pte20000413010 in Forschung

Elektro-Pflaster "treibt" Medikament unter die Haut

Elektrode gibt Wirkstoffe ab


Mountain View (pte010/13.04.2000/10:30) Ein harmloses Haut-Pflaster aus den USA soll die Angst vor der Spritze überflüssig machen und Medikamente mindestens ebenso gut, wenn nicht effektiver in den Körper bringen als Pillen. Im Vergleich zu heute üblichen Wirkstoff-Pflastern strotzt das Stück allerdings förmlich vor High-Tech: Während bisher etwa ein Nikotin-Pflaster nur auf der Haut sitzt und quasi darauf wartet, dass der Wirkstoff passiv durch die Haut diffundiert, ritzen nun winzige Schneiden die Haut unmerkbar auf, und eine batteriebetriebene Elektrode sorgt dafür, dass der Wirkstoff tatsächlich und gezielt ins Körperinnere wandert.

"Man fühlt wirklich überhaupt nichts", berichtet Peter Daddona von der Entwicklerfirma ALZA Corp. http://www.alza.com/ im kalifornischen Mountain View. Das Feld winziger Schneiden besteht aus Titan-Folie, aus der Laschen von knapp einem Zehntel Millimeter herausgestanzt sind. Die Idee, Medikamente durch mikroskopisch kleine Löcher in der Haut zu transportieren, ist nicht neu - ALZA hat sie sich bereits vor 20 Jahren patentieren lassen, als allerdings die technischen Möglichkeiten noch nicht gegeben waren.

Über den Titanschneiden liegt im Pflaster das Medikamenten-Reservoir, darüber eine Membran, eine Schicht elektrisch leitenden Gels und zuletzt die Elektrode. Dies setzt die auch bereits einige Jahre alte Erkenntnis um, dass eine elektrische Spannung die Wirkstoffmoleküle durch die Haut treiben kann - ob mit oder ohne Löchern. Viele der Moleküle sind in Lösung elektrisch geladen und werden von einer Elektrode gleicher Ladung abgestoßen. Im Pflaster bedeutet das, dass sie sich in Richtung Gewebe in Bewegung setzen.

Kleine Moleküle, etwa von schmerzstillenden Medikamenten, wandern dadurch schnell und problemlos auch durch unverletzte Haut. Größere Moleküle wie Insulin benötigen die "vorgeritzten" Löcher, um die Barriere zu überwinden. Befürchtungen, dass die verletzte Haut auch unliebsame Gäste wie Bakterien hereinlassen könnte, haben sich bisher nicht bestätigt. Die Pflaster sind inzwischen in der dritten Phase klinischer Versuchsreihen, und die bisher 60 Testteilnehmer zeigten bisher keinerlei Anzeichen von Irritation oder Infektion. (wsa)

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