pte20181212001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Herzinfarkt: Frauen holen nicht sofort Hilfe

Daten von 4.360 Patienten genau untersucht - Andere Symptome führen oft zu Verzögerungen


Vitalwerte: Frauen holen meistens erst später Hilfe (Foto: pixelio.de, hamma)
Vitalwerte: Frauen holen meistens erst später Hilfe (Foto: pixelio.de, hamma)

Zürich (pte001/12.12.2018/06:00) Frauen sollten sofort den Krankenwagen rufen, wenn sie Symptome eines Herzinfarkts bemerken. Forscher des Züricher Stadtspitals Triemli http://stadt-zuerich.ch/triemli konnten in einer Studie nachweisen, dass Frauen deutlich länger damit warten als Männer. Ischämische Herzkrankheiten sind die führende Todesursache bei Frauen und Männern. Allerdings hält sich die falsche Vorstellung, dass Herzinfarkte ein "Männerproblem" sind. Durchschnittlich sind Frauen acht bis zehn Jahre älter, wenn sie einen Herzinfarkt erleiden. Dabei haben sie andere Symptome als Männer. Aber auch Frauen profitieren laut den Forschern entscheidend von einer raschen Behandlung.

Infarkt bei Frauen anders

Der Kardiologe Matthias Meyer hält es für denkbar, dass Frauen länger mit einer Behandlung warten, weil sie davon ausgehen, dass Herzinfarkte normalerweise bei Männern auftreten. Schmerzen im Brustbereich und im linken Arm sind die bekanntesten Symptome. "Frauen und Männer erleben bei einem Herzinfarkt die gleichen Schmerzen, sie können jedoch anders lokalisiert sein." Personen mit den bekannten Symptomen gingen eher davon aus, dass es sich um einen Infarkt handle. "Frauen haben jedoch häufig Schmerzen im Rücken, den Schultern oder dem Magen."

Für die Studie haben die Experten die Daten von 4.360 Patienten analysiert. Dabei handelte es sich um 967 Frauen und 3.393 Männer, die im Stadtspital Triemli mit einer entsprechenden Diagnose behandelt wurden. Der untersuchte Behandlungszeitraum reichte dabei von 2000 bis 2016. Bei Männern und Frauen konnte kein Unterschied beim Zeitraum festgestellt werden, der verging, bis das blockierte Blutgefäß im Krankenhaus geöffnet wurde. Heute erhalten laut Meyer alle Patienten rascher einen Stent als in der Vergangenheit.

Frauen warten 37 Minuten länger

Der Zeitraum zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und dem Kontaktieren des Krankenhauses nahm bei Männern in diesen 16 Jahren leicht ab. Bei Frauen veränderte er sich jedoch nicht. Frauen warteten durchschnittlich 37 Minuten länger, bevor sie Hilfe holten. Klinische Anzeichen eines anhaltenden Schmerzes im Brustbereich führten bei Männern zur rascheren Behandlung. Das galt jedoch nicht für Frauen. "Frauen mit einem Herzinfarkt scheinen ihre Symptome weniger wahrscheinlich auf eine Krankheit zurückzuführen, die sofort behandelt werden muss."

Die Sterblichkeit im Krankenhaus war bei Frauen mit 5,9 Prozent deutlich höher als bei Männern mit 4,5 Prozent. Verzögerungen spielten nach Berücksichtigung zahlreicher Faktoren keine Rolle. Wie von dem Experten erwartet, erhöhten akute Komplikationen die Sterblichkeit eher als Verzögerungen. "Wir wissen jedoch aus früheren Studien, dass sich Verzögerungen auf die langfristige Sterblichkeit auswirken können", so Meyer.

Laut dem Experten zählt bei einem Herzinfarkt jede Minute. Symptome, die mehr als 15 Minuten anhalten, müssen unbedingt ernst genommen werden. Die bekannten Symptome seien häufig von Übelkeit, kaltem Schweiß, Schwäche, Atemnot oder Angstgefühlen begleitet. Die aktuellen Ergebnisse wurden im "European Heart Journal: Acute Cardiovascular Care" veröffentlicht.

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