pte20220113014 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Impfung: Richtige Sprache schafft Vertrauen

Bilinguale Studie in Hongkong zeigt erhöhte Bereitschaft zur Immunisierung bei mehr Info-Angebot


COVID-19-Impfstoff: Sprache schafft Vertrauen (Foto: WiR_Pixs, pixabay.com)
COVID-19-Impfstoff: Sprache schafft Vertrauen (Foto: WiR_Pixs, pixabay.com)

Exeter (pte014/13.01.2022/10:30)

Eine zögerliche Impfbereitschaft könnte durch das Bereitstellen von Gesundheitsinformationen in einer Fremdsprache verringert werden. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der University of Exeter https://www.exeter.ac.ukgekommen. Wurden zwei Gruppen die gleichen Informationen über Impfungen in zwei verschiedenen aber vertrauten Sprachen präsentiert, entsprach das Benutzen einer Sprache einer um 7 Prozent höheren Anzahl von Menschen, die sagten, sie würden sich impfen lassen. Gleichzeitig gaben 7 Prozent weniger Teilnehmer an, nicht sicher zu sein, ob sie beabsichtigten sich impfen zu lassen.

Das Team unter der Leitung von Janet Geipel wies nach, dass eine einfache Intervention über die Sprache über das Potenzial verfügt, die Impfzahlen zu steigern. Das gilt vor allem für zweisprachige Bevölkerungsgruppen. Die Studie wurde in Hong Kong durchgeführt, wo viele Einwohner das muttersprachliche Kantonesisch verwenden aber auch Englisch sprechen. Beide Sprachen sind Amtssprachen. Hong Kong wurde ausgewählt, das es mit einer großen bilingualen Population und zum Zeitpunkt der Durchführung von März bis April 2021 einer relativ geringen Impfrate eine ideale Fallstudie darstellte.

[b]Studie in Hong Kong[/b]

Die Forscher stellten 611 ungeimpften chinesischen Einwohnern von Hong Kong Informationen zur Impfung zur Verfügung. Jede Person erhielt die genau gleichen Informationen nach dem Zufallsprinzip entweder auf Kantonesisch oder auf Englisch. Zuvor war sichergestellt worden, dass die Teilnehmer in beiden Sprachen über eine angemessene Kompetenz verfügten.

Teilnehmer, die Infomaterial über die Impfung auf Englisch lasen, zeigten in der Folge eine höhere Bereitschaft sich impfen zu lassen als jene, die sie auf Kantonesisch erhalten hatten. Der Prozentsatz der Personen, die angaben, sich nicht impfen zu wollen, war in beiden Gruppen ungefähr gleich hoch. Bilinguale Bevölkerungsgruppen gibt es auf der ganzen Welt. Die Kontexte, in denen die verschiedenen gesprochenen Sprachen eingesetzt werden und die geistigen Assoziationen die mit ihnen verbunden werden, weisen von Fall zu Fall große Unterschiede auf.

Laut den Forschern könnte eine Sprache mit mehr öffentlichem Vertrauen in Verbindung gebracht werden als die andere. Daher sollte diese Sprache bei der Kommunikation über Themen wie Impfungen eingesetzt werden. Die Wissenschaftler argumentieren auch, dass ihre Erkenntnisse nicht nur im Rahmen einer Fallstudie gesehen werden sollten, sondern als Beleg für die Kraft der Sprache als Mittel um Vertrauen ganz allgemein zu stärken. Sie schlagen vor, dass die Sprachwahl als eine der möglichen Interventionen angesehen werden sollte, die helfen die Impfzahlen zu erhöhen. Dabei wird berücksichtigt, wie Menschen wahrscheinlich Informationen wahrnehmen und wie Gesundheitsbehörden es besser schaffen können, das Vertrauen herzustellen, das für das Erreichen von positiven Ergebnissen notwendig ist.

[b]Jeder Prozentpunkt zählt[/b]

Laut Mit-Autor Boaz Keysar von der University of Chicago klingen 7 Prozentpunkte vielleicht nicht nach viel. Im Kontext der Maßnahmen sei das aber tatsächlich viel. „Es ist es wert getan zu werden, da 7 Prozent von 10 Millionen Menschen sehr viele Menschen sind." Die Forscher gehen davon aus, dass die gleichen Ergebnisse in jedem Land erzielt werden können. Voraussetzung dafür ist, dass die Wahl der Sprache mit Vertrauen in Verbindung steht. Geipel erläuterte, dass es sein könnte, dass in Europa für die Immigranten der ersten Generation Gesundheitsinformationen in ihrer Muttersprache vertrauenswürdiger sind als Informationen in der örtlichen Sprache.

[b]Zahlreiche Einsatzgebiete[/b]

Über Impfungen hinausgehend, könnte das kritische Nachdenken über die Sprachwahl weltweit dafür eingesetzt werden, Informationen in Vielzahl von Zusammenhängen zur Verfügung zu stellen, um für Sicherheit und ein besseres Lebens zu sorgen. Ein möglicher Einsatzbereich ist zum Beispiel die Krebsvorsorge. Geipel betonte jedoch, dass die Muttersprache und Fremdsprachen einflussreich sein können. „Der Schlüssel ist, dass Sprache eingesetzt werden kann, um Vertrauen zu schaffen." Die Forschungsergebnisse wurden in „Scientific Reports" veröffentlicht.

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