pte19991119001 in Business

Waldviertler "Milchkrieg" erregt Aufsehen

Bauern proben Aufstand gegen NÖM - Klagen im Markenstreit angedroht


Wien (pte) (pte001/19.11.1999/07:00) Die heimische Molkereibranche kommt seit dem EU-Beitritt nicht zur Ruhe. Bestes Beispiel dafür ist der Markenstreit im niederösterreichischen Waldviertel, der inzwischen auch in deutschen Fachblättern diskutiert wird. Im Waldviertel waren im Zuge der radikalen Sanierung der niederösterreichischen Molkerei (NÖM) sämtliche Molkereistandorte geschlossen und alles im Werk Baden konzentriert worden - mit der Folge, dass aus Kostengründen beispielsweise die Milch im Waldviertel nicht mehr täglich abgeholt wurde.

Daraufhin rebellierten 700 Milchbauern aus der Region Waidhofen und gründeten mit der "1. Waldviertler Molkerei Genossenschaft" ihre eigene Vermarktungsfirma. Trotzdem verkaufte die NÖM mit dem Argument "Wir haben genauso Lieferanten aus der Region" ebenfalls weiter Milch unter der Bezeichnung "Waldviertler". Weiteren Zündstoff erhielt der "Waldviertler Milchkrieg", als die junge Genossenschaft unter dem Namen "Täglich Waldviertel" mit Frischmilch und Joghurt in die Supermarkt-Regale drängte.

Das nahm NÖM-Marketingvorstand Walter Zörer zum Anlass, die "Original-Waldviertler"-Linie zu schaffen. Diese Strategie wiederum erboste die Waldviertler Genossenschaft, deren Obmann Ernst Starkl erklärte: "Die holen die Milch nur jeden zweiten Tag ab und führen sie dann nach Baden. Bis sie dann zum Konsumenten kommt, ist sie drei bis vier Tage alt. Unsere wird täglich abgeholt und ist frischer". Den Vorwurf Starkles, die Marke "Waldviertler" zu missbrauchen, konterte die NÖM mit der Androhung einer Klage.

Beim Handelsriesen Billa kann der Konsument beide "Waldviertler" kaufen, weil sich der Konzern in der Auseinandersetzung salomonisch verhält und beide Marken anbietet. Billa ist im übrigen seit der Teilübernahme von Meinl wichtigster Vertriebspartner der NÖM, die auch die Eigenmarke "Heidi" produziert, so dass die Nervosität der NÖM-Manager nicht wundert: Ohne eine Billa-Gesamtlistung für das Jahr 2000 könnte die bis jetzt erfolgreiche Sanierung bald schon vergessen sein. (LZnet)

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