Enzyme bleichen umweltverträglich
Stonewashed Jeans ohne Steine und Bleichen ohne "Chlor"
Dresden (pte) (pte009/04.03.1999/08:14) Tief dunkelblau dürfen die guten alten Blue Jeans schon lange nicht mehr aussehen. Steine in der Waschmaschine und aggressive Bleichmittel entfärben in den Jeans-Fabriken die Indigoblau gefärbten Hosen. Übrig bleiben dabei eine nicht unbeträchtlichen Menge an gefärbten Steinen und anderer chemischer Müll - eben Sondermüll, der teuer entsorgt werden muß. Das Sondermüllproblem können sogenannte enzymatische Behandlungen lösen. Enzyme (Eiweißverbindungen), die den Farbstoff Indigo entfärben, arbeiten so, daß keine größere Mengen an festem Sonderabfall anfallen. Professor Karl-Heinz van Pée vom Institut für Biochemie an der Technischen Universität Dresden http://www.tu-dresden.de/ und seine Arbeitsgruppe haben sich auf die Suche nach solchen kleinen Enzymen gemacht, die durch die Stoffasern hindurchdringen und auch waschfest sind. Das Ergebnis seiner Versuche sind die Eiweißstoffe Perioxidase.
Isoliert haben die Dresdner Wissenschaftler eine Peroxidase, die sehr viel kleiner als alle bisher bekannten Peroxidasen ist und auch für ein Eiweiß äußerst ungewöhnliche Eigenschaften zeigt. Sie kann gekocht werden, ist stabil gegenüber starken Basen und kann zudem viele Farbstoffe, darunter auch den Jeans-Farbstoff Indigo, entfärben. Vorstellbar ist auch, mit diesem Enzym andere farbige Abwässer der Textilindustrie zu reinigen. Dieses Beispiel zeigt, daß die Natur noch viele hilfreiche und umweltverträgliche Entdeckungen aufzuweisen hat, die in der Umwelttechnik und im -schutz eingesetzt werden können.
Ein weiteres Beispiel der Arbeitsgruppe von Professor van Pée ist die umweltschonende Bildung chlorierter und bromierter organischer Verbindungen. In der Chemie wird in der Regel freies Chlor für die Synthese chlorierter Substanzen verwendet. Durch Nebenreaktion entstehen unerwünschte und oft giftige chlorhaltige Verbindungen, deren Entsorgung große Probleme bereitet und eventuell sogar zur Bildung von Dioxinen führen kann. Die Natur kann aber auch chlorieren und tut dies sogar sehr oft, allerdings viel schonender als der Chemiker: Ausgangsstoff für das in der Natur vorkommende Chlorieren ist einfaches Kochsalz, daß das Chloridion spezifisch und selektiv in organische Moleküle einbaut. So entstehen zum Beispiel so wichtige Antibiotika wie Vancomycin und Chlortetracyclin. Enzyme, die Chloridionen einbauen können, wurden jüngst in Bakterien entdeckt und sollen nun für die umweltschonende Bildung von hochwertigen Chemikalien, wie etwa Pharmazeutika und anderer Wirkstoffe eingesetzt werden. Informationen: TU Dresden, Institut für Biochemie, Prof. Karl-Heinz van Pée, Tel.: 0049/3 51/463-4494 , E-Mail: Karl-Heinz.vanPee@chemie.tu-dresden.de (idw)
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