicher nach Kanada zu bringen als von Oberösterreich in die Steiermark", beschreibt Mag. Peter Zulehner, Magna Vice President Human Resources Europe, Mobilität und Flexibilität heimischer Arbeitssuchender. Selbst wenn sein Konzern eben schmerzhaft die lokale Abhängigkeit von weltweiten Märkten durchlebe, sei der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ungebrochen. Hingegen lasse die Beweglichkeit der Bewerber zu wünschen übrig: "Wir haben ein paar gute Werkzeugmacher in OÖ gefunden. Aber es war unmöglich, sie zur Übersiedlung in die Steiermark zu motivieren. Das Feuerwehrfest, der Job der Freundin, alles wird vorgeschoben, um vor Ort bleiben zu können. In Amerika ist das undenkbar."

Auch wenn die Konjunktur zunehmend schwächelt, an der Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften hat sich nichts geändert. Katharina Grandegger, Marketingchefin bei Festo Automatisierungstechnik, sucht händeringend Techniker, technische Verkäufer und Technologieexperten: "Techniker finden überall einen sicheren Arbeitsplatz, aber es gibt zu wenige in Österreich. Aus meiner Sicht hat der Bildungsbereich versagt, diese Berufe sexy zu machen. Das Interesse muss schon in der Volksschule geweckt werden, bei Buben wie bei Mädchen. Denn auch Mädchen begeistern sich für Technik, man muss sie ihnen nur nahebringen. Auf allen Ausbildungsebenen gehört massiv in Techniker/innen investiert: in Volksschule, Lehre, HTL und TU. Wir brauchen sie!"

Mag. Claudia Finster, AMS Geschäftsführerin Wien, erweitet die Palette der Mangelqualifikationen. In Wien fehle es sowohl am Bau als auch im Fremdenverkehr an qualifizierten Kräften, obwohl es beiden Branchen gut gehe: "Das Problem ist, Leute zu motivieren, nicht nur die Ausbildung zu machen, sondern auch tatsächlich als Koch, Zimmerer oder Schalungstechniker zu arbeiten. Sie wandern bald wieder ab, weil ihnen die Rahmenbedingungen nicht passen: zu wenig Lohn, zu viel Stress, unangenehme Arbeitszeiten." 52% ihrer Wiener Arbeitsuchenden haben maximal Pflichtschule, oft erweise sich oft schon die Grundqualifizierung als schwierig: "Je besser die Ausbildung, desto sicher sind die Beschäftigungschancen. Derzeit haben die Menschen Existenzängste und wenig Interesse etwa an berufsbegleitender Fortbildung. Die Aufgabe lautet, wie kann jemand sein Einkommen sichern und parallel weiterlernen. Nur so bleibt er langfristig beschäftigbar!"

Manpower Chef Erich Pichorner appelliert an eine Aufwertung der Lehrberufe: "Wir müssen uns die Frage stellen, was wir in fünf Jahren brauchen - diese Qualifikationen müssen wir dann ausbilden. Es gehört am Image des Polytechnikums geschraubt, an der Zahl der Lehrberufe, an der Berufskunde in den Schulen. Ein 13-, 14-Jähriger kann 600 verschiedene Lehrberufe noch nicht überblicken. Deswegen wollen dann alle Friseurinnen und KFZ-Mechaniker werden!"

Gleichzeitig warnt er vor übereilten Kündigungen: "Mittelfristig kann es sich kein Unternehmen leisten, gute Leute jetzt auf die Straße zu stellen. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, sind sie längst vom Markt aufgesaugt und nicht mehr verfügbar." Im eigenen Unternehmen sind die Auftragsbücher bis Jahresende voll. Auch zurückgeschickte Zeitarbeiter können noch rasch in neuen Jobs untergebracht werden. Dennoch: "Die Wirtschaft hat sieben fette Jahre erlebt, nun kommen eben zwei bis drei magere. Wir kennen die Konjunkturzyklen - danach geht es wieder aufwärts!"

(Ende)
Aussender: Manpower GmbH
Ansprechpartner: Mag. Andrea Lehky
Tel.: +43 1 516 76-120
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