pte20051105006 in Business

WirtschaftsSamsTalk - Kath: ein Chef braucht Visionen

Interio-Chefin Janet Kath - die Kaufkraft lässt in Österreich zu sehr nach


Wien (pte006/05.11.2005/08:00) Janet Kath hat - nicht nur für österreichische Verhältnisse - eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Sie startete als Einkäuferin im BML-Konzern, kein geringerer als Karl Wlaschek machte sie zur Bipa-Chefin, wo sie erfolgreich den Relaunch schaffte und heute ist sie Interio-Chefin. Im pressetext-WirtschaftsSamsTalk verrät sie ihre Strategien, wie schwer es als Frau war, in eine Spitzenposition zu gelangen und ob es ihr jemals geholfen hat, mit dem ehemaligen REWE-Österreich Chef Veith Schalle verheiratet zu sein.

pressetext:
Frau Kath, Sie haben im BML Konzern ihre Karriere begonnen und sind heute Chefin des Einrichtungshauses INTERIO - eine Bilderbuchkarriere oder?
Kath:
Das mag nach außen hin so ausschauen, aber da waren schon auch sehr viele Entbehrungen und harte Zeiten dabei. Erst im BML-Konzern und dann hier bei Interio. Ich habe ja nebenbei studiert und mich versucht, ständig weiterzubilden, leicht war es also nicht immer.

pressetext:
Steht INTERIO heute so da, wie Sie es sich zum Amtsantritt vorgenommen haben?
Kath:
Als ich diesen Job übernommen habe, bin ich sehr blauäugig gewesen, der Möbelmarkt ist sehr schwierig. Hart umkämpft, drei große Mitanbieter (Lutz, Leiner und Kika, Anm. der Red.) schlagen sich über die Preisschiene den Schädel ein und ich musste eine neue Positionierung festlegen bzw. das Unternehmen neu organisieren und reorganisieren. Am linken Fuß hat mich, wenn ich heute zurückschaue, die Einführung des Euro erwischt, weil das Kaufverhalten sich dadurch verändert hat. Der Möbelmarkt ist seit drei Jahren geschrumpft und wir mussten unsere Ziele neu definieren.

pressetext:
Wie haben diese ausgesehen?
Kath:
Ich wollte gleich mit den Großhäusern expandieren, weil Interio ja mit den Möbeln groß geworden ist, 90 Prozent der Ware ist für uns designed, gibt es nur bei uns. Ein neues Konzept war für die Expansion notwendig - es ist die Wohngalerie geworden, heute haben wir drei zusätzliche. Das ist der Unterschied zu meinen Vorstellungen von damals: mit Großhäusern hätten wir keinen Erfolg gehabt. Unsere eigentlichen Mitbewerber sind ja die Designerfirmen, wenn man so will.

pressetext:
Die Kaufkraft hat nachgelassen?
Kath:
Ja, die Spareinlagen steigen, man spürt eine Verunsicherung am Markt. Die Käufer, die Kunden sparen eher bei langlebigen Wirtschaftsgütern - wie zum Beispiel eben Möbel. Das ist ein Problem für uns.

pressetext:
Wie schaut die derzeitige Marktstrategie aus?
Kath:
Zuerst wollen wir einmal den österreichischen Markt abdecken. Im März eröffnen wir ein neues Haus in Klagenfurt. Wir haben auch alle Lizenzen für Osteuropa und das Ziel ist es schon, in den Osten zu expandieren.

pressetext:
Worauf legen Sie denn als Chefin am meisten wert? Habe Sie irgendein Steckenpferd?
Kath:
Für mich ist es wichtig, dass man liebevoll mit der Ware umgeht. Wenn ich durchs Geschäft gehe, schaue ich immer, wie unsere Waren präsentiert werden.

pressetext:
Viele Branchen haben Angst vor der Erweiterung der EU - Sie auch?
Kath:
Prinzipiell muss man festhalten: an der Erweiterung der EU geht kein Weg vorbei. Die Frage ist immer nur: wie verkauft man sie? Und da hat sich Österreich beim Einstieg in die EU als Nettozahler schlecht verkauft. Und wenn ich mir die Türkei anschaue - das wird ein sehr schwieriger Markt.

pressetext:
Sie galten und gelten als Saniererin von Bipa - wie haben Sie denn dort den Turn-Around geschafft?
Kath:
Wichtig ist, dass man sich zum Amtsantritt überlegt, wo steht das Unternehmen, was ist die Marke wert und wo will, soll oder muss man hin. Wie schaut das Marketing und das Sortiment aus. Vor meiner Zeit wurde bei Bipa versucht, die Gewinne zu optimieren, egal mit welcher Ware. Dabei ist der Markt aber enger geworden, der DM hat schon seine Europapreise gehabt und hat Bipa die Preiskompetenz genommen. Ich habe einfach eine neue Marke aus Bipa machen müssen, das ist mir auch gelungen.

pressetext:
Ihr Name wird in den Medien gerne bemüht, wenn es darum geht aufzuzeigen, dass es in Österreich auch eine Frau in eine Spitzenposition des Managers schaffen kann. Wie schwer war es denn tatsächlich?
Kath:
Es gibt immer mehr Frauen, die als Selbständige arbeiten. Aber wenn man in einem Konzern arbeitet, gibt es Richtlinien, und wenn man Familie und auch noch Kind oder Kinder hat, ist es wahnsinnig schwer, das unter einen Hut zu bringen.

pressetext:
Hätten sie es auch so weit geschafft, wenn sie Kinder gehabt hätten?
Kath:
Dann hätte ich es nicht gemacht, das wäre nicht administrierbar gewesen. In meiner Position hat man einen zwölf bis 14-Stunden Tag und da würden Kinder schlichtweg zu kurz kommen. Da braucht man ohnehin einen Partner, der das mitträgt und verständnisvoll ist.

pressetext:
Hand aufs Herz - war es für Sie in Ihrer Karriere jemals - sagen wir es vorsichtig - nicht von Nachteil, dass Sie die Frau von Veith Schalle sind, der ja immerhin als Österreich-Chef der Rewe Gruppe für höchste politische Ämter im Gespräch war?
Kath:
Für mich war es immer ein großer Vorteil, weil ich viel von meinem Mann gelernt habe, auch in der Disziplin und wie er ans Werk geht. Es gibt natürlich auch Schattenseiten, keine Frage. Ich war und bin eher die gefühlsbetontere und kreativere von beiden. Er der nüchterne Analyst.

pressetext:
Ich wollte die Frage eher so verstanden wissen, ob es Ihnen beruflich weitergeholfen hat, dass Sie mit Herrn Schalle verheiratet sind?
Kath:
Also wenn ich an meine Zeit im Billa-Konzern zurückdenke ...

pressetext:
... da ist es eigentlich schwer vorstellbar, dass es nicht so war ...
Kath:
... überhaupt nicht. Da war mein Mann eher immer der Bremser, er hätte es manchmal nicht gewollt, weil er Angst vor der schiefen Optik hatte. Bipa-Chefin bin ich nur deshalb geworden, weil Karl Wlaschek mir es zugetraut hat und gesagt hat: du machst das jetzt.

pressetext:
Können Sie den pressetext-Lesern Ihr Erfolgsrezept verraten?
Kath:
Ich bin, glaube ich ein sehr offener Mensch und denke, dass einige Eigenschaften wichtig sind. Erstens sollte man seinen Job gern machen und offen sein für Neues. Zielstrebigkeit ist wichtig und sicher auch Durchhaltevermögen. Man muss halt auch durch ein Tief durchtauchen können und nicht gleich aufgeben.

pressetext:
Sie haben bei einem Seminar 13 Führungsregeln aufgestellt, wie lauten die wichtigsten davon?
Kath:
Mut zur Entscheidung. Eines habe ich gelernt: je größer ein Unternehmen ist, desto weniger wird entschieden. Daher fehlt dann auch oft die Führung. Man muss als Chef auch menschliche Führungsqualitäten zeigen und haben. Und ein wichtiger dritter Punkt ist es, Ziele, Visionen zu haben. Egal wie groß das Unternehmen ist.

pressetext:
Haben Sie es als Top-Managerin je als Nachteil empfunden, Frau zu sein.
Kath:
Ehrlich: nein, obwohl ich in einer Männerdomäne tätig bin und als Ansprechpartner immer Männer hatte, nein, ich hab das nicht so empfunden.

pressetext:
Anders gefragt: haben Sie jemals den Eindruck gehabt, für die gleiche Anerkennung mehr leisten zu müssen?
Kath:
Sicher bin ich mir hin und wieder benachteiligt vorgekommen, aber ich weiß nicht, ob das ein Mann in meiner Situation nicht genau so gesehen hätte.

pressetext:
Sind Frauen die besseren Chefs als Männer?
Kath:
Sie sind anders. Ich glaube, dass eine Frau manchmal sozialer denkt als ein Mann. Dafür gibt es sicher Bereiche, wo ein Mann der bessere Chef ist, ich denke, das kommt sehr auf die jeweilige Person an.

pressetext:
Reden Sie zu Hause auch über das Geschäft?
Kath:
Sicher, wir sind beide Händler und er hat ja viel Erfahrung. Die kann ich gut gebrauchen.

pressetext:
Die Politik macht die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, sind die in Ihrer Branche gut genug?
Kath:
Das Hauptproblem ist bei uns heute dass die Politik den Großen zuwenig nimmt und den Kleinen zuviel. Großunternehmen zahlen immer weniger Steuern und wenn die Kaufkraft so abnimmt, wie derzeit, stimmt mich das nachdenklich.

pressetext:
Gibt es irgendeinen Job, der sie nach Interio reizen würde?
Kath:
Ich habe eben erst eine Konzessionsprüfung für unsere Kaffeehäuser machen müssen, irgendwann mache ich im Süden ein Hotel auf.

pressetext:
Danke für das Gespräch.

(Ende)
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