pte20080318029 in Leben

Gemeinsamer Urlaub hat großen Wert für bedürftige Familien

Zuschüsse in Deutschland sind seit Jahren rückläufig


Gemeinsamer Urlaub ist für bedürftige Familien besonders wichtig (Foto: Pixelio)
Gemeinsamer Urlaub ist für bedürftige Familien besonders wichtig (Foto: Pixelio)

Berlin (pte029/18.03.2008/13:55) Urlaub ist gerade für benachteiligte Familien von großem Wert. Der britische Wissenschaftler Scott McCabe untersuchte die Auswirkungen von gemeinsamen Ferien auf das Leben der Menschen. Anhand von Interviews identifizierte er dabei die wichtigsten Vorzüge einer gemeinsamen Urlaubsreise. Man verbringe Zeit als Familie, könne seine Energiereserven aufladen, sammle gemeinsame Erinnerungen und habe die Chance etwas Neues zu erleben. Der Wert sei für Familien besonders hoch, die es sich eigentlich gar nicht leisten könnten, sich eine Auszeit zu gönnen. In Deutschland werden die Urlaube für viele Menschen erst durch Individualzuschüsse der Länder leistbar. "Die Beihilfen sind allerdings rückläufig, wir wissen im Moment nicht wohin die Entwicklung führen soll", kritisiert Karin Germer von der Evangelischen Familienerholung http://www.ev-familienerholung.de .

Der Katholische, der Evangelische und der Paritätische Arbeitskreis für Familienerholung bilden in Deutschland gemeinsam die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung. Gemeinnützige Familienferienstätten sind offen für alle Familien, bieten aber schwerpunktmäßig Alleinerziehern, Eltern von behinderten Kindern und finanziell benachteiligten Familien die Chance auf Erholung. "Im Jahr 2000 konnten wir noch auf 200 Ferienstätten in Deutschland zurückgreifen", so Germer. "Heute sind es nur noch 120." Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen würden als große, eher reiche Bundesländer gelten, hätten die Individualzuschüsse für Familien allerdings trotzdem gestrichen. "Sachsen ist hingegen mit einem Budget von 1,1 Mio. Euro ein positives Beispiel", so die Mitarbeiterin der Diakonie der Evangelischen Kirche in Deutschland.

"Wenn sich jemand meldet, der eigentlich Anrecht auf Unterstützung hätte, aber zum Beispiel aus Baden-Württemberg kommt, muss ich ihn leider abweisen", erzählt Germer. In den vergangenen Jahren hätte sich bei der Vergabe der Zuschüsse einiges geändert. "Es hängt viel davon ab, ob im jeweiligen Bundesland jemand zuständig ist, der der Familienerholung positiv gegenübersteht oder nicht." Manche Länder verknüpften ihre Beihilfen an die Auflage im eigenen Bundesland zu bleiben. Bayern fordere neuerdings eine Mindeststundenzahl an "Familienbildung" im Urlaub. Viele der Ferienstätten hätten jedoch nicht die Möglichkeit, solche wünschenswerten pädagogischen Dienste anzubieten.

"Die Frage ist, ob Urlaub ein Recht oder ein Privileg ist", bringt Forschungsleiter McCabe das Problem auf den Punkt. In Deutschland gibt es das Modell des geförderten Urlaubs seit 50 Jahren. "Es gibt eine große Schere zwischen Familien, die Hilfe nötig hätten und den Mitteln die zur Verfügung gestellt werden", kritisiert Germer. Als Reaktion auf die Budgetkürzungen gründeten die evangelischen Familienferienstätten 1999 die Stiftung evangelische Familienerholung. Diese sei jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, da sie nur ca. 25 Familien pro Jahr helfen könne. "Ich habe viel mit Menschen zu tun, die wirklich am Boden sind und denen man nicht mit gutem Gewissen sagen kann, dass man ihnen nicht helfen kann", so Germer.

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