Stimmung im Mittelstand leicht eingetrübt
Düsseldorf (pts023/07.11.2007/12:15) Erstmals seit vier Jahren ist die Stimmung der mittelständischen Unternehmen im Geschäftsgebiet der WGZ BANK wieder rückläufig. Das Stimmungsbarometer gibt mit 1,2 Zähler leicht auf 107,8 Punkte nach. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der WGZ BANK sowie der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen, an der sich rund 1.500 Mittelständler beteiligten. Trotz des Rückgangs bewegt sich der Index auf einem weiterhin sehr komfortablen Niveau. In den vergangenen 15 Jahren wurde lediglich zweimal ein höherer Punktestand ermittelt.
Der seit dem Jahr 2003 bestehende Aufwärtstrend scheint fürs Erste gestoppt. Die leicht gesunkenen Geschäftserwartungen der letzten Umfrage haben sich bestätigt. Mehr Unternehmer sind nun mit ihrer aktuellen Geschäftslage unzufrieden. Die Stimmung hat sich in sämtlichen Branchen etwas eingetrübt, insbesondere im Handel. Stefan Grothaus, Chefvolkswirt der WGZ BANK: "Obwohl das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten etwas nachlässt, bleibt 2007 insbesondere für die mittelständische Wirtschaft ein erfolgreiches Jahr. Sowohl die Aufwärtsbewegung des Euro als auch mögliche Anspannungen auf der Finanzierungsseite dürften auch 2008 den Mittelstand weniger treffen als die stärker am Weltmarkt orientierten Großunternehmen."
Nach Abkühlung verbesserte Geschäftsaussichten
Deutlich weniger Mittelständler als noch zu Jahresbeginn berichten von einem erfreulichen Geschäftsverlauf (44 %, - 10 Prozentpunkte). Dafür melden mehr Befragte eine Verschlechterung (16 %). Die Situation hat sich insbesondere in der Baubranche und im Handel verschärft, wo jedes vierte bis fünfte Unternehmen rückläufige Geschäfte beklagt. "Die anhaltende Flaute des privaten Wohnungsbaus wird die mittelständische Bauwirtschaft auch in den nächsten Jahren weiter belasten," so Grothaus. Dagegen profitieren die Investitionsgüter- und Gebrauchsgüterhersteller von der Konjunkturbelebung und melden einen erfreulicheren Geschäftsverlauf.
Bezogen auf die Geschäftserwartungen zeigen sich die Unternehmer dagegen optimistischer als in der letzten Befragung. Mehr als jeder dritte (36 %) Befragte rechnet mit einer Zunahme der Geschäfte. Nur 7 % erwarten eine schwächere Entwicklung. Die meisten Optimisten sind in der Gebrauchs- und Investitionsgüterbranche zu finden. Auch der Handel zeigt sich trotz getrübter Stimmung zuversichtlicher. Wie die meisten Konjunkturforscher geht diese Branche offenbar davon aus, dass die steigende Beschäftigtenzahl den privaten Konsum schon bald beflügelt. Aus diesem Grund schätzt auch der ebenfalls eher binnenwirtschaftlich orientierte Dienstleistungssektor die geschäftlichen Perspektiven günstig ein.
Preisentwicklung: mit steigender Tendenz
Mehr als die Hälfte der Unternehmen (58 %) hat die Preise im ersten Halbjahr 2007 nicht verändert. Jedoch ist die Zahl der Firmen, die höhere Preise durchsetzen konnten, um 11 Prozentpunkte auf 34 % gestiegen. Jedes zwölfte Unternehmen (8 %) musste dagegen seine Preise senken. Vor allem Gebrauchsgüterhersteller (51 %) und Handelsfirmen (45 %) konnten höhere Preise durchsetzen. Grothaus: "Neben den steigenden Rohstoffpreisen treiben auch erste Kapazitätsengpässe die Preise. Auf der anderen Seite sorgt ein festerer Euro bei Importen für Entlastung." Vor diesem Hintergrund wollen drei von vier Unternehmern (74 %) ihre Preise unverändert lassen. Weniger Mittelständler als noch in der letzten Umfrage wollen ihre Preise erhöhen (19 %, - 13 Prozentpunkte). Auf Preisreduktionen stellen sich 7 % der Befragten ein.
Die Kostensituation in den mittelständischen Unternehmen hat sich hingegen verschärft. Nahezu jeder dritte Befragte klagt über höhere Ausgaben. Nur jedes siebte Unternehmen (14 %) berichtet von einer Entlastung. Erhöhten Kostendruck spüren die Mittelständler in allen Branchen, besonders in der Verbrauchsgüterindustrie. Bei längerfristiger Betrachtung hält sich der Kostenauftrieb insgesamt jedoch in Grenzen. Insbesondere unter Berücksichtigung des bereits weit fortgeschrittenen Konjunkturzyklusses gelingt es den Unternehmen derzeit besser als in früheren Expansionsphasen, ihre Kosten unter Kontrolle zu behalten.
Eigenkapitalquoten: Mehr als die Hälfte über 20 Prozent
Eine günstige Entwicklung melden die mittelständischen Unternehmen hinsichtlich ihrer Eigenkapitalausstattung. 38 % der befragten Unternehmen haben ihr Eigenkapital innerhalb der letzten zwei Jahre erhöht, während 11 % über weniger Eigenkapital verfügen. In allen Wirtschaftszweigen übertrifft die Anzahl der Unternehmen, die ihr Eigenkapital erhöhen konnten, die Anzahl derer, die dieses gesenkt haben. Auffällig viele Vorleistungsgüterproduzenten konnten im Vergleich zur letzten Umfrage ihr Eigenkapital aufstocken. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 %) können nun eine Eigenkapitalquote von mehr als 20 % vorweisen. "Allerdings haben noch viele Firmen erheblichen Eigenkapitalbedarf. Dies gilt vor allem für Kleinstunternehmen, die weniger als 20 Mitarbeiter beschäftigen und weniger als 500.000 Euro jährlich umsetzen. Bei der Ausstattung mit zusätzlichem Eigenkapital werden insbesondere Finanzinvestoren zukünftig eine größere Bedeutung erhalten", so Grothaus.
Investitionen besser als erwartet
Erneut wollen deutlich mehr Unternehmen ihre Investitionen erhöhen (29%) als senken (15 %). Vorzugsweise die Großunternehmen zeigen sich investitionsfreudig: Mehr als ein Drittel (jeweils 37 % bei Mitarbeiterzahl > 100 und Umsatz > 50 Mio. Euro) hat seine Investitionen ausgeweitet. Mit einem Anteil von 63 % stehen hier die Ersatzinvestitionen wiederum an erster Stelle, gefolgt von den Erweiterungsinvestitionen mit 25 % und Rationalisierungsvorhaben mit 12 %. Dabei haben nur 5 % der Unternehmen öffentliche Fördermittel in Anspruch genommen. Für die kommenden Monate fallen die Planungen per saldo negativ aus. Fast jeder fünfte Mittelständler (19 %) will seine Investitionen weiter steigern. 22 % der Firmen wollen ihre Ausgaben zurückfahren. Der Ersatzbedarf steht auch künftig im Vordergrund (60 %). Die Erweiterungsinvestitionen werden mit 24 % etwas abnehmen (vormals: 29 %). An dritter Stelle folgen die Rationalisierungsvorhaben (16 %).
Arbeitsmarkt: weiter im Aufwind, doch Fachkräftemangel belastet
Der im Sommer 2006 eingesetzte Aufwärtstrend im mittelständischen Arbeitsmarkt zeigt weiter nach oben und trägt entscheidend zur erfreulichen Arbeitsmarktentwicklung in ganz Deutschland bei. Nahezu ein Drittel der Mittelständler (30 %) hat neue Mitarbeiter eingestellt, während jeder Neunte (11%) seine Belegschaft reduzierte. In der Gebrauchsgüterindustrie ist die Situation besonders viel versprechend. Hier übertrifft inzwischen die Zahl der einstellenden Unternehmen (38 %) die der Arbeitskräfte freisetzenden Betriebe (7 %).
So erfreulich die Personalentwicklung jüngst verlief, zeigt sich nun auch deren Kehrseite. Jeder vierte bis fünfte Mittelständler (23 %) beklagt einen Arbeiter-/ Facharbeitermangel. Bei den Unternehmen des Investitionsgütergewerbes ist dies mittlerweile das am häufigsten genannte Problemfeld (50 %). Grothaus: "Um Kapazitätsengpässe aufgrund fehlender Fachkräfte künftig zu vermeiden, sind verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen das Gebot der Stunde." Zwar mit leicht rückläufiger Tendenz aber per saldo in der Überzahl sind die Unternehmer, die in den kommenden Monaten ihr Personal aufstocken wollen. Besonders in der Investitionsgüterindustrie ist die Einstellungsbereitschaft groß. Im Gegensatz zum Bau- und Ausbaugewerbe, in dem das Verhältnis von Mitarbeiter einstellenden zu Arbeitskräfte abbauenden Unternehmen seit dem Winter 2006/2007 ins Minus gerutscht ist.
Die umfassenden Umfrageergebnisse des "Lageberichts Mittelstand Winter 2006/2007" sind im Internet unter http://www.wgzbank.de - Firmenkunden - Publikationen abrufbar.
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