pte20230706004 in Leben

Krebszellen werden zu Selbstmördern

Israelische Forscher wollen Weg ebnen für neue Art der Krankheitsbekämpfung


Lipidkapsel mit gefälschten Bauplänen (Bild: tau.ac.il)
Lipidkapsel mit gefälschten Bauplänen (Bild: tau.ac.il)

Tel Aviv (pte004/06.07.2023/06:15)

Wissenschaftler der Universität Tel Aviv haben eine Art Trojanisches Pferd entwickelt, das in Krebszellen eingeschleust wird. Dort verändert es die Baupläne für die Produktion von Proteinen. Statt für die Zellen hilfreiche Stoffe herzustellen sind es jetzt Gifte, die sich gegen die Krebszellen selbst wenden – diese werden gewissermaßen zu Selbstmördern. Die Forscher glauben, dass ihre Entdeckung den Weg zu einer völlig neuen Art der Krebsbekämpfung ebnet.

Auf den Bauplan kommt es an

In allen lebenden Zellen befinden sich Ribosomen, die im Wesentlichen winzige Fabriken sind, die Proteine produzieren. Welche Proteine sie herstellen, hängt von den "Bauplänen" ab, die sie erhalten, und diese stammen von Boten-RNA-Molekülen (mRNA). Bisher versuchten Krebsforscher, mRNA zu entwickeln, um Proteine herzustellen, die die von Tumoren gebildeten Proteine nachahmen und so dazu beitragen, eine Immunantwort des Körpers gegen den Krebs auszulösen.

Die Wissenschaftler wählten einen anderen Weg. Sie luden den Botenmoleküle Baupläne auf, die die Krebszellen dazu bringen sollten, ein für sie selbst tödliches Gift zu produzieren. Diese "gefälschten" mRNA-Moleküle verpackten die Forscher in Lipid-Nanopartikel und injizierten sie in Tumorzellen. Die Forscher glauben, dass diese gezielte Methode effektiver und nebenwirkungsärmer ist als eine Chemotherapie, die ungewollt viele gesunde Zellen schädigt. Ähnlich funktionieren die effektivsten Impfstoffe gegen COVID-19. Sie enthalten Baupläne für Moleküle, die Corona-Viren täuschen.

Resistenzen ausgeschlossen

"Mit einer einfachen Injektion in das Tumorbett können wir Krebszellen dazu bringen, 'Selbstmord zu begehen', ohne gesunde Zellen zu schädigen", erläutert Hauptautor Dan Peer. "Außerdem können Krebszellen keine Resistenzen gegen unsere Technologie entwickeln, wie es bei einer Chemotherapie oft der Fall ist, weil wir immer ein anderes natürliches Toxin verwenden können."

In Versuchen an Mäusen mit Melanomen wurden nach einer einzigen Injektion zwischen 44 und 60 Prozent der Krebszellen zerstört. Das Tumorwachstum verlangsamte sich und die Mäuse zeigten signifikant verbesserte Überlebensraten gegenüber Kontrollmäusen. Bei den Tieren wurden keine nachteiligen Wirkungen beobachtet. Klinische Studien sind in Vorbereitung, um herauszufinden, ob das Verfahren auch Menschen hilft.

(Ende)
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