pte20210812001 in Leben

Depression: Wirkung von Ketamin erforscht

Karolinska Institutet klärt Wirkweise - Suche nach Alternativen zu klassischen Antidepressiva


Depression: Medikamente wirken nicht immer (Foto: pixabay.com, Free-Photos)
Depression: Medikamente wirken nicht immer (Foto: pixabay.com, Free-Photos)

Stockholm (pte001/12.08.2021/06:00)

Die Entdeckung, dass das Anästhetikum Ketamin Menschen mit schweren Depressionen helfen kann, hat Hoffnungen für neue Behandlungsmöglichkeiten aufkommen lassen. Forscher des Karolinska Institutet https://ki.se/enhaben jetzt neue mechanistische Erkenntnisse dazu erzielt, wie das Medikament seine Wirkung erzielt. 

Laut der Weltgesundheitsorganisation sind Depressionen weltweit eine führende Ursache für Behinderung. Von der Krankheit sind weltweit jährlich mehr als 360 Millionen Menschen betroffen. Das Risiko einer Erkrankung wird durch genetische und umweltbedingte Faktoren beeinflusst. Die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva wie SSRIs beeinflussen über Monoamine die Signalübertragung im Gehirn. Es kann jedoch lange dauern bis dieser Medikamente wirken. Bei mehr als 30 Prozent der Betroffenen stellt sich jedoch keine Wirkung ein. 

Die Notwendigkeit neuer Arten von Antidepressiva mit einer schnelleren und breiteren Wirkung ist daher mehr als gegeben. Das Anästhetikum Ketamin gilt als wichtiger Durchbruch. Es steht seit einigen Jahren in Form eines Nasensprays für die Behandlung von hartnäckigen Depressionen zur Verfügung. Anders als klassische Antidepressiva beeinflusst Ketamin die Signalübertragung über das Glutamat-System. Es ist jedoch nicht erforscht, wie genau die antidepressive Wirkung vermittelt wird. Hat das Medikament eine Wirkung, lindert es die depressiven Symptome und Selbstmordgedanken sehr rasch. Ketamin kann jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen kommen. Zusätzlich besteht das Risiko eines Missbrauchs. 

[b]Freisetzung von Glutamat verringert[/b]

Die Forscher wollten besser verstehen, wie Ketamin wirkt, um Substanzen zu finden, die die gleiche rasche Wirkung ohne diese Nebenwirkungen haben. Dafür wurden die molekularen Mechanismen untersucht, die für die Wirkung verantwortlich sind. Mittels Experimenten mit Zellen und Mäusen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Ketamin die so genannte präsynaptische Aktivität und die anhaltende Freisetzung des Neurotransmitters Glutamat verringerte. 

Laut dem Letztautor Per Svenningsson wurde eine erhöhte Glutamatfreisetzung mit Stress, Depressionen und anderen affektiven Störungen in Zusammenhang gebracht. Daher könnten verringerte Glutamatwerte die Wirkung von Ketamin teilweise erklären. Werden die Nervensignale übertragen, erfolgt die Übertragung von einer Nervenzelle zur nächsten über Synapsen, eine kleine Lücke in der sich die beiden Neuronen treffen. Die Forscher konnten auch nachweisen, dass Ketamin die AMPA-Rezeptoren direkt stimuliert, die postsynaptisch angeordnet sind. Dabei handelt es sich um jenen Teil der Nervenzelle, der Signale erhält und das führt zur einer erhöhten Ausschüttung des Neurotransmitters Adenosin, der die präsynaptische Glutamatfreisetzung unterdrückt. Die Wirkung von Ketamin könnte von den Forschern auch durch die Blockierung der präsynaptischen Adenosin-A1-Rezeptoren entgegengewirkt werden. Laut Svenningsson legt das nahe, dass die antidepressive Wirkung von Ketamin durch einen Feedback-Mechanismus reguliert werden kann. Das seien neue Erkenntnisse, die zumindest teilweise die rasche Wirkung von Ketamin erklären können. Die Forschungsergebnisse wurden in „Molecular Psychiatry" veröffentlicht. 

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|