pte20041129015 in Leben

Pflanzliches Gift als Instrument für den "perfekten" Mord

Pathologen unfähig Cerbera-Vergiftungen festzustellen


La voulte-sur-Rhone (pte015/29.11.2004/11:28) Eine als "Suizid-Baum" titulierte Pflanze tötet in Indien mehr Menschen als bisher angenommen worden ist. Die Warnung kommt von kriminaltechnischen Toxikologen in Indien und Frankreich, die eine Überprüfung von Todesfällen durchgeführt haben, die auf pflanzliche Gifte zurückzuführen sind. Cerbera odollam, die in Indien und Südost-Asien wächst, wird von mehr Menschen als Selbstmordinstrument verwendet als jede andere Pflanze, sagen die Toxikologen. Weiters befürchten die Experten, dass Ärzte, Pathologen und Leichenbeschauern häufig bei der Feststellung versagen, wie oft die Pflanze als Mordwerkzeug dient.

Ein Team vom Laboratorium für Analytische Toxikologie in La voulte-sur-Rhone hat unter der Leitung von Yvan Gaillard 500 Fälle tödlicher Cerbera-Vergiftungen zwischen 1989 und 1999 im südwestindischen Bundesstaat Kerala dokumentiert. Die Hälfte von Keralas Todesfällen, die mit pflanzlichen Giften zu tun haben, und zehn von allen tödlichen Vergiftungen, gehen auf Cerbera zurück. Das Team schätzt, dass die wahre Zahl an Cerbera-Todesfällen das Doppelte betragen könnte, weil Vergiftungen mit Hilfe konventioneller Methoden schwer zu identifizieren sind.

Durch die Verwendung von Hochleistungs-Flüssig-Chromatographie gepaart mit Massenspektrometrie zur Untersuchung von Gewebe auf Spuren der Pflanze, hat das Team eine Reihe von Tötungsdelikten aufgedeckt, die andernfalls unbemerkt geblieben wären. Das deutet darauf hin, dass viele als Suizid klassifizierte Todesfälle tatsächlich Morde waren. Die Früchte des Baums haben einen bitteren Geschmack. Dieser kann aber verschleiert werden, wenn die Kerne zerdrückt und mit Gewürzen vermischt werden. Sie enthalten ein wirksames Herzgift namens Cerberin, das in seiner Struktur dem Digoxin gleicht, das im Fingerhut vorkommt.

Digoxin blockiert die Calzium-Ionen-Kanäle in der Herzmuskulatur, was den Herzschlag unterbricht. Während westlichen Toxikologen Fingerhut-Vergiftungen wohlbekannt sind, behauptet Gaillard, Pathologen wären nicht in der Lage, eine Cerbera-Vergiftung festzustellen, wenn sie nicht wüssten, dass das Opfer die Pflanze gegessen hat. "Es ist der perfekte Mord", so Gaillard. Drei Viertel der Cerbera-Opfer sind Frauen. Das Forschungsteam vermutet, dass es sich dabei oft um junge Ehefrauen handelt, die den hohen Ansprüchen mancher indischer Familien nicht entsprechen. Zudem dürften viele Mordfälle unentdeckt bleiben, die in Ländern begangen werden, wo die Pflanze nicht natürlicherweise vorkommt.

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