pte20110923018 in Leben

Hexenzauber im Alten Orient penibel dokumentiert

Tontafeln beschreiben Erkennung und Therapie von Schwarzer Magie


Assyrischer Löwe: Antike Bürokratie beschrieb Zauber (Foto: pixelio.de/Schütz)
Assyrischer Löwe: Antike Bürokratie beschrieb Zauber (Foto: pixelio.de/Schütz)

Würzburg (pte018/23.09.2011/13:35) Schwarze Magie gilt in einigen Kulturen als Auslöser für Krankheiten. Der Hexenglaube ist bis heute vor allem in afrikanischen oder karibischen Gesellschaften anzutreffen. Im Alten Orient war der Glaube an Schwarze Magie eine Selbstverständlichkeit. Alte Keilschriften, in denen es um die Diagnose und Therapie von durch Schadenszauber verursachte Leiden geht, hat der Altorientalistiker Daniel Schwemer von der Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de entziffert.

Hexerei auf Tontafeln

"Es gibt zahlreiche Ritualvorschriften, Beschwörungen und Heilmittelvorschriften, die die Anschauungen und Praxis der mesopotamischen Heilkunde und Beschwörungskunst zeigen", so der Forscher gegenüber pressetext. Die Texte stammen vor allem aus Tontafelsammlungen des 1. und 2. Jahrtausends vor Christi Geburt aus dem Gebiet Babyloniens und Assyriens. Der Altorientalist untersucht, woran man glaubte, eine Behexung zu erkennen und mit welchen Mitteln der Patient geheilt hätte werden können.

Fündig wurde er unter anderem bei den Hethitern, deren Bürokratie unzählige Ritualvorschriften und Verwaltungstexte erstellten. Sie sollten die korrekte, den Göttern gefällige Durchführung des Kults in den Heiligtümern des Landes garantieren. "Die Texte geben wertvolle Auskunft über die Organisation des hethitischen Staates und seiner Verwaltung, über hethitische Kulttopographie, Tempelkult und Kultkalender und über die hethitische Königs- und Herrschaftsideologie", sagt Schwemer.

Verbreitung auch in Eingottreligionen

Dabei musste die korrekte Anbetung mehrer Götter festgehalten werden. Denn: "Die mit Hexen und Schadenzauber assoziierten Vorstellungen, die ich untersuche, sind sämtlich in polytheistische Religionssysteme eingebettet", erklärt Schwemer. Doch auch innerhalb monotheistischer Religionssysteme seien ähnliche Vorstellungen von Vielgötterei verbreitet. Diese gingen häufig mit dualistischen Konzepten einher, wie etwa Hexerei im Bund mit dem Teufel als bösen Gegenspieler der monotheistischen Gottheit. "Insoferen sind 'Monotheismus' und 'Hexenglauben' kein Gegensatzpaar, das man voneinander abheben könnte", so der Experte.

(Ende)
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