Deutsche Biometrie-Software für Folterstaaten
Hamburger Unternehmen exportiert Fingerabdruck-Software - Amnesty entsetzt
Wien (pte) (pte009/14.11.1998/17:06) Nach den indonesischen wird das Hamburger Softwarehaus Dermalog Identification Systems jetzt auch die Behörden Brasiliens mit einem Erkennungssystem für Fingerabdrücke ausrüsten (Auftragswert: 20 Mio. D-Mark für Pilotsystem). Den Personaldaten von 150 Millionen Brasilianern wird ein aus den Fingerabdrücken gewonnener Code beigeordnet, der "falsche Identitäten und die Ausstellung doppelter oder verkehrter Ausweise" verhindern soll.
Amnesty International findet diese Form Entwicklungshilfe äußerst bedenklich, da in Brasilien Folter, Mord und andere Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung stünden, die vor allem Arme, Kinder und Obdachlose treffen. In Indonesien komme es, so Amnesty-Sprecher Harald Gesterkamp, seit Jahren "zu den drastischsten Verstößen gegen Menschrechte überhaupt, nämlich "zu Völkermord, politischem Mord, systematischer Folter", woran sich auch unter der neuen Regierung grundsätzlich nichts geändert habe.
Wolfgang Bee, Marketingleiter von Dermalog mag das "so nicht nachvollziehen. In Brasilien haben wir in erster Linie mit den Verkehrsbehörden zu tun", in Indonesien werde "nur eine auf Papier existierende Datenbank" in elektronische Form übergeführt und mit dem Erkennungssystem für Fingerabdrücke nachgerüstet. Im übrigen lägen für die beiden genannten Länder Genehmigungen des Bundesausfuhramtes vor, das auch gegen eine "Testinstallation" des Systems im Iran nichts einzuwenden hatte.
Auf die Frage, ob Dermalog grundsätzlich auch geschäftliche Beziehungen mit Staaten unterhalte, in denen Mord und Folter nicht an der Tagesordnung seien, führte Bee Japan, Österreich und Deutschland an. http://www.telepolis.de/tp/ Dermalog-Chef und Systemerfinder Günther Mull argumentiert den wachsenden Markt für seine Produkte damit, daß die Datenschützer immer größeren Wert auf die eindeutige Zugriffsbegrenzung für bestimmte Daten forderten, und die sei nur durch den Fingerabdruck möglich. Info: 0049/40/2795961
(Ende)Aussender: | pressetext.austria |
Ansprechpartner: | ws |
Tel.: | 01/402 48 51 |
E-Mail: | redaktion@pressetext.at |
Website: | pressetext.at |