pte20061107052 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Gefälschte Pestizide in der Landwirtschaft bedrohen Gesundheit

Organisation will Pflanzenschutzmittel ins Visier nehmen


Brüssel (pte052/07.11.2006/13:56) Nicht nur die gefälschten Arzneimittel, sondern auch gefälschte Pestizide für den Einsatz am Feld, stellen für die Gesundheit und Industrie eine Bedrohung dar. Die europäische Saatgutschutz- Organisation ECPA hat dieses Problem in eine monetäre Größe gebracht und die Schäden mit jährlich bis zu 510 Mio. Euro beziffert. Das sind zwischen fünf und sieben Prozent des gesamten Marktwertes. Beim jährlichen Treffen der British Crop Protection Association wurden nun die neuen Strategien gegen Chemikalienfälschungen in der Landwirtschaft vorgestellt, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature http://www.nature.com in seiner Online-Ausgabe.

Nicht alle Fälschungen auf diesem Sektor sind gut, manche sind einfach billige Imitate, andere hingegen bestechen durch enge Angleichung an Originalprodukte, berichtet das Branchenmagazin Chemistry and Industry http://www.chemind.org . Tatsächlich vergleichen die Experten die Fälschungen der landwirtschaftlichen Chemikalien mit den gefälschten Medikamenten in der Humanmedizin. Besondere Vorsicht gelte hier in Asien, denn dort überschwemmen nicht nur gefälschte Malariapräparate den Markt, sondern auch nicht lizensierte Pestizide. In Europa schätzen Experten den Anteil an gefälschten Arzneimitteln auf weniger als ein Prozent.

Den Vergleich mit Medikamenten findet Johann Glauninger, Leiter des Instituts für Pflanzenschutz an der Wiener Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at im pressetext-Gespräch allerdings unpassend. "Allein zwischen den Preisen von Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln liegen Welten," so der Experte. "Medikamente kosten um ein Vielfaches mehr als Pflanzenschutzmittel. Außerdem werden moderne Pestizide in sehr geringen Mengen, die genau kontrolliert werden, ausgebracht", meint der Fachmann. Ein solches Problem sei ihm von Österreich oder Deutschland nicht bekannt. Was in den neuen EU-Ländern oder in Asien passiere, das könne er nicht genau sagen. "Das Problem ist aber bekannt", so Glauninger. Experten schätzen, dass in Polen bis zu zehn Prozent aller eingesetzten Pestizide falsch sein könnten, in der spanischen Region Almeria sogar 25 Prozent, berichtet der ECPA-Campaigner Rocky Rowe. "Die Landwirtschaft in Almeria ist fest in Händen von kriminellen Organisationen", subsumiert Rowe. Daher wären diese beiden Länder im Visier von ECPA.

Die Probleme durch gefälschte Pestizide sind aber im Vergleich zu jenen von Medikamenten nicht so offensichtlich. Nach Angaben der ECPA gibt es unter den falschen Chemikalien allerdings doch einige sehr problematische, weil nicht zugelassene Stoffe, die dann in Lebensmitteln wie etwa Obst und Gemüse im Supermarkt landen könnten. Zudem laufen auch die Bauern Gefahr, wenn sie diese anwenden. "Es habe bereits Fälle gegeben, wo Bauern ihre gesamte Ernte durch den Einsatz derartiger Substanzen verloren haben", meint Rowe. In Mitteleuropa gehe es aber in erster Linie um verletzte Patentrechte, weist Bernd Gerling von BASF hin.

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