pte20120824025 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Gehirnschäden durch Narkose weiter unbewiesen

Analyse von knapp 3.000 Kindern widerlegt eindeutigen Zusammenhang


Narkosemittel: kann, muss jedoch keine Folgen haben (Foto: pixelio.de, S. Media)
Narkosemittel: kann, muss jedoch keine Folgen haben (Foto: pixelio.de, S. Media)

New York/Berlin (pte025/24.08.2012/13:50) Kleinkinder, die aufgrund einer Operation unter Narkose gesetzt wurden, weisen ersten Erkenntnissen nach Entwicklungsstörungen auf. Anästhesist Caleb Ing von der Columbia University http://columbia.edu und sein Team untersuchten dazu den Zusammenhang zwischen Lernstörungen und Narkoseerfahrung. Die Mediziner sahen sich 2.868 Kleinkinder an, die zwischen 1989 und 1992 geboren wurden. 321 haben in den ersten drei Lebensjahren eine Operation hinter sich gebracht und wurden hierfür unter Narkose gesetzt.

Keine motorischen Folgen

Die Forscher stellten fest, dass Kinder mit Narkoseerfahrung zu 87 Defizite in ihrer Sprachentwicklung aufwiesen. 70 Prozent zeigten Wahrnehmungsstörungen. "Wir fanden heraus, dass nicht alle Teile des Gehirns gleichmäßig betroffen sind: Die Sprache und das abstrakte Denken waren mehr betroffen von einer früheren Anästhesie. Die motorischen Fähigkeiten der Kinder waren nicht gestört", sagt Ing.

"Derzeit besteht kein Grund zur Panik", sagt Jochen Strauß, Chefarzt für Anästhesie in der Helios-Klinik für Anästhesie, perioperative Medizin und Schmerztherapie in Berlin http://helios-kliniken.de sowie Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin http://dgai.de , gegenüber pressetext.

Im Tierexperiment mit jungen Ratten könne man zwar eine Hirnschädigung durch Narkosemittel feststellen. Der Verzicht auf eine Schmerztherapie würde andererseits schwere physische und emotionale Folgen haben. Strauß empfiehlt in den ersten drei Lebensjahren keine verschiebbaren Operationen durchführen zu lassen.

OPs so lange wie möglich verschieben

Auch Anästhesist Ing empfiehlt den betroffenen Eltern auf eine Operation bei Babys zu verzichten - so lange das möglich ist. Zwar zeigen Kinder, die mehr als zwei Narkosen im Kleinkindalter hatten, Verhaltensstörungen und Lerndefizite auf, die Forscher konnten aber nicht abschließend beurteilen, ob es da einen Kausalzusammenhang gibt.

"Der Finger steht auf 'Hab-Acht'", sagt Strauß. Aber: "Es gibt kaum Hinweise, dass eine kompetent durchgeführte, klinisch gut überwachte Anästhesie mit modernen, kurz wirksamen Anästhetika negative Auswirkungen wie kognitive Entwicklungsstörungen oder Lernbehinderungen mit sich bringt", so der Mediziner. Laut den US-Forschern ist die aktuelle Studienlage am Menschen noch nicht aussagekräftig genug, um einen klaren Zusammenhang zwischen Anästhesie und Gehirnschäden zu konstatieren.

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