pte20221114002 Umwelt/Energie, Produkte/Innovationen

Meerwasser wird zum neuen Chemierohstoff

Forscher der TU Delft betonen Nebeneffekt einer neuartigen Entsalzungsanlage auf Lampedusa


Aus salzigem Meerwasser gewonnenes Magnesiumhydroxid (Foto: tudelft.nl)
Aus salzigem Meerwasser gewonnenes Magnesiumhydroxid (Foto: tudelft.nl)

Delft/Lampedusa (pte002/14.11.2022/06:05)

Auf Lampedusa produziert eine Demonstrationsanlage aus Meerwasser jetzt Trinkwasser, Salz und Chemikalien für die Industrie. Forscher der Technischen Universität Delft (TU Delft) haben das System federführend mitentwickelt. Das neue Konzept soll die zunehmende Gewinnung von Trink- aus Meerwasser umweltverträglicher machen. Heute wird nur das von solchen Anlagen produzierte Trinkwasser genutzt. Stark salzhaltige Sole, die bei den Prozessen übrigbleibt, wird wieder ins Meer geleitet, sodass die Salzkonzentration rund um die Einleitstelle so groß ist, dass sie das tierische und pflanzliche Leben massiv beeinträchtigt.

Abwärme lindert Energieproblem

Auf der Suche nach dem umweltverträglichsten Weg zur Herstellung von entsalztem Wasser hat sich das örtliche Energieunternehmen SELIS dem Projekt "Water Mining" angeschlossen, das von Dimitris Xevgenos, Mark van Loosdrecht und Patricia Osseweijer von der TU Delft geleitet wird. Gemeinsam mit der Doktorandin Rodoula Ktori und dem Postdoktoranden Marcos Rodriguez-Pascual haben die Forscher eine Demonstrationsanlage mit einer Gesamtkapazität von 50.000 Litern pro Tag entwickelt. "Wir gewinnen hier hochwertiges Frischwasser, Salze und Chemikalien", sagt Xevgenos. Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs werde durch Abwärme aus dem nahe gelegenen Wärmekraftwerk gedeckt.

Die Wertstoffe werden in einem mehrstufigen Verfahren gewonnen. Im ersten Schritt wird das Meerwasser mithilfe der Nanofiltration, einer Technologie der niederländischen Firma Lenntech, von Fremdkörpern befreit. Dann wird es in einem thermischen Verdampfer konzentriert. Der Dampf wird aufgefangen und zu Trinkwasser kondensiert. Aus der hochkonzentrierten Sole werden Salze, darunter das unter anderem für die Abwasserbehandlung wichtige Magnesiumhydroxid, mit einer Kristallisationstechnologie der TU Delft gewonnen.

Vorarbeit für Großanlage auf Zypern

Die innovative Anlage auf Lampedusa soll Vorläufer einer Installation auf Zypern sein. Dort sollen Meerwasser, Salze und Chemikalien im großen Stil hergestellt werden. Alle Produkte können auf der Insel selbst verbraucht werden. An der Energieversorgung müssen die Beteiligten allerdings noch arbeiten. Allein mit Abwärme von Kraftwerken wird es nicht gehen. Aufgrund der geografischen Lage böte sich solare Wärme an - auf Lampedusa übrigens auch.

(Ende)
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