pte20010320061 in Leben

Zeitungsmacher reagieren abwartend auf "U-Express"

Axel Springer "hat in Österreich nichts vor"


U-Express
U-Express

Wien (pte061/20.03.2001/17:10) Vorsichtig und zurückhaltend sind die Reaktionen der Medienbranche auf den "U-Express" http://www.u-express.at ("future home of mediaprint.co.at") , die Gratistageszeitung der Mediaprint, die seit gestern in den U-Bahnstationen aufliegt. "Ein paar Wochen abwarten" und möglicherweise dann reagieren will der Verband der Regionalmedien Österreichs (VRM) http://www.vrm.at (im Aufbau), der 65 Gratiszeitungen in Österreich vertritt. Dies erklärte dessen Geschäftsführer Dieter Henrich gegenüber pressetext.austria. In Wien selbst sind u.a. die "Bezirkszeitung", das "Wiener Bezirksblatt", "Ihr Einkauf" und das "VOR-Magazin" Mitglieder der Vertretung. "Abwarten" will auch die norwegische Schibsted-Gruppe, wie Ekkehard Kuppel, Geschäftsführer der Zürcher 20 min Holding AG http://www.20min.ch , eines Ablegers der Norweger, gegenüber pte erklärte.

Sein Verlagshaus habe sich "noch kein abschließendes Urteil" gebildet, ob und wann Schibsted in Wien ein Gratiszeitungsprojekt starten könnte. Wien sei "eine attraktive Stadt" und "in den nächsten Wochen" könnte eine Entscheidung fallen, sagte Kuppel. Angst vor der Mediaprint-Konkurrenz habe er keine, da "20 Minuten" eine "Qualitätszeitung mit hohem journalistischem Anspruch" sei. Die Finanzierung sei auch gesichert, da dem Verlag für das Gratis-Zeitungsprojekt in mehreren europäischen Großstädten 77 Mio. Euro als Startkapital zur Verfügung stehen. Unter der Voraussetzung, dass die Zeitung in Wien starte, rechnet Kuppel mit einem Break Even in zwei Jahren. Für drei Gratiszeitungen sei Wien allerdings zu klein, meinte der Zeitungsmacher.

Kein Interesse an einem eigenen Gratiszeitungsprojekt in Wien hat hingegen der Axel Springer Verlag (ASV) http://www.asv.de . "Springer will verkaufen und nicht verschenken", erklärte Unternehmenssprecherin Edda Fels gegenüber pressetext.austria. Ihr Haus habe "in Österreich nichts vor", werde aber die Entwicklung beobachten. Das Drucken einer Gratiszeitung in Köln sei eine "Notwehrmaßnahme" gewesen. Und wo immer der Axel Springer Verlag "bedroht" werde, halte man auch weitere "Abwehrmaßnahmen" bereit, sagte Fels. Der ASV hält in Österreich 51 Prozent am Sportmagazin-Verlag, 65 Prozent an der Tiroler Tageszeitung und über diese weitere Anteile an Anzeigenblättern.

Vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) http://www.voez.at gebe es keine Stellungnahme zum U-Express, weil der VÖZ "die Vertretung der Kaufzeitungen in Österreich sei", sagte dessen Pressesprecher Hannes Schopf auf Anfrage von pte. Er rechne aber nicht damit, dass das Gratisblatt irgendeinen Einfluss auf das Kaufverhalten der Zeitungsleser haben könnte. Kritik am U-Express übt hingegen Hans Auer, der selbst an einem Gratisblatt arbeitet: "Die Zeitung verzichtet weitgehend auf aktuelle Informationen und hat weder ein TV- noch ein Kino- oder Veranstaltungsprogramm. Daher mein Gruß an potenzielle Investoren: Diese Verbindung aus dem Local hero und dem Rathausbeamten schnupfen wir mit links", meint Auer.

(Ende)
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