pte20110628013 Medizin/Wellness

Chirurgische Instrumente aus Pakistan in der Kritik

Qualität immer wieder mangelhaft, zu wenig Kontrolle bei Händlern


Skalpell: Hygiene bei Herstllung in der Kritik (Foto: aboutpixel.de/mp3_master)
Skalpell: Hygiene bei Herstllung in der Kritik (Foto: aboutpixel.de/mp3_master)

London (pte013/28.06.2011/11:10) Chirurgische Instrumente aus Pakistan, die nicht dem medizinischen Standard entsprechen, setzen britische Patienten der Gefahr tödlicher Verletzungen und Infektionen aus. BBC Panorama http://news.bbc.co.uk/panorama hat Fehler wie rauhe Kanten, Materialfehler im Stahl, die zu Absplitterungen führen können und korrodierte Metalle nachgewiesen. Alle chirurgischen Instrumente müssen den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Aber nur eine der mehr als 180 zuständigen Einrichtungen des National Health Service NHS http://www.nhs.uk führt genaue Tests an jedem Instrument durch. Barts and the London NHS Trust http://www.bartsandthelondon.nhs.uk erklärte dabei fast 20 Prozent der Instrumente für unsicher.

Tom Brophy, der zuständige Experte, betonte, dass fehlerhafte Instrumente das Leben von Patienten gefährden oder zu schweren Verletzungen führen können. Diese Fehler treten mittlerweile so häufig auf, dass er begonnen hat sie zu dokumentieren. Es besteht zwar die Möglichkeit, die beanstandeten Instrumente an den Hersteller zurückzugeben. Es kann jedoch nicht verhindert werden, dass sie an andere Krankenhäuser weiterverkauft werden.

Mindere Qualität

Chirurgische Instrumente von schlechter Qualität gelten als eine der wahrscheinlichen Ursachen von MRSA-Infektionen. Scharfe Stahlkanten verursachen mikroskopisch kleine Löcher in den OP-Handschuhen. Instrumente von minderer Qualität verfügen über fehlerhafte Oberflächen in denen sich Gewebe und Körperflüssigkeit ablagern kann. Damit entsteht eine weitere mögliche Infektionsquelle.

Alle 916 Unternehmen, die in Großbritannien chirurgische Instrumente herstellen oder vertreiben, müssen bei der Medicines and Health Care Products Regulatory Agency (MHRA) http://www.mhra.gov.uk registriert sein. Die Verantwortung für die Qualität liegt jedoch bei den Handelsfirmen und den Herstellern. Weder das NHS noch die MHRA verlangen von den Firmen, dass sie die Hersteller überprüfen. In einer Stellungnahme erklärte die MHRA, dass es keine Beweise dafür gebe, dass Instrumente von minderer Qualität seitens des NHS eingesetzt würden. Bei Vorliegen derartiger Beweise verfüge die Organisation über eine ganze Reihe von Sanktionsmöglichkeiten.

Fehlen von Hygiene und Qualitätskontrolle

Brophy hat jedoch nicht nur Instrumente aufgrund mangelnder Qualität abgelehnt. Ihm wurden auch gebrauchte Instrumente angeboten, die trotz Blutspuren als neu verkauft werden sollten. Zwei Drittel aller chirurgischen Instrumente werden in Sialkot im Norden Pakistans hergestellt. 70 Prozent der in Großbritannien registrierten Hersteller sind in dieser Stadt beheimatet. Einige der größeren Unternehmen arbeiten mit modernen Anlagen und einer rigorosen Qualitätskontrolle. BBC Panorama fand jedoch Belege dafür, dass in kleineren Firmen nicht einmal Lupen bei der Qualitätskontrolle eingesetzt werden.

Andere Unternehmen lagerten die Produktion in einige der rund 3.000 Werkstätten in Hinterhöfen aus. Dort zeigten Aufnahmen mit versteckter Kamera, das komplette Fehlen von Hygiene und Qualitätskontrolle. Der Regierungsberater Brian Toft erklärte, dass die Zuständigen britischen Stellen in Ohnmacht fallen würden, wenn sie wüssten unter welchen Bedingungen diese chirurgischen Instrumente hergestellt werden. Er kann sich nicht vorstellen, dass das NHS davon eine Ahnung hat.

(Ende)
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