pts20080808011 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Sicherheitsindustrie wird zum Wachstumsmarkt

Markt für Sicherheitsservices verdoppelt sich bis 2015 auf 231 Mrd. Dollar


Hamburg (pts011/08.08.2008/10:30) Das Gefühl der Sicherheit ist ein zentrales Bedürfnis des Menschen. Je unsicherer die Zeiten, desto größer die Bereitschaft, in Sicherheit zu investieren: "Die Geburt eines Wachstumsmarktes", konstatiert die Studie "Strategie 2030 - Sicherheitsindustrie" des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und der Berenberg Bank.

Selten schien das Streben nach Sicherheit ausgeprägter als heute. Große Besorgnis herrscht über den Zustand der Inneren Sicherheit - erinnert sei an die verschärfte Kontrollen im Vorfeld der Fußball-EM und der Olympiade in China. Die Anforderungen an Sicherheitschecks im Waren- und Personenverkehr werden stetig erhöht, vermehrt Überwachungssysteme an öffentlichen Plätzen, Flug- und Seehäfen, Bahnhöfen und Sportstätten installiert. Das schnelle Zusammenwachsen von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie digitalisierte Steuerungsprozesse etwa von Kraftwerken und industriellen Produktionsabläufen erhöhten die Aufwendungen von Unternehmen und Privatpersonen für Maßnahmen des Datenschutzes, gegen Wirtschaftskriminalität und Industriespionage.

"Der Markt für Produkte und Dienstleistungen der Sicherheitsindustrie ist aktuell von einer hohen Wachstumsdynamik, aber auch von einem ständigen Wandel gekennzeichnet", so Wolfgang Pflüger, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.

Entstehung
"Die Globalisierung und die mit ihr einhergehende Vernetzung unterschiedlicher Teile der Welt hat die Risikolage bei Kriminalität, Terror und Datensicherheit verändert", konstatiert Dr. Michael Bräuninger vom HWWI.

Weitere Treiber der Entwicklung waren und sind:
* Die massive Wohlstandsmehrung in großen Teilen der Dritten Welt. Spiegelbildlich dazu:
* Die zunehmende Konzentration der wachsenden Weltbevölkerung in Ballungszentren, die Entstehung von Armutsvierteln und in ihnen von rechtsfreien Räumen.
* Zunehmende Klimakatastrophen und die Bedrohung durch mögliche Pandemien.
* Die rasante Verbreitung des Internets und die Digitalisierung/Vernetzung von Produktions-, Versorgungs- und Kommunikationsabläufen.
* Ausgeweitete Anstrengungen, öffentliche Einrichtungen präventiv vor Anschlägen zu schützen und die Transparenz von Transport-, Personen- und Kapitalbewegungen zu erhöhen.
* Ein stark gewandeltes Bedrohungspotenzial, das das Antlitz von Organisierter Kriminalität, Industriespionage, Datenmanipulation und internationalem Terrorismus komplett verändert hat.

Im Jahr 2005 lagen die weltweiten Ausgaben für Sicherheitsdienste bei 113 Mrd. US-Dollar. Das durchschnittliche jährliche Wachstum im vorangegangenen 5-Jahres-Zeitraum betrug 9,3%. Der globale Markt für Sicherheitsdienstleistungen hat das Potenzial, sich bis zum Jahr 2015 auf 231 Mrd. US-Dollar gut zu verdoppeln. Das bedeutet: Für den 10-Jahres-Zeitraum von 2005 bis 2015 liegt das Geschäftsvolumen für die beteiligten Unternehmen im vierstelligen Milliardenbereich.

"Das Ergebnis ist ein für Unternehmen und Investoren gleichermaßen interessanter Bereich, der wenigstens für die kommenden zehn bis fünfzehn Jahre überdurchschnittliche Expansions- und Ertragschancen birgt", so Pflüger.

Teilbereiche
Verstand man unter "Sicherheitsbranche" früher ausschließlich klassischen Gebäude- und Personenschutz, so wird der Bereich heute durch Entwicklungen in Verteidigungsindustrie, IT- und Kommunikationstechnologie, Nanotechnologie, Mikroelektronik, Biosensorik und Robotik erweitert und ergänzt. Im Einzelnen sind diesem Bereich zuzurechnen:
* Innere Sicherheit ("Homeland Defense")
* Grenzsicherung/Flughafenkontrolle
* IT-Netzwerksicherheit
* Schutz kritischer Infrastruktur (z.B. Stromversorgung)
* Waren-, Transport- und Hafensicherheit
* Katastrophenschutz
* Geheimdienstliche Aufklärung.

Sicherheitsindustrie aus Anlegersicht
Die Sicherheitsindustrie als Markt im Entstehen trägt typische Charakteristika eines Emerging Market. Das betrifft vor allem die Marktreife. Vieles befindet sich noch im Stadium einer frühen Entwicklung, insbesondere was einige Segmente der Homeland Defense anbelangt. Folglich gibt es eine Vielzahl von eher kleineren Nischenspielern, die ihren Ursprung oftmals in Abspaltungen von Großunternehmen der Hard- und Softwarebranche oder von Telekommunikations-Gesellschaften hatten, beziehungsweise sich aus Mitarbeiterkreisen von Geheimdiensten gebildet haben. Daneben hat sich jedoch eine Reihe hochkarätiger Markttreiber mit einer entsprechend langen Kapitalmarkthistorie etabliert. Im Vordergrund stehen naturgemäß die USA als Mutter der Homeland Defense. Hier gibt es einige, unterschiedlich abgegrenzte Branchenindizes, die mit entsprechenden Fonds- und Indexzertifikaten unterlegt sind.

Zu nennen ist stellvertretend der global aufgestellte Mallon Global Security Index. Er umfasste im Sommer 2008 mehr als 170 Unternehmen. Einen stärkeren Fokus auf die jeweiligen Marktführer legt der ISE-CCM Homeland Security Index. Er hat in den vergangenen Jahren eine außerordentlich positive Entwicklung aufzuweisen. Im Vergleich zum S&P 500 gelang ab dem Jahr 2000 eine doppelt so hohe Wertsteigerung.

Sicherheitsdienste und -technik
Neben der Sicherung vor Terrorismus oder Sabotage gerät die private Sicherung von Hab und Gut - und nicht zuletzt des Lebens - immer stärker in das Bewusstsein von Unternehmen und Privatpersonen. Hiervon profitieren in zunehmendem Maße private Sicherheitsdienste, da der Staat dem in Teilen der Gesellschaft wachsenden Grundbedürfnis an Personen- und Objektschutz allein nicht länger nachkommen kann, sowie innovative Lösungen zur Verbesserung von technischen Überwachungs-, Gefahrenerkennungs- und Frühwarnsystemen.

Weltweit wird das Umsatzvolumen der Branche Sicherheitsdienstleistungen und -technik mit etwa 130 Mrd. US-Dollar angegeben (2007). Unterteilt man den Markt nach Segmenten, entfällt der Löwenanteil mit 44% auf den Personen- und Objektschutz, gefolgt von 28% auf Alarmanlagen und 9% auf Sicherheitstransporte.

Innerhalb der nächsten Dekade dürfte der Markt für Sicherheitsdienstleistungen um 7 bis 8 % p.a. wachsen. Für die Entwicklungs- und Schwellenländer sind dabei zweistellige Wachstumsraten zu erwarten. Dies gilt insbesondere für China, wo die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Sicherheit gerade in den wachsenden Millionenstädten und angesichts einer zunehmend kaufkräftigen Mittel- und Oberschicht noch enormen Nachholbedarf haben. Auch die zunehmende Industrialisierung und nicht zuletzt Privatisierung sollte hierzu beitragen.

Sicherheitstechnologien
"Wir haben - der Aktualität der sportlichen Großveranstaltungen in diesem Jahr angemessen - in der Studie einen (vielleicht gar nicht so) utopischen Besuch in einer Sportarena 2030 dargestellt. Wir erwarten, dass der Besucher dort auf Schritt und Tritt von neuen Sicherheitstechnologien überwacht und begleitet werden wird", so Pflüger. Denn gerade Stadien sind aufgrund ihrer dicht mit Menschen besetzten Plätze neuralgische Punkte, an denen Terroranschläge, aber auch jede Art von Unfällen größeren Ausmaßes, katastrophale Konsequenzen haben können. Dies gilt in ganz besonderem Maße für hochsensible und gleichzeitig medienwirksame Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele in Peking.

Der Schutz und gegebenenfalls die Rettung von Menschen werden zu einer immer größeren Herausforderung für Staat und Privatwirtschaft. Neue Technologien sollen dieser Herausforderung begegnen. Dabei geht es u.a. um den Einsatz neuer Identifikationstechnologien bei der Personenkontrolle, um intelligente automatisierte Mustererkennungsverfahren, um Sensoren zur Detektion von toxischen Substanzen, um Flugroboter sowie um die Feuerwehr der Zukunft.

Weitere interessante Bereiche sind Business Continuity Management, mit dem Unternehmen den Geschäftsbetrieb im Schadenfall aufrechterhalten, oder die Geldwäscheprävention - sie macht heute den größten Teil der Bürokratiekosten in der Kreditwirtschaft aus.

Fazit: Die Sicherheitsbranche kann ganz eindeutig als Zukunftsbranche identifiziert werden, die für Anleger interessante Perspektiven bietet. Bereits heute ist Deutschland bei einer Vielzahl von Basistechnologien gut positioniert. Angesichts der angelaufenen staatlichen Förderung von Sicherheitstechnologien dürfte die Branche zu den Gewinnern der kommenden Dekaden zählen. So ist zu erwarten, dass die bereits vorhandenen Kernkompetenzen in vielen innovativen, hochtechnologischen Bereichen gezielt ausgebaut werden.

Neben den etablierten Marktsegmenten Sicherheitsdienstleistungen, elektronische Sicherheitssysteme und Sicherheit von Information und Kommunikation werden u.a. die Bereiche biometrische Sensorsysteme und Sensoren, unbemannte Fahrzeuge sowie die Authentifizierung von Personen eine zunehmende Rolle spielen.

Dies wird Anlegern viele Chancen eröffnen, sei es über Einzelwerte, Indexzertifikate oder Themenfonds.

Die Studie "Strategie 2030 - Sicherheitsindustrie" ist der 7. Band einer Studienreihe mit dem Titel "Strategie 2030 - Vermögen und Leben in der nächsten Generation". Berenberg Bank und HWWI widmen sich darin langfristig orientierten volkswirtschaftlichen Fragestellungen.

(Ende)
Aussender: Berenberg Bank Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG
Ansprechpartner: Karsten Wehmeier
Tel.: (040) 350 60-481
E-Mail: Karsten.Wehmeier@Berenberg.de
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