pte20181024017 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Menschenaffen riechen Freunde wie Feinde

Deutsch-britisches Forscher-Team hat Geruchstests mit Urinproben im Zoo Leipzig durchgeführt


Schimpansen erkennen sich am Geruch (Foto: zoo-leipzig.de , Stefanie Henkel)
Schimpansen erkennen sich am Geruch (Foto: zoo-leipzig.de , Stefanie Henkel)

Leipzig (pte017/24.10.2018/11:30) Schimpansen nutzen nicht, wie bislang angenommen, vor allem ihre Augen, sondern hauptsächlich ihren Geruchssinn, um neue Dinge zu erkunden. Diese Fähigkeit bringen die Tiere auch zur Anwendung, um Gruppenmitglieder und Verwandte am Geruch zu erkennen. Das haben Forscher der Universität Leipzig http://uni-leipzig.de , des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie http://www.eva.mpg.de und der Durham University bei Verhaltensstudien im Zoo Leipzig herausgefunden.

Eindeutige Unterscheidung

Die Wissenschaftler haben den Mitgliedern zweier Schimpansengruppen Urin von Gruppenmitgliedern, fremden Artgenossen und eine geruchslose Kontrolle präsentiert. Die Proben befanden sich jeweils in luftdurchlässigen Plexiglasboxen; die Verhaltensreaktionen der Schimpansen wurden auf Video aufgezeichnet. Das Ergebnis: Die Schimpansen haben länger am Urin als an der Kontrolle gerochen - ein Hinweis darauf, dass sie den Geruch anderer Schimpansen wahrnehmen können. Noch wichtiger: Sie konnten zwischen Gruppenmitgliedern und Fremden unterscheiden, wobei sie länger an der Duftprobe schnüffelten, wenn es sich um fremde Artgenossen handelte, die nicht zu ihrer Gruppe gehörten.

"Schimpansen sind sehr territorial und Begegnungen zwischen verschiedenen Gruppen verlaufen meist aggressiv - tatsächlich werden Tiere aus anderen Schimpansen-Gemeinschaften im Freiland manchmal sogar getötet. Duftspuren könnten ihnen dabei helfen, andere Tiere zu lokalisieren und zu ermitteln, ob sie zu ihrer eigenen oder einer anderen Gruppe gehören. Das wirkt sich auf Überleben und Fitness der Tiere positiv aus", sagt Erstautorin Stefanie Henkel von der Universität Leipzig und dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.

Prinzip auch beim Menschen

"Die Fähigkeit, Verwandte zu erkennen, ist äußerst wichtig. Sie ermöglicht es den Tieren, geeignete Koalitionspartner auszuwählen und zu vermeiden, dass sie sich mit nahen Verwandten paaren oder ihren eigenen Nachwuchs töten", erklärt Co-Autorin Jo Setchell. "Es gibt Hinweise darauf, dass auch Menschen den Geruch ihrer Verwandten erkennen können, sogar schon als Neugeborene. Wir haben also anscheinend gute olfaktorische Fähigkeiten beibehalten, obwohl wir - genau wie unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen - normalerweise keine Duftmarken setzen und uns das spezialisierte olfaktorische System fehlt, welches man bei vielen anderen Tieren findet."

(Ende)
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